Wie glücklich macht Geld?

Beyond Blumen & Präsente: Eine unbezahlbare Zeitreise zum Geburtstag

von Christoph Masurek

Fünf Mark für jeden gepflückten Apfelbaum und viel Liebe umsonst: ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt und seine Ode über seine Mutter.

In zwei Wochen feiert meine Mutter ihren 85. Geburtstag. Ein Wunder, dass sie überhaupt Zeit dafür findet, denn sie ist weiterhin täglich im Einsatz als Kraftwerk der Inspiration. Sie gibt an der Berufsschule Nachhilfe, damit junge Leute erfolgreich durch die Prüfungen kommen. Sie bringt Flüchtlingskindern mit ihrer Engelsgeduld unsere Sprache bei und wird dafür von ihren dankbaren kleinen Schülerinnen und Schülern wie eine Königin verehrt.

Den Chor organisiert sie auch und sie kümmert sich rührend um frühere Kommilitoninnen, denen es gesundheitlich nicht so gut geht wie ihr. Sie hat immer gerne gegeben, vor allem Liebe.

Auch ihre drei Kinder hat sie ihr ganzes Leben lang immer bedingungslos unterstützt und wenn es um ihre Enkelkinder geht, wird sie zur Löwin. Wehe, einer wagt es, sie in ihrem Freiheitsdrang und ihrer Kreativität einzuschränken.

Villa Kunterbunt reloaded

Die Enkel sind gerne bei ihr, denn da ist für sie nahezu alles erlaubt, was Spaß macht. Es wird gebaut, gemalt, musiziert – Villa Kunterbunt reloaded. Keine Idee ist zu verrückt, um nicht ihre motivierende Unterstützung zu erhalten. Jetzt hat sie mich und meine Geschwister nach Otterndorf eingeladen. „Im Norden leuchten die Sterne heller“ steht auf der Karte.

Sie möchte mit uns Äpfel im Garten ihres blauen Hauses ernten – wie früher. Fünf Mark gab es damals für jeden sauber gepflückten Baum. Legendär. Danach möchte sie mit uns am Kamin sitzen: „Reden schwingen, träumen, Sterne zählen und auf das Morgen einstimmen.“ Sie weiß, wie man den Zauber der Familie immer neu befeuert.

Was sie sich von uns wünscht? Nichts, außer Zeit. „Das Leben hat mich reich beschenkt mit meiner Familie, die möchte ich jetzt genießen“, erklärte sie mir am Telefon. Damit sie nicht – wie früher – für uns kochen muss, haben wir Essen beim Italiener bestellt. Nur eines wird sie sich nicht nehmen lassen: Für uns Apfelküchlein zu backen, die gab es damals immer nach getaner Arbeit und in zwei Wochen wieder. Ich bin sicher, sie schmecken noch genauso gut wie früher.

ein Artikel von
Christoph Masurek
Christoph studiert Politikwissenschaften in Wien und sucht noch immer vergeblich nach der Geschäftsidee, die sein Leben sowohl erleichtert als auch bereichert.