Die Zahlen der amerikanischen Großbanken zum 2. Quartal sind mit Spannung erwartet worden. Zu Recht, denn die Banken bilden das Rückgrat jeder Wirtschaft. Ihnen sieht man als Erste an, wenn eine Volkswirtschaft ernsthafte Probleme hat. Angesichts der massiven Eingriffe der Trump-Administration in die eigene Wirtschaft und den Außenhandel mit mehr oder weniger der gesamten Welt war die Befürchtung nicht unberechtigt, dass es Ad hoc nicht nur zu betriebswirtschaftlichen, sondern auch zu volkswirtschaftlichen Verwerfungen kommt. Doch:
Der amerikanische Exzeptionalismus lebt und gedeiht. Würde man die Presseberichterstattung seit Januar aus dem eigenen Gedächtnis löschen, könnte man anhand der hereinkommenden Quartals- und Halbjahresberichte nicht darauf kommen, dass sich in der Politik nennenswerte Veränderungen ergeben haben. Was eine wichtige Erkenntnis ist:
Wirtschaft ist resilienter als die meisten vermuten. Um als Selbstständiger oder Unternehmer langfristig erfolgreich zu sein, muss man unter anderem damit umgehen können, wenn plötzlich existenzbedrohende Ereignisse auftreten. Man muss in der Lage sein, jeweils eine schnelle Lösung zu finden, wie man das Geschäft anpasst, um nicht aus dem Rennen geworfen zu werden. Die Unternehmen, die Sie heute in jedem beliebigen Aktienindex kaufen können, haben genau diese Fähigkeiten Hunderte und Tausende Male in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. Die Herausforderungen der Trump-Administration sollen damit nicht kleingeredet werden. Es ist wichtig, als Anleger zu verstehen, dass Unternehmen außerordentlichen Belastungen standhalten und sich anpassen können. Die besten unter ihnen nutzen sogar die Krise, um noch stärker zu werden. So geschehen z. B. bei den amerikanischen Großbanken in der jüngeren Vergangenheit.
US-Großbanken feuern aus allen Rohren
Die Banken haben im Schnitt alle Erwartungen übertroffen. Und einige haben sogar noch obendrauf die Prognose für das Gesamtjahr angehoben, was der Börse zusätzliche Sicherheit für das 2. Halbjahr gibt.
JPMorgan Chase ist und bleibt der Klassenbeste. Und das liegt im Wesentlichen an einer Person: Jamie Dimon. Im kommenden Jahr wird Dimon, der in den 80er-Jahren ein Schützling von Sandy Weill war, JPMorgan Chase für 20 Jahre führen. Damit belegt er einsam und allein einen Rekord in der jüngeren Geschichte der amerikanischen Großbanken. Noch dazu ist ihm der heutige Erfolg der Bank nicht in den Schoß gefallen, sondern Dimon hat die Bank sukzessive zu dem heutigen Erfolg geführt. Dimon herrscht über eine Bilanzgröße von 4,6 Billionen US-Dollar, die Umsätze belaufen sich auf jährlich rund 180 Mrd. US-Dollar, woraus in der Tendenz ein Jahresgewinn von knapp unter 60 Mrd. US-Dollar gezogen wird. Die Börse gewährt der Bank eine Marktkapitalisierung von knapp 800 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank, die größte und wichtigste deutsche Großbank, kommt auf eine Marktkapitalisierung von 49 Mrd. Euro. JPMorgan Chase ist so gesehen 14 Mal die Deutsche Bank.
Im „kritischen“ 2. Quartal erzielte JPMorgan Chase eine Eigenkapitalrendite von 18 %. Für alle, die damit nichts anfangen können: Jeder deutsche Banker würde für diese außerordentliche Profitabilität seine Großmutter verkaufen. Allein an Zinsen – netto nicht brutto – wird man in diesem Jahr voraussichtlich 95,5 Mrd. US-Dollar verdienen. Eine Milliarde US-Dollar mehr Zinsen als noch vor drei Monaten erwartet. Im 2. Quartal lag der Netto-Zinsertrag bei 22,8 Mrd. US-Dollar und machte damit gut die Hälfte des Geschäfts für die Bank aus. Und solange das Marktzinsniveau so hoch bleibt, wie es aktuell ist, wird man auch weiterhin so gut verdienen.
Von Schwäche keine Spur in der US-Wirtschaft
Auch das Kapitalmarktgeschäft läuft ausgezeichnet. BlackRock, der seit Langem größte Vermögensverwalter der Welt, steigerte das zu verwaltende Vermögen weiter auf nun 12,5 Billionen US-Dollar. Ein Plus von 18 % im Jahresvergleich. Aber: Das Momentum war zuletzt negativ. Die Zuwächse waren noch positiv, lagen aber deutlich unter den Vorquartalen. Wie gering die Margen des Marktführers sind, sieht man daran, wie wenig Umsatz man aus der Verwaltung der Assets zieht. Im 2. Quartal waren es 5,4 Mrd. US-Dollar. Für jede 100 US-Dollar, die das Unternehmen im Auftrag verwaltet, hat es 4,3 Cents im vergangenen Quartal erhalten. Annualisiert reden wir dann über eine Gebühr von 17 Basispunkten. Zum Vergleich: Eine individuelle Vermögensverwaltung verlangt zwischen 40 bis 100 Basispunkte p. a.. Je nachdem, wie gut sie ist.
Die operative Performance von BlackRock ist eng positiv mit dem (amerikanischen) Aktienmarkt korreliert. Insofern ist der Quartalsabschluss ein Blick in den Rückspiegel der letzten drei Monate. Doch einzelne Daten können auch als Frühindikatoren genutzt werden. So z. B. die Hinweise, welche Gruppen welche Produkte gekauft und verkauft haben. Starkes Interesse haben beispielsweise noch die Privatanleger gezeigt. Die institutionellen Investoren haben sich hingegen (netto) vor allem von den Index-Produkten von BlackRock getrennt.
Unter dem Strich ist der Startschuss in die neue Berichtssaison sehr gut ausgefallen. Insbesondere können die Anleger die Sorge Ad acta legen, dass die Zollpolitik einen negativen Effekt auf die amerikanische Gesamtwirtschaft hat. Einzelne Unternehmen sind selbstverständlich betroffen, aber im Aggregat betrachtet, verteidigen die USA ihren Exzeptionalismus. Das mag eine Delle an der Börse im Sommer nicht verhindern, aber der Blick auf das 2. Halbjahr hat sich deutlich aufgehellt.
Lass dich von der Erfahrung der Zürcher Börsenbriefe überzeugen und werde Teil des Erfolgs. Teste die Zürcher Börsenbriefe noch heute mit einem exklusiven Rabatt von 30 % auf den regulären Preis für die ersten drei Monate.