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HAMSTERN

Panik statt Mehl

von Isabella Müller-Reinhardt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser rät zu Notvorrat? Was es damit auf sich hat, weiß ZASTER-Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt.

HAMSTERN… Was haben wir gelacht über die Bekloppten, die Tonnenweise das Klopapier aus den Supermärkten gekarrt haben. Ist noch gar nicht so lange her. Mehl, Nudeln, Konserven, Speiseöl. Alles ausverkauft. Erst Corona, jetzt der Krieg in der Ukraine. Gestern wurde die Dame vor mir an der Kasse erst wieder darauf hingewiesen, dass sie nur eine Packung Mehl kaufen dürfe. Sie hat sich aufgeregt. Ich finde es richtig. Hamstern ist nicht nur egoistisch, sondern auch unsolidarisch. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht? Nö, denn die guten und fairen oder aber auch verpeilten unter uns, stehen am Ende mit leeren Händen da. Aus diesem Grund rationieren Supermärkte ihre heiße Ware. Noch. 

„Angesichts der aktuellen Krisen, sei es für Privathaushalte sinnvoll, Notvorräte anzulegen.“

Diese Aussage unserer Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verunsichert mich jetzt ehrlicherweise etwas. Und vermutlich nicht nur mich. Ein Vorrat für 10 Tage wäre sinnvoll. Aha. 20 Liter Wasser pro Person. Lebensmittel mit 2200 Kalorien am Tag pro Nase. Zudem noch Medikamente und Sanitätsmaterialien. Diese Ansage von ganz oben macht Angst und verunsichert. Nehmen wir mal an, ich würde den Rat befolgen wollen. Soll ich jetzt 30 Supermärkte abklappern um am Ende auf 30 Packungen Nudeln, Reis und Mehl zu kommen? Oder bekommen wir Lebensmittelkarten? 

Und wie und wo soll eine 5 -köpfige Familie, die in einer kleinen 3 Zimmer Wohnung ohne Balkon lebt, 100 Liter Wasser lagern? Unterm Bett vielleicht? 

Und die armen Supermarktmitarbeiter freuen sich bestimmt auch riesig über diesen gut gemeinten Ratschlag von Frau Innenministerin. Geben die jetzt alles frei und heben die Rationierungen wieder auf? Ich sehe schon 100 Meter lange Schlangen an den Kassen vor mir. Da wird diskutiert, gestritten und geprügelt. Sämtliche, mittlerweile wieder arbeitslosen, FFP2-Masken-Aufpasser werden zurückbeordert um die Regale zu bewachen und die Mitarbeiter zu schützen. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.Vielleicht hätte sich Nancy Faeser vor ihren Aussagen mal mit den großen Handelsketten abstimmen sollen. Vielleicht wäre es auch sinnvoller, die Bundesregierung würde selbst ein Notfalllager aufbauen. Denn die Panik die sich jetzt verbreitet ist kontraproduktiv.

Wenn ihr dennoch euer Glück versuchen wollt, findet ihr hier die offizielle Notfall-Liste des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.