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Euros für Antis

Wie viel Geld Brexit-Politiker nach der Europawahl jetzt von der EU bekommen

von Emina Benalia

28 Abgeordnete der Brexit-Partei ziehen mit der gestrigen Wahl ins EU-Parlament ein. Ihr Ziel: raus aus der EU. Wir wollten wissen, was diese EU-Gegner bis zum geplanten Brexit im Oktober von der EU bekommen werden – und haben nachgerechnet.

Dass am 26. Mai auch in Deutschland die Europawahlen anstanden, wird – möglicherweise auch dank unzähliger EU-Hoodies auf allen sozialen Medien und städtischen Plakatwänden – wahrscheinlich jeder mitbekommen haben. Einige Tage vorher schon haben aber die Briten abgestimmt, obwohl sie nach ihrem Brexit-Votum vor knapp drei Jahren heute eigentlich gar nicht mehr dabei sein wollten.

Ebenfalls nicht mehr dabei sein wollte ja auch Premierministerin May, die nach kaum mehr zählbaren (unermüdlich abgelehnten) Kompromissvorschlägen nun tatsächlich zurückgetreten ist. All die Hektik im Rücken, war es wohl britischer Ausdruck von Trotz, entgegen aller Bemühungen um Versöhnlichkeit die Brexit-Partei um Nigel Farage mit über 31 Prozent ins EU-Parlament zu wählen.

Ob der Brexit tatsächlich jemals kommen wird? Gemeinschaftliches Achselzucken.

Momentan ist der Austritt zwar für Ende Oktober angesetzt, gemessen am Verlauf der bisherigen Verhandlungen heißt das aber erstmal gar nichts. Fakt ist: Mit Nigel Farage und seinen Anti-Europäern sitzen jetzt 28 Abgeordnete in genau dem Parlament, dem sie vor Jahren schon öffentlich ihre Abneigung und Austrittsabsichten erklärt haben. Und Europa muss erstmal zusehen.

Wobei: Nur zuzusehen käme bloß einer Soap gleich, in der die Drehbuchautoren eine lange überfällige Nebenrolle am Leben halten. Tatsächlich muss die EU aber die Brexit-Abgeordneten auch noch bezahlen. Die 28 Briten, die zum Ausgang zielen, haben immerhin dieselben Ansprüche, wie alle anderen im Parlament auch.

Und insgesamt, alle Lohnleistungen auf die 5 Monate ihres planmäßigen EU-Daseins hochgerechnet und um die EU-Ferien bereinigt, kommen die 28 Brexiteers so auf einen stattlichen Batzen. Rund 2 Millionen Euro wird der Staatenbund über das knappe halbe Jahr für die Damen und Herren Brexit locker machen. Dabei sind medizinische Vergütungen, Mitarbeiterkosten oder der Dienstwagen (eine müde Untertreibung, wenn man sich die Diplomatenautos so ansieht) noch nicht eingerechnet.

Wie das genau zustande kommt?

1
7329€

Das ungefähre monatliche Gehalt eines britischen Abgeordneten. Netto. Nicht ganz schlecht, oder?

2
4513€

Die monatliche Ausgabenpauschale. Nicht, dass man als Parlamentarier nachhalten müsste, wofür man die genau benötigt. Das Geld gibt’s einfach so.

3
4454€

Das zusätzliche jährliche Maximum für Reise- und Nebenkostenerstattungen. Die müssen allerdings belegt werden.

4
320€

Tagegeld. Ist ein Abgeordneter im Parlament anwesend, erhält er dafür Geld im Wert eines gebrauchten Smartphones. Pro Tag. Auch dann, wenn er die EU eigentlich verlassen will und nur als Querulant mitmacht.

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ein Artikel von
Emina Benalia
"Wenn ich einmal reich wär", sang einst Anatevka in dem gleichnamigen Musical. Als Kind einer Musikwissenschaftlerin kannte Emina Benalia das Lied aus ihren Kindertagen. Viel mehr Wissen wurde ihr über Finanzen, Versicherungen und Geldanlagen zu Hause nicht vermittelt. Umso wichtiger ist es für sie, als ZASTER-Redakteurin diese Themen aufzuarbeiten und ihren Lesern verständlich zu vermittelt – sexy, fluffig, interessant, leidenschaftlich und informativ.