Fluch oder Segen?

Was Geld mit Menschen macht: die fünf krassesten Lottogewinne

von Hannes Lustermann

Einen Sechser im Lotto mitsamt richtiger Zusatzzahl gibt es in Deutschland bei einer Chance von 1 zu 140 Millionen. Weltweit gibt es immer wieder Glückspilze, die richtig absahnen: Die einen bleiben bodenständig und arbeiten weiter – andere bemerken ihren plötzlichen Reichtum gar nicht oder werden gar zu Mördern. Die fünf krassesten Lottogewinne.

1
1,5 Millionen Euro – Ein Waliser geht weiter bei McDonald’s arbeiten

Als er den Jackpot knackt, ist Luke Pittard, damals 23, in einer Filiale in Cardiff angestellt. Doch statt zu kündigen, arbeitet er einfach weiter, bis ihm die ständigen Fragen der Kunden nach dem Warum auf den Geist gehen. Mit seiner damaligen Freundin Emma Cox gönnt er sich erstmal eine Auszeit und kauft eine schicke Wohnung.

Doch ohne seine Kollegen wird es ihm auf Dauer langweilig. Also bewirbt er sich knapp zwei Jahre später wieder bei seinem alten Arbeitgeber. Die anderen Mitarbeiter verpassen ihm den Spitznamen „McMillion“, doch abgesehen davon ist fast alles wie zuvor: nur, dass er seine Gehaltschecks nicht einlöst.

2
120 Millionen Euro – in Spanien gewinnt ein ganzes Dorf

„El Gordo“ (der Fette) wird der traditionelle Weihnachtsjackpot im lottoverrückten Spanien genannt. Im Schnitt verwettet jeder Bürger rund 60 Euro pro Jahr darauf. Dörfer, Unternehmen und Fußballvereine teilen sich jeweils eine Losnummer. Die des 228-Seelen Dorfs Sodeto wird 2011 gezogen. Manche Einwohner haben für je sechs Euro mehr Lose gekauft als andere, ein Einziger von ihnen gar keines: ein griechischer Dokumentarfilmer.

Doch die bodenständigen Bewohner pfeifen auf privaten Luxus – stattdessen kaufen sie moderne Erntemaschinen, zahlen Kredite für die gemeinsame Bewässerungsanlage zurück und unterstützen den Pechvogel mit Spenden für seine Filmprojekte oder erlassen ihm den Preis für die Reparatur seines Autos.

3
451 Millionen Dollar – ein zwanzigjähriger US-Amerikaner verzichtet auf 170 Millonen

Shane Missler strich im Januar diesen Jahres den vierthöchsten Gewinn in der Geschichte der US-Lotterie ein. Doch er verzichtete auf ein gutes Drittel, um das Geld sofort, statt über Jahre hinweg, ausbezahlt zu bekommen. Auf Facebook wird der öffentlich bekannte Gewinner mit Ratschlägen, Bettelbriefen und möglicherweise ernstgemeinten Heiratsanträgen überschüttet.

Nach Steuern bleiben ihm rund 211 Millionen Dollar – das entspricht in etwa dem Vermögen von Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel. Missler kündigte seinen Job und machte einen Crashkurs in Finanzen, um das Geld gewinnbringend zu investieren.

4
36.000 Mark – Polizeibeamter wird vom Gewinner zum „Hammer-Mörder“

Mit dem unverhofften Geldsegen 1984 baut Polizeiobermeister Norbert Poehlke sich und seiner Familie im Schwabenland ein schickes „Häusle“. Dazu noch einen dicken Mercedes vor die Tür. Dabei übernimmt er sich finanziell, bis die Familie am Ende gerade mal 250 Mark hat, um über den Monat zu kommen. Ein Hirntumor entreißt ihm zudem seine dreijährige Tochter Cordula.

In seiner Ohnmacht beginnt er eine Serie von Banküberfällen. Dabei schlägt er die Vitrinen der Schalter stets mit einem Vorschlaghammer ein und richtet mit seiner Dienstwaffe die Autobesitzer hin, denen er den Wagen für die Flucht klaut: „Hammer-Mörder“ wird er genannt. Nachdem die Ermittler ihm nach über einem Jahr intensiver Fahndung nahe kommen, artet die Tragödie noch weiter aus: Er tötet erst seine Frau, dann seine beiden Kinder und am Ende sich selbst.

5
11,3 Millionen – und keiner holt sie ab

Seit April vergangenen Jahres wartet die Lottozentrale in Stuttgart auf den Gewinner. Mit Plakaten und Online-Aufrufen wird bisher erfolglos nach dem Glücklichen gesucht, der seinen Lottoschein in einer Annahmestelle in Reutlingen abgegeben hat. Bis Ende 2020 hat er oder sie noch Zeit, den Gewinn einzuheimsen. Andernfalls fließt das Geld in einen Topf für Sonderverlosungen. Bisher hat noch keiner in Baden-Württemberg einen solch hohen Gewinn verfallen lassen, und obendrein ist der Jackpot hierzulande steuerfrei.

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Hannes Lustermann