VORSICHT

Achtung vor der Ratenkauf-Falle

von Nils Matthiesen

„Heute kaufen, später bezahlen“ – hört sich zwar gut an, aber du solltest in der Regel aus verschiedenen Gründen um solche Angebote einen großen Bogen machen.

Shopping wird immer einfacher: Das gilt nicht fürs Bestellen und Bezahlen, nicht einmal Cash auf dem Konto ist zwingend erforderlich. Des Weiteren gibt es immer mehr Angebote, die du ganz einfach später („Jetzt kaufen, später bezahlen“ ) oder auf Raten bezahlen kannst. Klarna und PayPal bieten so einen Service schon länger an, aber auch immer mehr Shops wie Amazon sind dabei. Auf den ersten Blick hat das viele Vorteile, schließlich bekommst du das Produkt sofort, musst aber erst später dafür zahlen. Warum „später Bezahlen“ und Ratenkauf in den meisten Fällen jedoch alles andere als gute Ideen sind, erfährst du hier.

Alter Hut ganz aktuell

Ratenzahlung ist eigentlich ein alter Hut. Der entscheidende Unterschied zu früher: Sie wurde nur bei größeren Anschaffungen angeboten! Heute kannst du selbst Klamotten, Games oder günstige Ohrhörer auf Raten kaufen. Im Zuge optimierter Customer Experience genügen dazu meiste wenige Klicks. Anstatt sofort den kompletten Preis zu bezahlen, stimmt der Kunde einem bestimmten Rückzahlungszeitraum und regelmäßigen, monatliche Raten zu. Die Ware kommt dagegen sofort per Post. Hört sich doch gut an – und fair. Schließlich berechnen die meisten „Jetzt kaufen, später bezahlen-Anbieter“ kaum und nur sehr geringe Zinsen auf den Betrag, den du dir leihst.

Nur auf den ersten Blick attraktiv

Tatsächlich scheint es sich um eine unkomplizierte und attraktive Möglichkeit zu handeln, um schnell und einfach an Artikel aller Art zu kommen, auch wenn einmal Ebbe auf dem Konto ist. Genau hier liegt die Gefahr: Nicht jeder ist diszipliniert, vor allem nicht beim Thema Geld.

„Jetzt kaufen, später bezahlen“ senkt aber die Hemmschwelle zum Kauf gewaltig. Das Angebot verführt dazu, dass du deine finanziellen Möglichkeiten überschätzt. Nicht von ungefähr sind insbesondere Geringverdiener und Hartz IV-Empfänger häufig Opfer von Überschuldungen durch unüberlegte Ratenkäufe.

Nachteile beim Ratenkauf

Das System passt damit perfekt in unsere Konsumwelt, die immer schneller neue Produkte auf den Markt wirft, die uns suggerieren sollen: Du musst mich haben, ich mache dein Leben besser, das was du hast ist veralteter Schrott. So avanciert der Ratenkauf für schwache Charaktere zum ersten Schritt in die Schuldenfalle. Denn wenn du dich trotz finanzieller Schieflage zu einem Kauf verführen lässt, stellt das immer ein Risiko dar. Das gilt im Speziellen dann, wenn es um deine Finanzlage generell schlecht bestellt ist. Darüber hinaus gibt es weitere Nachteile:

  • Teurer: Oft wirken die Finanzierungsangebote durch die niedrigen, monatlichen Raten überaus attraktiv. Unterm Strich zahlst du aber im Vergleich zum regulären Verkaufspreis empfindlich mehr.
  • Hohe Zinsen bei Verzug: Selbst, wenn für die Ratenzahlung keine Zinsen anfallen, kann es teuer werden, wenn du die Raten nicht pünktlich zahlen kannst. In solchen Fällen verlangen die Anbieter oft sehr hohe Verzugszinsen. Die Kosten für derartige Aufwendungen können sich schnell summieren, insbesondere wenn Du mehrere Ratenzahlungen abgeschlossen hast.
  • Potenzielle Kostenexplosion: Gerätst du in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten und kannst die Ratenkredite nicht begleichen, kommen im schlechtesten Fall zu den übrig gebliebenen Raten noch Mahn- und Inkassogebühren sowie Gerichtskosten dazu, die letztendlich die ursprüngliche Kaufsumme um ein Vielfaches übersteigen.

Fazit

Ratenkäufe sollen dich dazu verführen, dir mehr zu leisten, als du kannst. Unser Rat dagegen: Kaufe dir generell nichts auf Pump. Ausnahmen sind allein essentielle Dinge, die für das tägliche Leben oder für die Arbeit benötigst. Ein neues Computerspiel, eine schicke Jacke oder ein neues Smartphone sind dagegen nicht so wichtig, dass du dich dafür in Schulden stürzen solltest.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.