Wie glücklich macht Geld?

Wie ich von Baden-Baden nach Rom flog ohne einen einzigen Cent zu bezahlen

von Nils Matthiesen

Netzwerken geht immer und an jedem Ort. Denn gerade zufällige Begegnungen können unser Leben verändern, weiß ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt.

Wenn ich dienstlich reise, fahre ich immer so früh los, dass ich nie zu spät komme. Meistens komme ich dann so zeitig an, dass ich mich vor Ort noch ausgiebig umschauen kann. So wie die kleine Maus Frederick in einem meiner absoluten Lieblings-Kinderbücher Sonnenstrahlen für den dunklen Winter sammelt, sammle ich Begegnungen. Natürlich kann man auch strategisch netzwerken, weil man sich aus einer gezielten Begegnung einen aktuellen oder späteren Vorteil verspricht. Ich lasse Menschen aber viel lieber zufällig in meinen Kontaktkosmos treten.

So erging es mir auch gerade wieder in Baden-Baden. Ich wohnte im altehrwürdigen Hotel „Badischer Hof“, das direkt am Kurpark der Stadt liegt. Im Garten steht ein Dreischalenbrunnen, der mit Thermalwasser betrieben wird. Als ich durch den Park schlenderte, entdeckte ich eine Frau, die vor dem Brunnen stand und lächelte. Ich liebe Menschen, deren Gesichtsausdruck positiv ist, sie ziehen mich magisch an. Edith kommt jede Woche zum Brunnen: „Ich kann Friedhöfe nicht ausstehen“, erklärte sie mir. Hier, am Brunnen, denkt sie viel lieber an ihren verstorbenen Mann.

Gemeinsam mit ihm reiste sie um die Welt, um sich die schönsten Brunnen anzusehen. Ihr gemeinsames Lieblingsgedicht hat der Schweizer Conrad Ferdinand Meyer geschrieben, natürlich über einen Brunnen. Edith rezitierte es aus dem Kopf: „Aufsteigt der Strahl und fallend gießt, er voll der Marmorschale Rund, die, sich verschleiernd, überfließt. In einer zweiten Schale Grund; die zweite gibt, sie wird zu reich, der dritten wallend ihre Flut. Und jede nimmt und gibt zugleich und stürmt und ruht.“

Ich applaudiere, sie lächelte. Mitten in Baden-Baden, an einem Dienstagnachmittag, begegnete mir vor einem Hotel Poesie – die ich nie erlebt hätte, wenn ich eng getaktet angekommen wäre. Reich beschenkt und inspiriert ging ich später zu meinem Termin. In Gedanken war ich in Rom, mit Edith und Hans, die dort einst anlässlich ihrer goldenen Hochzeit am Trevi-Brunnen ihr Eheversprechen erneuert hatten.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.