WELTANSCHAUUNG

Tönnies-Skandal: Diese Zahlen versauen dir den Appetit

von Sonja Baer

Nicht nur weil unsere Kolumnistin Isabella Müller-Reinhardt Vegetarierin ist, würde sie momentan einen großen Bogen um Fleischprodukte aus dem Schlachtbetrieb Tönnies machen.

„Ist der Ruf ist ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“

Dieser Satz mag vielleicht auf den ein oder anderen Menschen zutreffen, aber Marken haben damit zu kämpfen. Auch weil es immer irgendein Konkurrenzprodukt gibt, auf das der Kunde ausweichen kann. Was bei Menschen leider nicht immer möglich ist.

Ich esse zwar kein Fleisch, würde aber um die Tönnies-Schweine derzeit einen riesen Bogen machen. So wie ich auch seit dem Wiesenhof-Skandal im Jahr 2010 im Leben nicht auf die Idee käme, deren Hühner in meinen Einkaufswagen zu legen

Wiesenhof hat den damaligen Hühnerskandal überlebt. Wie es mit Tönnies weitergeht, steht in den Sternen. Im schlimmsten Fall gehen Arbeitsplätze verloren aber the BIG Boss Clemens muss sich natürlich um seine finanzielle Zukunft weniger Sorgen machen. Er hat seine Schweinchen, äh Schäfchen, schon lange im Trockenen.

Clemens Tönnies verfügt über ein Privatvermögen von etwa 2 Milliarden Euro. Damit gehört er zu einem der 114 Milliardäre in Deutschland. Noch mehr „Billionaire“s gibt es übrigens nur in USA und China. Apropos China. China ist der wichtigste Handelspartner für Tönnies‘ Schweinchen außerhalb der EU. Besonders für Produkte, die in Deutschland nicht verzehrt werden, dort aber als Delikatessen gelten. Schwänzchen, Pfötchen, Öhrchen……

Ob man die auch in Wuhan auf dem Markt kaufen kann? Egal, bis vor kurzem ging es der Firma noch wunderbar. Erst im vergangenen Jahr hat Tönnies einen Rekordumsatz hingelegt: 7,3 Milliarden Euro. 850 Tonnen (850.000 Kilo!) Tiefkühl- und Frischfleisch produziert die Firma am TAG! Damit ist Tönnies auch der größte Schlachthof Europas. Für die Unternehmensgruppe arbeiten übrigens über 16.000 Mitarbeiter*innen. Gut, davon fallen derzeit mehr als 1.500 aus, weil sie sich mit dem Coronavirus infiziert haben.

Das hat nun zur Folge, dass in den Kreisen Gütersloh und Warendorf wieder alle im Lockdown sind. Lockdown, der zweite! Mehr als eine halbe Million Menschen sind davon betroffen. 7.000 Tönnies-Mitarbeiter stehen zusammen mit ihren Familien seit Tagen unter Quarantäne. Und das bei dem Wetter. Am Wochenende sollen die Temperaturen auf bis zu 30 Grad steigen. Da wollen wir doch mit Freunden raus in die Sonne und grillen. Lust auf ein Tönnies-Würstchen? Und jetzt frage ich mich, wer am Ende wirklich die arme Sau ist…

ein Artikel von
Sonja Baer