Kommentar

Pro: Warum Markenfälschungen auch mal okay sind

von Marcus Schwarze

Wenn es um die Liebe geht, darf es im Notfall auch mal eine nachgemachte Rolex sein, hat Carola gelernt.

Ich war 18 und sehr verliebt. Mein Freund Florian und ich verbrachten den ersten gemeinsamen Urlaub – auf Teneriffa. Schon am dritten Tag waren wir uns nicht sicher, ob der Geldautomat unseren Sinn für Romantik teilen würde.

Abends saßen wir in einem Restaurant als ein junger Mann mit einer viel zu weiten Jacke an unseren Tisch trat. „I have Rolex, Breitling, Cartier. Wanna buy for your beautiful girl?“, sagte er, an Florian gewandt. Ich steh‘ zwar nicht so auf Bling-Bling, aber für meinen chronisch-klammen Freund war es ein Hochgenuss, mir ein Geschenk machen zu können. Eine nachgemachte Rolex-Armbanduhr für 20 Euro war bezahlbar. Und ehrlich gesagt: Lieber eine Fake-Uhr als einen handgemachten Seidenfächer, ein I-Love-Teneriffa-Shirt oder ein Amethyst-Armband mit Lava-Perlen (die Liste mit hässlichen, überteuerten Touri-Souvenirs ist endlos).

Aus dem nächsten Urlaub bringe ich meinem sechsjährigem Cousin ein gefälschtes FC-Bayern-Trikot mit. Er freut sich über das Shirt, bemerkt den Rechtschreibfehler nicht, liebt mich noch ein bisschen mehr, und nicht zuletzt muss ich mein Konto trotz Mitbringseln nicht überziehen.

Da ich meine Habseligkeiten sehr oft irgendwo liegen lasse, würde ich mir nie eine teure Sonnenbrille kaufen. Leider passen die No-Name-Sonnenbrillen nicht zu dem Lifestyle, den ich bei einem Strandurlaub pflege – aus einer 10 Dollar teuren Kokosnuss trinken gehört einfach dazu. An meine Augen lasse ich deshalb nur gefakte Gucci-Gläser.

Sonnenbrillen sind in Berliner Büros überflüssig, also sollte ich sie verlieren – nicht weiter schlimm.

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Marcus Schwarze