EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Warum es (noch) Freude macht, in Aktien zu investieren

von Philipp Grabowski

Unser Kolumnist Volker Schilling fasst zusammen, was in dieser Woche auf den Finanzmärkten so los war.

Grenke kränkelt

Die Diagnose von Viceroy Research war eindeutig: Das börsennotierte Unternehmen Grenke ist ein Fall für die Intensivstation. Krankheitsbild laut Diagnose: Schwindelsucht bei den liquiden Mitteln, schwierige Hygienestandards bei der Geldwäschebekämpfung und krankhafte Manipulationen am Bilanzgut. Die Fieberkurve an der Börse schlug sofort um und bescherte binnen kürzester Zeit den Aktionären Kursrückgänge von knapp 60%. Schnell stellte sich die Frage, wie glaubwürdig der Diagnostiker ist. Hinter Viceroy Research steht der Leerverkäufer Fraser Perring, der in der Vergangenheit Bekanntheit durch seine Anschuldigungen gegen die Wirecard AG erlangte und daher hohe Aufmerksamkeit genießt. Zum anderen hat Fraser Perring als Leerverkäufer der Grenke Aktie aber ein massives wirtschaftliches Interesse an einem Kursrückgang der Grenke-Aktie. Die Veröffentlichung seines Berichts hat diesem Ziel gedient. Die ersten Reaktionen zum Inhalt seiner Untersuchung werfen ihm zudem etwas Schlampigkeit in der Diagnose vor.

Was macht Grenke derweil? Dementieren! Was bleibt ihnen auch anderes übrig. Zumindest bei den liquiden Mitteln hat Grenke schon Informationen vorgelegt, dass diese entgegen den Behauptungen vorhanden seien. Reaktion an der Börse: Über 30% wieder rauf. So ist das in der Genesungsphase, da springt die Fieberkurve mit der Verabreichung von Medikamenten. Die werden übrigens jetzt von der Börsenaufsicht ausgegeben. Warten wir es ab, ob der Patient genest.

Snowflake is no fake

Ich habe an dieser Stelle auch schon einige Symptome beschrieben, die auch einigen Technologieaktien zumindest eine Blasenschwäche attestieren. Was meine ich damit? Übertreibungen an der Börse, kurz Bubble oder Blase genannt, entstehen nicht aus dem Nichts, sondern sind begleitet von einigen Erscheinungen. So habe ich bereits über die Aktiensplits von Apple oder Tesla geschrieben oder sagenhafte Bewertungen von verlustreichen Geschäftsmodellen.

Diese Woche können wir ein weiteres, wie ich finde spannendes Symptom beobachten. An der US-Börse gab es einen neuen Debütanten. Snowflake, ein Anbieter von cloudbasierten Datendiensten, wurde bei seinem Börsengang mit 33 Milliarden Dollar bewertet. Die Snowflake-Papiere schlossen bei knapp 254 Dollar und übertrafen die Erwartungen der Investoren deutlich. +111% in einem Tag. Was für ein spektakulärer Börseneinstand. Bewertungstechnisch ist dies das 175-fache des geplanten Umsatzes der nächsten 12 Monate. Das ist völlig absurd. Aber die Börsenkurse sagen eindeutig: Snowflake is no fake. Viel Spaß damit.
FED fails und FAT tails

Wir wissen, dass die bestimmenden Faktoren für die Börse die Stimmung und die Liquidität sind. Letztere wird von den Notenbanken üppig zur Verfügung gestellt. Diese Woche mehren sich jedoch die „FED fails“ Stimmen. Scheitert die US Notenbank, weil sie zu zaghaft agiert? Nur tiefe Zinsen bis 2024, aber keine negativen Zinsen angehen will? Das zaghafte Vorgehen ist vielen aktuell nicht genug und könnte an den US Börsen vorerst für Ernüchterung sorgen. Zudem hat die FED das Inflationsziel aufgegeben und damit einen Regimewechsel mit historischer Bedeutung eingeleitet. Wenn die US- Notenbank damit scheitert (FED fails), dann kommt es mit Sicherheit zu Extremereignissen an den Börsen (Fat tails). Noch ist die Notenbank weiter der Garant für eine Flutung der Märkte mit Geld, noch erzeugt sie kaum die herbeigesehnte Inflation und noch ist sie nicht schuld, wenn es an den Börsen kracht. Noch macht es Freude, in Aktien zu investieren.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski