EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Riskante Höhenflüge auf den Märkten

von Philipp Grabowski

Riskantes Wachstum im Technologiesektor. Innovative Batterietechnologien. Neue EZB-Investitionen. ZASTER-Kolumnist Volker Schilling blickt auf eine Woche voller Auffälligkeiten, Überfälligkeiten und Zufälligkeiten auf den Märkten zurück.

Riskant auffällig

Bereits in den letzten Wochen schrieb ich, dass insbesonders im Technologiesektor eine gesunde Korrektur vieler Aktienwerte längst überfällig wäre. Und die Zeichen eines übertriebenen Überschwanges zeigen sich mehr und mehr. So auch diese Woche.

Beispiele gefällig?

Da wäre das Rekordhoch bei den Wetten auf Aktien bei der Trading Plattform Robin Hood. Noch nie haben so viele Privatanleger mit Derivaten und Hebel auf steigende Märkte spekuliert. Das Ausmaß hat in dieser Woche sogar das Gesamtvolumen der Calls auf den S&P 500 Index in den Schatten gestellt.

Ein anderes Beispiel ist die US Firma MicroStrategy, die Wandelanleihen im Wert von 400 Mio. US-Dollar ausgeben will, um davon Bitcoins zu kaufen.

Völlig abstrus wird es bei der erst kürzlich an die Börse gegangene Cloud-Computing Firma Snowflakes, die in dieser Woche einen Börsenwert von 120 Milliarden Dollar erreichte. Das ist mehr als IBM. Big Blue IBM macht aber 74 Milliarden Dollar Umsatz in diesem Jahr und Snowflakes ungefähr 580 Millionen.

Bin ich fällig oder ist es die Börse? Entscheiden Sie selbst!

Längst überfällig

Seit Jahren wird an neuen Batterietechnologien geforscht. Längst überfällig war es daher, dass ein Unternehmen einen Durchbruch verkündet, Batterien langlebiger, schneller ladbar oder reichweitenstärker zu machen. Und nicht etwa Varta, Panasonic oder Samsung meldete diese Woche den Durchbruch, sondern das US Start-up-Unternehmen Quantumscape.

Wer? Ein nahezu unbekanntes Unternehmen, die aber mit prominenten Start-up-Finanziers wie VW und Bill Gates aufwarten können. Alleine Volkswagen hat 300 Mio. US-Dollar in das Unternehmen investiert – und das könnte sich bald auszahlen. Die Aktie von Quantumscape schoss erst einmal in die Höhe.

Doch was macht Quantumscape so besonders?

Nicht weniger als die Superbatterie: In 15 Minuten zu 80% aufladbar, damit doppelt so schnell als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien, 50% mehr Reichweite als diese, und selbst bei Temperaturen unter 30 Grad gibt es keinen Leistungsabfall. Und dazu sind die Batterien auch noch nach unzähligen Ladezyklen besser in der Leistung. Was für eine Meldung. Wenn dort die Massenproduktion gelingt, dann sind die E-Auto-Hersteller, die auf die Verbesserung der alten Technologie gesetzt haben, aber fällig.

Nicht zufällig

Längst ist es klar, dass die westlichen Notenbanken den Regierungen gefällig zur Hand gehen, um den Wirtschaftszyklus am Laufen zu halten. Geldwertstabilität rückt dabei mehr und mehr in den Hintergrund, um den Erhalt von Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen zu sichern. Immer größere Summen müssen aufgewendet werden, um dieses Wachstum noch zu generieren.

So war es auch diese Woche nicht zufällig, dass die Chefin der Europäischen Notenbank EZB, Christine Lagarde, vor die Presse trat, um zu verkünden, dass die EZB ihr Anleiheaufkaufprogramm um weitere 500 Milliarden Euros aufstocken und bis 2022 verlängern wird. Mit diesen Maßnahmen blieb die Notenbank eher unauffällig, denn die Marktteilnehmer haben dies allfällig schon erwartet. Daher gab es nach der Notenbanksitzung weder Bewegungen an den Aktien- noch an den Devisenmärkten.

Wenn auch kurzfristig kein Ereignis, so sind die mittelfristigen Auswirkungen durchaus nicht hinfällig. Mit anderen Worten: Der Geldhahn ist weit offen und das wird die Märkte in 2021 deutlich anschieben. Damit wir uns klar verstehen: 2021 wird aus meiner Sicht das nächste super Börsenjahr, aber kurzfristig halte ich die Börse für korrekturanfällig.


Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski