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Young, broke (?) and happy

Vom Center Shock zum Aktiendepot – Teil 2

von Alicia Peters

Unsere Kolumnistin erinnert sich zurück an ihre bisherigen monetären Meilensteine und spricht davon, wie sich ihre Perspektive auf das Thema Geld seit ihrem Abitur verändert hat.

A wie Abi & Animateurin

In meinem letzten Artikel habe ich euch auf eine Zeitreise mitgenommen und mein persönliches Verständnis von Geld über meine Kindheit bis ins Teenageralter geschildert. Weiter geht’s – wir befinden uns mittlerweile im Jahr 2016!

Nach meinem Abitur zog es mich in die Ferne – in mein erstes langes Abenteuer weit weg von zu Hause. Ein halbes Jahr lang habe ich für die TUI erst auf Fuerteventura, dann auf Gran Canaria gearbeitet. Mein Geld habe ich mit Fitnesskursen im Sonnenschein, Minidisco-Tänzen und Showauftritten am Abend verdient. Kost und Logis waren während der gesamten sechs Monate inklusive. Trotzdem schaffte ich es immer und immer wieder, mein monatliches Gehalt auf den Kopf zu hauen: ausgiebige Partynächte, Restaurantbesuche, Bummeln an der Promenade, Wochenendausflüge…

Ich kann mich noch gut an einen Anruf von meinem Papa erinnern, der mir erschrocken mitteilte, dass ich es in einem Monat geschafft hatte, mehr Geld hinzublättern als ich verdient habe. Lasst mich ehrlich sein: Ich bereue keinen Euro, den ich in meiner Animationszeit ausgegeben habe! Ich hatte die coolste Zeit, die man mit 18 überhaupt erleben konnte. Ich hatte Geld (für meine damaligen Verhältnisse relativ viel), welches ich nicht großartig sparen musste bzw. wollte und habe es ausgegeben, wenn mir danach war.

B wie Bachelorstudium & Barcelona

Im Oktober 2017 habe ich mein kulturwissenschaftliches Studium begonnen. An den Vorlesungszeiten des jeweiligen Semesters orientiert, habe ich nebenbei immer einen Job auf 450€ Basis ausgeübt. Weil mir eine Wohnung in Hamburg zu teuer gewesen wäre, habe ich mich gegen einen Umzug in die Stadt entschieden und blieb bei meinen Eltern in der Nähe von Hamburg wohnen. Während ich in meinem Gap Year ehrlicherweise etwas verschwenderisch mit meinem erarbeiteten Geld umgegangen bin, habe ich als Studentin einen viel bescheideneren und bewussteren Umgang damit erlernt.

Im 5. Semester ging es für mich über das Erasmusprogramm nach Barcelona. Dies war das erste Mal, dass ich meine Lebenshaltungskosten selbst gezahlt habe, dass ich alle Einkäufe tätigen und zudem noch Miete zahlen musste. Natürlich wollte ich auch das Leben in dieser wundervollen Stadt genießen, Tapas essen, Vermut und Sangría trinken – das alles, ohne zu arbeiten. Wie ich das geschafft habe? Ich bekam einen Erasmus-Mobilitätszuschuss, meine Eltern haben mich weiter unterstützt und ich hatte immer auch Gespartes zur Verfügung, sodass sich mein Auslandssemester finanziell sorglos gestaltete Trotzdem habe ich begonnen, Geld aus einer anderen Perspektive zu betrachten: Es war nicht nur für Spaßiges da, sondern auch und vor allem für grundlegende Dinge. In Barcelona habe ich erstmals ein Haushaltstagebuch angelegt. Egal, ob es nur ein Café con leche oder eine Postkarte für 1,50€ waren – alles fand in meiner sorgfältig geführten Excel-Tabelle Platz. Ich denke, diese Tabelle hat auch einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich in meinem Auslandssemester so gut über die Runden gekommen bin.

P wie PR-Agentur & Privatanlegerin

Wie ihr in meinem Artikel „Der Beginn meiner Geldreise“ lesen könnt, ging es im letzten Herbst mit dem Schritt in die Berufswelt finanziell so richtig zur Sache für mich. Tschüss Minijob und Studium, hallo Arbeitsleben und 40-Stunden-Woche in einer PR-Agentur! Mit meinem Umzug nach Berlin und dem endgültigen Ablösen der finanziellen Nabelschnur zu meinen Eltern blicke ich heute ganz anders auf mein Zaster… fast schon wie eine richtige Erwachsene!

Ich bekomme monatlich Gehalt, zahle Sozialabgaben, Miete, all das, was ich zum Leben brauche. Das Ganze bedarf einem finanziellen Überblick. Nachdem ich mein Haushaltstagebuch seit den Barcelona-Zeiten etwas schweifen lassen habe, sollte ich meine Finanzen nun wieder fest in den Griff bekommen, sie verschriftlichen und mir am Ende des Tages oder zumindest am Ende einer jeden Woche zu Gemüte führen. #notizanmichselbst #inangriffnehmen

Zuletzt möchte ich euch von einem besonders gravierenden Perspektivwechsel berichten. Noch bis vor Kurzem war Geld für mich ein „Ist-Zustand“, ein Mittel, mit dem ich gerade anstehende Kosten decken konnte. Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, desto mehr erscheint mir Geld jedoch auch als fester Bestandteil meiner Zukunft. Nein, ich möchte später keine Falten bekommen, weil ich finanzielle Engpässe habe. Ja, ich möchte mir in Zukunft Träume realisieren – Träume, die unumgänglich auch mit Geld in Verbindung stehen. Im Rahmen vieler kleiner monetärer Meilensteine hat Geld für mich schon in Vergangenheit stark an Bedeutung gewonnen – das wird sich in Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil. Daher ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, mich ernsthaft mit meinen Finanzen auseinanderzusetzen.

Wer sich mit dem Thema Geld beschäftigt, stößt schnell auf das Thema Anlegen. So war es zumindest bei mir. Schon von meinen (männlichen) Freunden habe ich mal hier mal da gehört, dass sie in Aktien und/oder ETFs investieren. Warum sie das tun, wurde mir erst kürzlich klar: Ich kann mein Geld auf langfristige Sicht vermehren bzw. wertstabil anlegen, indem ich ein Online-Depot eröffne und Wertpapiere kaufe. Auf diese Weise lässt sich passiv Geld verdienen – viel Geld, wenn man es richtig anlegt.

Für junge Männer ist diese Erkenntnis wahrscheinlich nicht neu, für einige junge Frauen wie mich schon. Bis in die jüngste Vergangenheit habe ich noch kein einziges Buch gelesen, noch keinen einzigen Podcast gehört, noch nicht einmal eine einzige Internetseite aufgerufen, um mir ein grundlegendes Geldwissen aufzubauen. Doch jetzt habe ich keine Lust mehr, keine Ahnung von der Finanzwelt zu haben und Geld nur als Tauschmittel für gerade anstehende Kosten zu verwenden.

Ich möchte mehr: mehr Wissen, mehr Verständnis und im besten Fall zu einem Zeitpunkt in ferner Zukunft mehr Geld durch kluges Anlegen. Bisher habe ich in die Vergangenheit geblickt, nun liegen meine finanziellen Meilensteine in der Zukunft. Und jetzt? Jetzt heißt es erstmal: lesen, hören, reden, gucken… bis ich mit einem fundierten Wissen als Privatanlegerin durchstarten kann.

Bis ganz bald!
Eure Alicia

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.