EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Das Brüsseler Robin-Hood-Syndrom

von Marcus Lucas

Wer kennt sie nicht, die Legende des Bogenschützen aus dem Sherwood Forest? Man stehle das Geld der Reichen und verteile es unter den Armen. Ja, schon Robin Hood hat damit eine Transferunion geschaffen, die für Interessensausgleich sorgte.

Robin Hood

Ganz nach diesem Motto „Nimm von den Reichen, gib den Armen“ konnte man diese Woche das Räubergelage in Brüssel bestaunen. 750 Milliarden Euro galt es von den reichen Ländern zu den „Armen“ zu transferieren. Gestohlen hat man es zwar nicht, aber Nettonehmer sind die Länder wie Spanien und Italien, wohingegen Frankreich und Deutschland die Nettogeber sein werden. Das vorliegende Robin-Hood-Syndrom wurde diesmal aber nicht von den armen, sondern den reichen Ländern initiiert. Klingt nach echter Solidarität. Oder ist das Ganze so echt wie die Figur des Robin Hood?

Absolut echt ist dagegen die gleichnamige Online-Trading-App Robinhood.com, die mit 13 Mio. Nutzern für Furore in den USA sorgt: Provisionsfrei Aktien handeln, auch auf Kredit. Das Geschäft boomt, und wie kaum zuvor zocken überwiegend junge Neuaktionäre auf dieser Plattform. Mit ihren Pfeilen beschießen die jungen Börsenbogenschützen überwiegend Titel wie Tesla, die Techs & Co. Noch treffen Sie ins Schwarze, aber die „Robin-Hood-Märkte“ könnten ebenso enden wie die Figur selbst: In einem Blutbad. Denn nach einem vorübergehenden Dasein in königlichen Diensten endete Robin Hoods Abenteuerleben durch den Verrat der Priorin von Kirklees, die ihn während eines Aderlasses heimtückisch verbluten ließ.

Bruder Tuck

Wohl dem, der einen treuen Gefährten an seiner Seite hat. So war Bruder Tuck die zentrale Figur an der Seite von Robin Hood. Was lernen wir daraus für die Börse? Es gibt zentrale Figuren, die den Ton angeben, aber es gibt auch Begleiter des Erfolges, die für die Stabilität sorgen.

Für mich, wie für viele andere, ist die Aktie die zentrale Figur einer langfristigen Geldanlage. Aber einer der wichtigsten Begleiter und Stabilisator ist für mich das Gold. Ich hatte in den letzten Monaten mehrfach betont, dass ich Investitionen in Gold oder besser noch in Goldminenfonds für besonders lohnend halte. Jetzt ist es soweit: Der Goldpreis steht kurz vor seinem historischen Hoch von 1908,79 US-Dollar vom 9. Juni 2011. Es ist nur noch eine Frage von wenigen Tagen, dass dieses Hoch fällt und dann ist der Weg frei. Ähnlich frei, wie der Weg über den Fluss, den Robin Hood überqueren wollte, als Bruder Tuck ihm im Wege stand. Manchmal braucht es einen Befreiungsschlag, um neue Ufer zu erreichen.

Der Sheriff von Nottingham

Der Sheriff von Nottingham ist der Legende nach der böse Konterpart zu Robin Hood, der seine Truppen entsendet, um die Rechtlosen und Unschuldigen zu knechten und ins Gefängnis zu werfen. Ein bisschen wie Donald Trump, der derzeit seine Truppen – die Bundespolizei– in die amerikanischen Städte entsendet, um die Aufruhr der Armen zu unterbinden und zahlreiche Aufständische in Gewahrsam nehmen lässt. Bleibt zu hoffen, dass er nicht ebenso endet wie der Sheriff, der seine Taten nicht überlebt hat.

Zumindest politisch könnte Trump ums Überleben kämpfen. Denn inzwischen versucht er sich wöchentlich um neue Positionen im Umgang mit der Coronakrise. Seit neuestem sind Masken doch schick. Damit sieht man zwar aus wie die maskierten Gefährten von Robin Hood, aber schließlich kann daraus ja auch ein neuer Modetrend werden. Ganz so wie der Hoodie, die Kaputzenjacke, die aufgrund ihrer typischen Mützenform an Robin Hoods Kopfbedeckung erinnert und deshalb so heißt.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Marcus Lucas