Dein Zuhause, deine Ladestation

Tesla baut die unauffälligsten Solardächer für dein Haus

von Moritz Weinstock

Mit dem Solar Roof von Tesla wird dein Haus zum Kraftwerk und zur Ladestation für dein Elektroauto. Wir erklären das Rundum-Paket von Elon Musk.

Elektroautos sind auf dem Vormarsch. Politisch sind die Weichen gestellt, Subventionen gibt es, die Bürger ziehen nach. Zwar waren im September 2019 noch immer gut 60 Prozent der Neuzulassungen Benziner. Das größte Wachstum liegt laut dem Kraftfahrtbundesamt jedoch bei Fahrzeugen mit alternativen Antriebsmethoden. Elektrisch betriebene PKW konnten beispielsweise ein Plus von 149,5 Prozent verzeichnen.

Doch während Hersteller wie Toyota oder StartUps wie Sono Motors aus München bereits an Elektroautos tüfteln, die ihre Energie selbst gewinnen, läuft der Ausbau der Lade-Infrastruktur hierzulande noch schleppend.

Ladelösung von Tesla

Tesla-Chef Elon Musk hat genau hierfür die Komplettlösung. Vom Auto bis zum Eigenheim soll alles aus einem Guss sein. Die Idee: Solarpanels auf dem Dach deines Hauses wandeln Sonnenenergie in Strom um, der dann in der Powerwall, einem Akku von Tesla, zwischengespeichert wird und später in dein Haus oder Elektroauto fließt. Soweit nichts bahnbrechend Neues, wären da nicht die Dachziegel des sogenannten Solar Roof, die so unauffällig Energie gewinnen, wie kein anderes Produkt auf dem Markt.

Einziges Problem: die Umsetzung dieser Vision funktionierte zuletzt schleppend. Denn nachdem Musk Tesla 2016 davon überzeugen konnte, sein eigenes StartUp SolarCity, das diese Glasziegel entwickelte, für stolze 2,6 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, mussten die Prioritäten zunächst zu Gunsten des Autobauers verschoben werden. Die Produktion des Model 3 stand ins Haus, die Entwicklung von Dachziegeln mit integrierten Solarpanels war zu diesem Zeitpunkt mehr als zweitrangig. Die Zukunft von Tesla stand auf dem Spiel.

Unsichtbare Energiegewinner

Der Supergau blieb aus. Jetzt, da die Produktions- und Quartalszahlen von Tesla passen, kann das Augenmerk wieder auf andere Projekte verschoben werden. Tesla läuft und scheint die Krisen der Vergangenheit erstmal beseitigt zu haben. Auch deshalb konnte Musk vor wenigen Tagen verkünden, dass eine neue Entwicklungsstufe der Solar-Dachziegel erreicht wurde. Mit der dritten Version seiner fast unsichtbaren Ladeziegel soll nun der Schritt in die Massenproduktion erfolgen.

Läuft alles nach Plan, könnten bald bis zu 1000 Häuser pro Woche damit ausgerüstet werden – falls es überhaupt so viele Interessenten gibt. Klar ist allerdings, dass Tesla hier einen weiteren Markt erschließen möchte und dies in der Vergangenheit bereits hat. Solarpanels und Speichermodule für Privathaushalte und Firmen machten im dritten Quartal 2019 immerhin 6 Prozent des Umsatzes von Tesla aus.

Probleme überschatten die Vision

Aber wie auch beim Auto von Tesla hinkt die Realität des Solar Roof und der Powerwall den Visionen hinterher. Lieferengpässe überschatten schon jetzt den Start der neuesten Dachziegel und Akkus, wobei Musk via Twitter verlauten ließ, dass nun erstmal die Opfer der Waldbrände Vorrang bei der Auslieferung haben.

Abgesehen davon möchte Walmart, einer der Großkunden von Tesla, laut CNBC bereits installierte Solarpanels von über 240 Filialen entfernen lassen. Grund hierfür sind Fehlfunktionen, die zu Bränden in sieben Läden der Supermarktkette geführt haben. Ein weiteres Damoklesschwert, das über dem ambitionierten Vorhaben schwebt, ist die Gigafactory 2 im Bundesstaat New York, in der zu einem Großteil Solaranlagen gebaut werden sollen. Denn der Bau der Produktionsstätte wurde mit Steuergeldern in Höhe von 750 Millionen US-Dollar bezuschusst. Das Versprechen von Tesla im Gegenzug für die Subventionen: bis April 2020 1.460 Stellen am Standort in Buffalo schaffen. Wird das Ziel nicht erreicht, so drohen dem Konzern Strafzahlungen in Höhe von über 40 Millionen US-Dollar.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.