Covid-19

Wie das Virus dein Einkommen schmälert

von Nils Matthiesen

„Die Zukunft gehört der Jugend“ heißt es. Das ist zweifellos richtig, doch wie sieht diese Zukunft angesichts der jüngsten Krisen aus? Eine aktuelle Allianz-Studie zeichnet ein düsteres Bild.

Die meisten von uns sind in behüteten Verhältnissen aufgewachsen, Sicherheit und Wohlstand schienen zum Standard zu gehören. Das war nicht immer so. In der Vergangenheit hatten unterschiedliche Generationen unterschiedliche Herausforderungen zu überwinden, um ihre Zukunft zu sichern und damit auch die der kommenden Generationen. Damit sehen sich auch die beiden jungen, aufeinander folgenden Generationen, die Gen Y oder auch Millennials (geboren zwischen 1980 und 1994) genannt und die Gen Z (1995-2010) konfrontiert.

Sie erleben zwei einmalige Krisen innerhalb eines kurzen Zeitraums: Die globale Finanzkrise von 2009 und die Covid-19-Pandemie. Beide zerschlagen Karriereperspektiven, verzögern Vermögensaufbau und führen zu Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung.

Die Lehren aus der Finanzkrise

Ein kürzlich von Allianz Research veröffentlichter Bericht untersucht die in den Arbeitsmärkten der jungen Menschen vorherrschenden Probleme. Da das Einkommen junger Menschen kaum von der Dauer ihrer beruflichen Laufbahn und einem bereits etablierten Einkommensprofil bestimmt ist, beginnt eine Krise, wenn sie kommt, ohnehin meist bei den Jungen.

Nach der Finanzkrise war die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen in Bezug auf das Netto-Medianeinkommen am stärksten betroffen. Mit Blick auf die sechs europäischen Länder – Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Spanien und die Schweiz zeigen die Daten, dass die Jungverdiener zwei oder mehr aufeinanderfolgende Jahre mit Verlusten oder Stagnation zu kämpfen hatte.

In einigen Ländern, wie z.B. Spanien, hat das Durchschnittseinkommen immer noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Die Erfahrung der Finanzkrise zeigt zudem, dass der Eintritt in den Arbeitsmarkt während einer Rezession mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist: Freie Stellen entstehen sehr langsam, die Löhne sinken und das Risiko steigt, den Arbeitsplatz zu verlieren.

Gehalt: Deutliche Covid-19-Verluste

Ähnlich düster könnten die Auswirkungen der Corona-Krise ausfallen. Laut Bericht muss die Generation Z deutliche Einkommensverluste hinnehmen. Deutschland kommt dabei mit „nur“ 3,5 Prozent Rückgang im Jahr 2021 im Vergleich zu anderen europäischen Ländern vergleichsweise gut davon. Zum Vergleich: In Spanien und Italien ergibt das Prognoseszenario einen Rückgang des Durchschnittseinkommens in dieser Altersgruppe von -11,7 Prozent bzw. -4,5 Prozent. Die meisten Länder werden laut Studie erst 2025 wieder das Lohnniveau vor der Pandemie erreichen.

Gen Z : Politische Initiative gefragt

Der Start der beruflichen Karriere kann den Lohn auch Jahre nach dem ersten Job beeinflussen. Die arbeitende Bevölkerung steigert typischerweise ihre Verdienste und ihr Einkommen mit zunehmendem Alter und erreicht ihren Höhepunkt in den Fünfzigern. Da Gehaltserhöhungen stets ein Prozentsatz des aktuellen Gehalts sind, wird die heutige Jugend zwangsläufig Einkommensverluste erleiden.

Es könnte Jahre dauern, bis diese Verluste wieder aufgeholt werden. Auch der Vermögensaufbau wird sich zwischen den Generationen voraussichtlich stark unterscheiden. Diese langfristigen Auswirkungen auf das Einkommen könnten den Generationenkonflikt weiter verschärfen.

Den Kopf in den Sand zu stecken und der Entwicklung tatenlos zuzusehen, sei aber nicht ratsam. Ganz im Gegenteil sollten sich junge Menschen politisch engagieren. Das Gebot der Stunde sei, sich mit lokalen politischen Vertretern in Verbindung zu setzen und Änderungen herbeizuführen, beispielsweise durch umfangreiche Bildung und Qualifizierungsmaßnahmen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.