Rundfunkgebühren

Warum der öffentlich-rechtliche Rundfunk so viel kostet

von Moritz Weinstock

Die einen akzeptieren sie, die anderen würden sie morgen gerne abschaffen: Rundfunkgebühren! Damit Ihr für die nächste Diskussion gewappnet seid, hat Isabella Müller-Reinhardt ein paar Zahlen und Fakten für Euch!

Das allerwichtigste vorweg: Die GEZ (Gebühreneinzugszentrale) gibt es schon seit 2013 nicht mehr. Und somit könnt Ihr auch den Begriff GEZ aus Eurem Vokabular streichen, wenn es mal wieder Diskussionen über die Erhöhung der Rundfunkbeiträge gibt.

Und so wie es momentan aussieht, wird dies bereits im nächsten Jahr der Fall sein. Im Raum steht derzeit eine monatliche Erhöhung von 86 Cent. Klingt erstmal wenig, aber in Summe kommt da einiges zusammen. Bei 45.820.321 Haushalten, die Rundfunkgebühren zahlen, wäre das im Jahr ein Plus von 472.865.712,72 Euro. Fast eine halbe Milliarde Euro. Aber wer bekommt die ganze Kohle eigentlich? Immerhin sprechen wir hier von derzeit über 8 Milliarden Euro. Jährlich.

Wohin gehen die Rundfunkgebühren?

Von den derzeit 17,50 Euro, die wir jeden Monat bezahlen, geht der größte Batzen an die ARD (12,31 Euro). Das ZDF bekommt 4,36 Euro, das Deutschlandradio noch 50 Cent und die Landesmedienanstalten 33 Cent.

Die ARD verteilt ihr Geld dann wiederum auf die neun Landesrundfunkanstalten, wobei der WDR mit über 1,2 Milliarden Euro das größte Stück vom Kuchen abbekommt.

Wer bezahlt sie?

Wir. Jeder Haushalt. Ganz gleich ob Du alleine wohnst, in einer 6er-WG oder bei Deiner Familie. Jeder Haushalt zahlt unabhängig von der Anzahl der Bewohner das Gleiche. Auch wenn weder TV noch Radio noch Interner genutzt wird. Unfair? Naja, Du bezahlst mit Deinen Steuern ja auch die Autobahnen mit, selbst wenn Du gar nicht Auto fährst. So funktioniert halt Gemeinschaft.

Wie sieht es in anderen Ländern aus?

Wir liegen mit unseren 210 Euro im Jahr nicht mal an der Spitze des Gebühren-Eisberges. In der Schweiz zahlt ein Haushalt jährlich umgerechnet etwa 418 Euro. In Dänemark werden die Rundfunkgebühren übrigens 2022 abgeschafft, in den Niederlanden ist dies bereits vor 19 Jahren geschehen. Und in Großbritannien deutet sich gerade Ähnliches an. Premierminister Boris Johnson möchte der BBC gerne den monatlichen Pflichtgebühren-Geldhahn zudrehen und durch ein freiwilliges Abo-Modell á la Netflix ersetzen. Spätestens wenn ihm das gelingt, wird auch in Deutschland wieder eine Diskussion über Rundfunkgebühren ausbrechen.

Muss ich immer Gebühren bezahlen?

Übrigens: Solltet Ihr Arbeitslosengeld 2 oder Sozialhilfe empfangen, könnt Ihr Euch von den Rundfunkgebühren befreien lassen. Auch wenn Ihr studiert, Bafög bezieht und nicht mehr bei Euren Eltern wohnt.

Und jetzt genießt einfach mal die roten Rosen, die Karneval-Shows, die Sportschau und den Tatort. Ihr bezahlt immerhin dafür!

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.