Steuerhinterzug ist kein Kavaliersdelikt
Dem Akt der Steuerhinterziehung haftete lange Zeit eine gewisse Gentleman-Attitude an. Prominente, die Steuern hinterzogen, waren glitzernde Bad Boys, die ihr Geld einem Staat vorenthielten, der es ohnehin doch nicht allzu nötig brauchte. Inzwischen tickt die öffentliche Wahrnehmung hier ganz anders. Steuerhinterzug? Ist in hohem Maße unsozial, unmoralisch und unfair. Doch nicht nur die, die ihre Gewinne lieber woanders parken, um ihre Steuerlast zu schmälern, sind die Bösen. Auch die Möglichmacher dieses Betrugs im ganz großen Stil geraten mehr und mehr ins Fadenkreuz von Ermittlern und Gesellschaft gleichermaßen – mit ersten Konsequenzen.
Der vereinbarte automatische Informationsaustausch zwischen Steueroasen und den OECD-Ländern galt für 2017 das erste Mal und eine kleine Anfrage der Partei Die Linke offenbarte für 2017 nun die sagenhafte Zahl von 39 Milliarden Euro, die deutsche Bundesbürger auf Offshore-Bankkonten geparkt haben.
Wie funktioniert Steuerhinterzug?
Um die eigene Steuerlast zu mindern, werden dem Finanzamt gegenüber absichtlich unvollständige oder fehlerhafte Angaben zum zu versteuernden Einkommen gemacht. Der Versuch der Steuerhinterziehung ist ebenso strafbar, wie die tatsächliche Durchführung. Im Dezember 2017 veröffentlichte die EU eine Liste mit 17 Staaten, die nicht genug dafür tun, um Steuerflucht zu bekämpfen. Diese sogenannte Schwarze Liste war eine Reaktion auf die Panama Papers. Sie wird laufend aktualisiert, was auch dringend geboten ist, wie unser Ranking zeigen wird. Denn die lange als Steueroasen geltenden Karibikinseln wie Panama und Palau haben Konkurrenz bekommen – aus der EU.
Basis ist der Financial Secrecy Index, ein regelmäßig erscheinendes Ranking, das anhand von 15 Kennziffern ermittelt, wo sich am besten Geld verstecken lässt. Der Index ist also vielschichtiger, als die Blacklist der EU – aber darum auch genauer!
7
Deutschland
Surprise! Ja, auch Deutschland ist in diesem Ranking vertreten und nimmt einen unrühmlichen siebten Platz ein. Der Grund? Das deutsche Steuergesetzt ist kleinteilig und nach außen hin auf den ersten Blick vorbildlich – was die Einkommenssteuer von Arbeitnehmern betrifft. Tatsächlich schaffen es aber gerade große Firmen hierzulande durch viele Schlupflöcher innerhalb der Unternehmenssteuer Geld zu sparen. Das zieht vor allem ausländische Firmen an. Außen hui, innen pfui, Deutschland?
6
Luxemburg
Bei gerade einmal 500.000 Einwohnern finden sich in Luxemburg Stadt über 140 Banken aus rund 27 Ländern. Spezielle Vereinbahrungen mit transnationalen Unternehem und die Lage zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich machen Luxemburg zu einer sehr attraktiven Steueroase in der EU. Seit 2015 benachrichtigt auch Luxemburg über Steuerangelegenheiten der OECD-Länder. Trotzdem reicht es noch für einen ordentlich Platz 6.
5
Singapur
Der kleine Inselstaat hat sich seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1965 zu einem der reichsten Länder der Welt gemausert und ist inzwischen eines der wichtigsten Finanzzentren in Asien. Das Bankgeheimnis wird als „wasserdicht“ beschrieben, was natürlich Musik in den Ohren wohlhabender Ausländer und großer Unternehmen ist.
4
Hong Kong
Gerade geht es in der Sonderverwaltungszone von China politisch heiß her und Hong Kong macht eher durch die anhaltenden Proteste in der internationalen Presse von sich Reden. Für Unternehmen ist Hong Kong wegen des sehr strengen Bankgeheimisses und der Nähe zum chinesischen Markt hoch interessant – Proteste hin oder her.
3
Cayman Islands
Na gut, einen Evergreenn findest du auch in dieser Liste. Die Cayman Islands sind alte Bekannte, wenn es um Steueroasen geht. Was den kleinen Inselstaat so attraktiv für ausländische Unternehmen macht? Wie wäre es mit dem kompletten Fehlen von Einkommens-, Unternehmens-, Kapitalertrags- und Erbschaftssteuer? Die Palmen und das kristallklare Wasser tun dann ihr übriges.
2
USA
Make America Great Again? Wenn es darum geht, die „Kleinen“ zur Kasse zu bitten und die Großen wieder und wieder ungeschoren davonkommen zu lassen, ist Amerika sogar noch fleißiger, als Deutschland. Auch in Übersee kommt man als Einzelperson an der Einkommenssteuer so gut wie nicht vorbei, während große Konzerne ihre Milliarden im Ausland parken um so die Kostenbücher zu schönen und ordentlich Steuern zu sparen.
1
Schweiz
Das Bankgeheimnis galt in der Schweiz lange Zeit als unantastbar. Die Nummernkonten der Eidgenossenschaft sind weltberühmt und wurden in Spielfilmen mitunter romantisiert. Tatsächlich hat sich hier einiges getan: Seit 2014 ist die Schweiz dem automatischen Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten der OECD-Länder beigetreten. Dennoch laufen nach wie vor unzählige krude Überweisungen und Transaktionen in der Schweiz ab und da der Alpenstaat nicht zur EU gehört, fühlt man sich auch nicht sonderlich zu einem Entgegenkommen genötigt.