OECD-Studie

Fast die Hälfte aller Teenager haben Jobträume, die es in Zukunft nicht mehr gibt

von Moritz Weinstock

Die OECD hat die Berufswünsche Jugendlicher von 2002 mit denen von 2018 verglichen und kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos ist in vollem Gange und mit ihm erscheinen täglich neue Berichte über spannende Debatten. Nun wurde eine neue Studie über Berufswünsche von Teenagern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bekannt.

Was hat die OECD gemacht?

Im Grund hat die OECD zwei unterschiedliche Pisa-Studien miteinander verglichen. Und zwar jene aus dem Jahr 2002 mit der aus dem Jahr 2018. Herausgekommen ist dabei etwas sehr Erstaunliches. Denn entgegen der logischen Vermutung, die Kids von heute würden sich für Jobs der Zukunft interessieren, ist das genau Gegenteil der Fall.

Digitalisierung vs. Reality

Immer wieder predigen Fachleute, dass die zunehmende Digitalisierung die Arbeitswelt erheblich verändern wird. Und „weil gerade Jugendliche in ihrer Freizeit im ständigen Kontakt mit digitalen Medien sind, könnte man erwarten, ihre Berufswünsche hätten sich in den vergangenen Jahren verändert und sie träumten immer mehr von Tätigkeiten, die mit der Digitalisierung entstanden sind und entstehen“, argumentiert die FAZ. Doch dem ist nicht so.

Lehrer, Mechaniker, Polizist

Stattdessen sehen sich die Jugendlichen in Deutschland künftig in eher klassischen Berufen, wie sie etwa im Sozial- und Gesundheitswesen anzusiedeln sind. So wollen rund die Hälfte aller Mädchen Lehrerin, Ärztin, Erzieherin, Psychologin oder Krankenpflegerin werden. Ebenso beliebt sind Wünsche nach einer Tätigkeit als Architektin, Polizistin, Büroangestellte, Designerin oder Anwältin.

Bei den Jungs verhält es sich ähnlich „konservativ“. Rund 40 Prozent würden gerne als Industriemechaniker, Automechaniker, Polizist, Lehrer, Ingenieur, Arzt, Architekt oder Sportler arbeiten.

Unterschiede nach Land und Milieu

Länder, bei denen die Kinder in den Pisa-Studien besonders in Mathematik und Naturwissenschaften gute Ergebnisse erzielen konnte, würden sich logischerweise verstärkt für Berufe in diesen Sektoren interessieren. Bei Jungs geht die Tendenz jedoch in Richtung Naturwissenschaften und Ingenieurwesen, während Mädchen ihre Zukunft verstärkt im Gesundheitswesen sehen.

Ein weiterer Faktor für die Berufswünsche von Jugendlichen spielt die Herkunft. Kinder aus Haushalten mit höheren Einkommen würden laut Studie deutliche ambitioniertere Ziele verfolgen – unabhängig, wie leistungsstark sie selbst in der Schule sind. Schüler aus bildungsfernen Milieus hätten „viel öfter eine falsche Vorstellung von dem Bildungsweg, der notwendig ist, um im angestrebten Beruf zu arbeiten.“

Hat der Wunschberuf auch Zukunftschancen?

Laut den Experten ist vor allem eine Tatsache besonders erschreckend. Denn die Berufswünsche der Kids könnten in Hinblick auf Digitalisierungs – und Automatisierungsprozesse zu 39 Prozent wegrationalisiert werden. Heißt, die Kinder würden sich zu einem großen Teil nicht zukunftsorientiert genug ausrichten und bereits heute wichtige Weichenstellungen für eine erfolgreiche Karriere in modernen Jobs verpassen. Die Berufswünsche der Kinder aus Deutschland enden der Vermutung nach sogar zu 45 Prozent im Nirvana.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.