Brauchtum & Geld

Warum es sich lohnt, in Papua-Neuguinea Muscheln zu sammeln

von Hannes Lustermann

Von Japan bis Alaska, vom Nord- bis zum Südpol – Geld spielt in allen Kulturen eine Rolle. ZASTER stellt Ihnen jede Woche ein Brauchtum zum Thema Geld vor. Heute: Das Muschelgeld der indigenen Bevölkerung von Papua-Neuguinea.

Eines vorweg: Im Prinzip kann alles Geld sein. Es kommt nur darauf an, in welcher Gesellschaft man lebt. Schon im Jahr 3 v. Chr. begannen Völker, sich vom reinen Warentausch abzuwenden und alternative Währungen zu etablieren. Die Grundvoraussetzungen dafür waren einfach: Die Gegenstände, die zur Währung ernannt werden sollten, mussten häufig in der Region vorkommen, gut zu transportieren und recht lange haltbar sein. Deshalb fiel die Wahl oft auf Steine, Tabak oder Kakaobohnen.

In Papua-Neuguinea entschied man sich für Muscheln. Diese werden meist von Frauen gesammelt und danach zu kleinen Plättchen zerstoßen. Anschließend wird ein Loch hineingebohrt, so dass sie auf langen Schnüren aufgefädelt werden können.

Das Muschelgeld ist dort bis heute als Komplementärwährung anerkannt, sie dient also als ergänzendes Zahlungsmittel zur offiziellen Landeswährung. Sprich: wer das Muschelgeld besitzt, kann es bei der Tolai Exchange Bank ganz offiziell gegen „Kina“ eintauschen. Der Name der Währung stammt übrigens von einer bekannten Muschelart, und die eingetauschten 1-Kina-Münzen haben wie auch das Muschelgeld ein Loch in der Mitte.

In Papua-Neuguinea ist das Sammeln von Muscheln also nicht nur ein nettes Souvenir, sondern lohnt sich ganz besonders…

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat das vor einigen Jahren ausprobiert und prompt bestätigt: Weil die Staatsbank teilweise nicht ausreichend Bargeld drucke, seien die Muscheln oft das einzig zuverlässige Zahlungsmittel, da entlegene Winkel des drittgrößten Inselstaats der Welt oft leer ausgingen. Vor allem in diesen Gegenden, wo die indigene Bevölkerung stärker vertreten ist, besinnen sich Einheimische ohnehin lieber auf ihre alten Traditionen.

ein Artikel von
Hannes Lustermann