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KIRCHE & Glaube

Die Katholische Kirche, ihre Finanz-Skandale und die Folgen

von Isabella Müller-Reinhardt

ZASTER-Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt verstehe jeden, der aus der Katholischen Kirche austritt. Warum? Mehr dazu heute auf ZASTER.

Erinnert ihr euch auch noch an Tebartz-van Elst, den Protz-Bischof aus Limburg? First Class Flüge, Luxuswohnung mit der berühmten freistehenden Badewanne, Kunstwerke an den Wänden.. .Der Mann liebte und lebte den Luxus. Die Baukosten für seine neuerschaffene Residenz lagen am Ende bei über 30 Millionen Euro. Ursprünglich war mal die Rede von 5 Millionen. Das Ganze ist jetzt gute acht Jahre her. Tebartz musste 2014 seinen Posten räumen und sitzt seit 2015 weit weg im Vatikan. Der katholischen Kirche kam der ganze Skandal dennoch teuer zu stehen. Er kostete nicht nur viel Kohle, sondern auch jede Menge Mitglieder. 

Mit einem ähnlichen Schicksal muss sich nun das Erzbistum Köln auseinandersetzen. Ein Priester hatte Spielschulden in Höhe von 500.000 Euro. Die nachträgliche Versteuerung samt Zinsen lagen bei 650.000 Euro. Und wer hat die 1,15 Millionen Euro für den überschuldeten Priester bezahlt? Sein Arbeitgeber, die Kirche. Wie bei jedem Kirchenskandal werden auch jetzt viele Gläubige aus der Katholischen Kirche austreten. Wie ich finde, zu Recht. In Deutschland zahlt jeder Arbeitnehmer im Schnitt 300 Euro Kirchensteuer im Jahr. Viel Geld, angesichts der derzeitigen Inflation und Wirtschaftslage. Zu vielen Menschen geht es seit der Corona-Pandemie finanziell nass rein. Hinzu kommt das Unverständnis und die Wut auf die Kirche. Da überlegen sich nicht wenige ob sie sich die Kirchensteuer lieber sparen, anstatt weitere Finanzskandale mitzufinanzieren.

In den letzten 20 Jahren hat die katholische Kirche mehr als ein Fünftel (!!) seiner Mitglieder verloren. Das Kuriose ist jedoch, dass die Kirchensteuer in dem gleichen Zeitraum um 70 Prozent (!!) gestiegen ist. Im Jahr 2020 nahm die katholische Kirche rund 6,45 Milliarden (!) Euro durch die Kirchensteuer ein. Aber warum ist das so? Nun, es sind eher die Geringverdiener, die der Kirche aus finanziellen Gründen Adieu sagen. Und da die Reichen immer reicher werden und eher konservativ, der Kirche treu bleiben, steigen auch deren Einnahmen.

Ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Und ich habe es noch nicht einen Tag bereut. Nach all den Skandalen der vergangenen Jahre, würde ich es immer wieder tun. Ich spende mein Geld lieber direkt an eine karitative Organisation. Denn, wer glaubt die Kirche setze die eingenommenen Steuern für karitative Zwecke und Einrichtungen ein, wird enttäuscht. Von dem Geld, das unserem Einkommen als Steuer abgezogen wird, wird in erster Linie Personal finanziert. Also auch die ganzen Tebartz und Spielschulden-Verursacher.

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Isabella Müller-Reinhardt
Isabella Müller-Reinhardt

Die in Madrid aufgewachsene Münchnerin arbeitet seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren als Sportmoderatorin für verschiedene deutsche und englische Fernsehsender. Zu den Stationen Müller-Reinhardts zählen unter anderem ARD, ITV, Sport1, Sky und Arena. Zudem plaudert sie in einem Podcast über „Weiberkram“, schreibt diverse Sportkolumnen und hat mit "Mensch Trainer" im Sommer 2020 ihr erstes Buch veröffentlicht.