KONJUNKTURBELEBUNG

Mehrwertsteuersenkung: Soviel sparst Du wirklich

von Nils Matthiesen

Seit Juli gilt befristet bis zum 31. Dezember ein niedrigerer Mehrwertsteuersatz. Aber wieviel kommt davon wirklich bei den Kund*innen an?

Um die Menschen in die Geschäfte zu locken, sie konsumfreudiger zu stimmen und so mehr Nachfrage in der schwächelnden Wirtschaft zu schaffen, hat die Bundesregierung die Mehrwertsteuer seit Anfang des Monats von 19 auf 16 Prozent und bei Lebensmitteln von sieben auf fünf Prozent reduziert. Manche befürchteten bereits im Vorfeld, dass die Mehrwertsteuersenkung nicht immer voll an die Kund*innen weitergegeben werden könnte. Und genau danach sieht es jetzt aus.

Studie: Preise nur um 1,1 % gesunken

Tatsächlich sind die Preise gesunken, aber nicht so stark, wie erhofft. Das Preisvergleichsportal mydealz wollte es genau wissen und ermittelte die durchschnittlichen Marktpreise von insgesamt 1.000 Produkten aus zehn verschiedenen Warengruppen.

Das Ergebnis: Zwar sind mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte jetzt günstiger als noch Mitte Juni. Wird die steuerliche Vergünstigung von 19 auf 16 Prozent voll an die Kund*innen weitergegeben, so schlägt sich dies mit 2,52 Prozent in den Nettoverkaufspreisen nieder. Aber nur bei rund 30 Prozent fiel der Preis um mehr als 2,5 Prozent. Sogar jedes vierte Produkt war teurer als bei einer Umfrage im Juni.

Der erhoffte Effekt der Mehrwertsteuersenkung ist damit in vielen Bereichen verpufft, die Preise sind im Schnitt lediglich um 1,1 Prozent gesunken. Je nach Warengruppe fallen die Ergebnisse aber unterschiedlich aus.

Lebensmittel günstiger, Windeln teurer

Laut „mydealz“ sind die Preise für Artikel aus der Warengruppe „Haus und Garten“ am stärksten gesunken, nämlich um 3,54 Prozent. Den zweistärksten Preisrückgang gab es bei Produkten aus dem Lebensmittelbereich, hier um durchschnittlich um 2,65 Prozent. Ähnlich stark sanken die Preise sonst nur in den Warengruppen „Mode“ (2,57 Prozent) und „Drogerie und Gesundheit“ (2,14 Prozent). Produkte aus der Gruppe „Auto und Motorrad“ sind gerade einmal 1,28 Prozent preiswerter als noch Mitte Juni. Gleichzeitig stiegen die Preise für Babypflegeprodukte, Kinderbekleidung oder Windeln sogar um 2,7 Prozent an.

Der Steuervorteil wird von Kosten in anderen Bereichen aufgefressen

„Der gutgemeinte Versuch der Bundesregierung, Verbraucher per Gesetz von sinkenden Preisen profitieren zu lassen, muss zumindest für den Moment wohl als wenig geglückt gelten“, fasst „mydealz“-Gründer Fabian Spielberger die Ergebnisse der Studie zusammen. Händlern könne man dies aber nicht zwingend vorwerfen, führt er aus. „Faktoren wie die Produktion, Logistik und natürlich auch das Personal spielen bei der Preisgestaltung eine wesentlich größere Rolle und in diesen Bereichen sind die Kosten teilweise deutlich gestiegen.“ Auch wenn Händler den Steuervorteil an ihre Kund*innen weitergäben, könne es sein, dass der Steuervorteil von steigenden Kosten in anderen Bereichen aufgefressen werde. Hinzu komme, dass Preisschwankungen von drei und mehr Prozent im Online-Handel regelmäßig zu beobachten seien. „Um wirklich Einfluss auf den Preis und die Nachfrage zu nehmen, braucht es schon radikalere Mittel als nur einen leichten steuerlichen Impuls.

Schwarze Schafe

Einige Unternehmen pfeifen auch einfach auf die Mehrwertsteuersenkung, beispielsweise Starbucks. Das berichtete der Berliner „Tagesspiegel“ unter Verweis auf eine interne E-Mail an deutsche Starbucks-Partner. „Das bedeutet, dass sich für die Verkaufspreise keine Änderungen ergeben“, heißt es in der Nachricht.

Fazit

Auch wenn nicht alle Unternehmen die Mehrwertsteuersenkung weitergeben, wirst du die Maßnahme wahrscheinlich im Portemonnaie spüren. Denn die durchschnittlichen Preise von Lebensmitteln sind um 2,65 Prozent und damit sogar etwas stärker als die eigentliche Steuer gesunken. Und Grundnahrungsmittel und Getränke gehören zweifellos zu den Dingen, die wir am meisten kaufen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.