Neben der gestiegenen Volatilität im AI-Trade drückt auch das Schreckthema Rezession auf die Stimmung. Das „R“-Wort ist wieder in aller Munde. Belastet wird die globale Konjunktur vor allem durch die schwache Entwicklung der Wirtschaft in China, aber auch Europa läuft nur noch im 2. Gang, da Deutschland auf hohem Niveau stagniert und keine positiven Impulse für die Zukunft bietet. Die USA zeigen bisher nicht die geringsten Anzeichen einer Abschwächung, aber etwas mehr Schutz mit defensiven Titeln im Portfolio schadet sicherlich niemanden.
Die Biotech- und Pharmabranche bietet sich in diesem globalen Umfeld als sicherer Hafen an. Die Unternehmen können sich von den klassischen Konjunkturzyklen gut abkoppeln, da ihr Geschäft im Wesentlichen davon abhängt, wie die nationalen Versicherungssysteme aufgestellt sind, welche Innovationen sie an die Märkte bringen und ob etablierte Produkte ohne Patentschutz möglichst preiswert angeboten werden können. Die Branche unterliegt damit eigenen Zyklen, die jedoch in der Regel nicht deckungsgleich mit denen der Volkswirtschaften sind. Aus diesem Grund werden die Aktien gerne von den Anlegern als defensiver Schutz im Portfolio aufgenommen, wenn die Konjunkturperspektiven sich beginnen einzutrüben.
Der langfristige Trend ist ausgesprochen positiv. Insbesondere wenn man sich den Verlauf am hochinnovativen amerikanischen Markt ansieht. Der Nasdaq Biotechnology Index spiegelt dies ausgezeichnet mit einer Mischung aus Big Caps wie AstraZeneca, Biogen, BioNTech, Gilead, Moderna oder Sanofi wider, die aber auch durch eine Vielzahl von aussichtsreichen und aufstrebenden kleineren und mittleren Biotech- und Pharmaunternehmen ergänzt wird. Der Track-Record, der sich im langfristigen Chart zeigt, ist mehr als überzeugend und kann auch von jedem Anleger ganz einfach mit einem ETF nachvollzogen werden.
Pharma ist langfristig trendstabil
Neben Amerika hat auch Europa viele herausragende Pharmaunternehmen. Novo Nordisk, die lange den Titel als wertvollstes europäisches Unternehmen halten konnten, ist das Paradebeispiel. Der Entwickler und Produzent der Blockbuster Medikamente Ozempic und Wegovy konnte in den vergangenen Jahren aus Sicht der Börsianer nichts falsch machen. Die Abnehm- und Diabetesmedikamente konnten nicht schnell genug produziert werden und sorgten auch im 1. Halbjahr 2024 für ein Umsatzwachstum von 24 % und ein Gewinnwachstum von 16 %.
Was den Aktien-Trend jedoch zuletzt zu testen beginnt, ist die Konkurrenz. Denn die versucht mit Hochdruck ein (größeres) Stück vom Kuchen abzubekommen und beginnt Novo Nordisk auf den Pelz zu rücken. Noch können die Dänen die Konkurrenten weit auf Abstand halten, doch die Börse beginnt ihren Einsatz zu diversifizieren, anstatt alles auf eine Aktie zu setzen. Das allein reicht schon, um bei den Novo Nordisk Aktien den Schwung aus der Rallye zu nehmen. Es bleibt abzuwarten, ob die Anleger für ihre „Untreue“ bestraft werden und dann reuig zu Novo Nordisk zurückkommen oder die Konkurrenten die hohen Erwartungen tatsächlich erfüllen und sich damit einen Stammplatz in allen großen Portfolios sichern.
Roche überrascht positiv
Einer dieser Konkurrenten kommt aus der Schweiz. Roche war früher eine Legende, hatte zuletzt aber stark an Glanz verloren. Zu sehr hatte man sich in den vergangenen Jahren auf den Lorbeeren ausgeruht und dabei den Ball aus den Augen verloren. Auch wurden einige wichtige Fehlentscheidungen getroffen, über die man sich bis heute ärgert.
Der Finanzplatz Zürich hat diese relative Schwäche im operativen Geschäft auch korrekt bewertet und die Aktien seit April 2022 korrigieren lassen. Insgesamt musste der Pharmakonzern in der Spitze fast die Hälfte seiner Marktkapitalisierung abgeben, was aber auch mit dem Auslaufen der Covid-Aufträge zusammenhing, von denen Roche außerordentlich stark profitiert hatte.
Mit den Zahlen zum 1. Halbjahr überraschte Roche nun die Börse Zürich positiv. Und konnte obendrein noch einen Bonbon anbieten, dass man unter Umständen ein Konkurrenzprodukt zu den Novo Nordisk Blockbuster Medikamenten in absehbarer Zeit auf den Markt bringt. Mit der vollständigen Übernahme von Carmot Therapeutics zum Jahresbeginn haben sich die Schweizer drei aussichtsreiche Medikamente gesichert, die sich alle auf das Thema Diabetes fokussieren. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei CT-388, das in klinischen Tests eine deutlich bessere Wirkung als die Konkurrenzmedikamente gezeigt hat.
Der Börse gefällt in jedem Fall die neue Richtung von Roche. Dazu gehört auch, dass die Geschäftsführung die Entwicklungspipeline aufgeräumt hat und man sich von Anwärtern getrennt hat, die nur ungenügende Aussichten auf Erfolg haben. Der starke Halbjahresabschluss, der positive Ausblick für das Gesamtjahr und der neue potenzielle Blockbuster ließ die Aktien jüngst aus der Baisse ausbrechen, womit Roche wieder ins Rampenlicht der Anleger gekommen ist.
Überraschungskandidat aus Japan
Frisch und dynamisch präsentiert sich im 3. Quartal auch Sumitomo Pharma. Der mittelgroße japanische Pharmakonzern hat eine lange Leidensphase an der Börse hinter sich, die sich 5 ½ Jahren hingezogen hat. Dazu trug zum einen die Überspekulation bei, die die Aktien im Jahr 2018 in luftige Höhen schießen ließ, aber zum anderen auch eine schwache operative Entwicklung, die am Ende zu einer Reduzierung der Marktkapitalisierung um mehr als -90 % führte. Ohne Zweifel eine starke Überzeichnung.
Umso überraschter zeigte sich die Börse Tokio, als Sumitomo Pharma dann für das 1. Fiskalquartal (Juni) ein sehr starkes Wachstum mit gleich drei Produkten vorlegte, die in Nordamerika auf hohe Nachfrage stoßen. Konkret geht es dabei um die Medikamente Orgovyx (Prostatakrebs), Myfembree (Menopause) und Gemtesa (überaktive Blase), die zwischen 40 % und 80 % Umsatzwachstum im Jahresvergleich erreichen konnten. Im Heimatmarkt stach das Diabetes Typ-2 Medikament TWYMEEG heraus, dessen Umsätze um 50 % stiegen.
Der Abschluss für das 1. Fiskalquartal fiel sehr stark aus. Der japanische Pharmakonzern, die mehrheitlich zu Sumitomo Chemical gehört, lieferte ein Umsatzwachstum von insgesamt rund 20 % ab. Da man gleichzeitig die Kosten stark im Zaum hielt, erreichte man auf operativer Ebene fast den Break-Even. Ob es sich dabei nur um eine Schwalbe oder eine echte Wende im Geschäft handelt, werden die kommenden Quartale zeigen. Die Bullen an der Börse Tokio warten das jedoch nicht ab, sondern platzieren jetzt schon ihre Wetten.
Lass dich von der Erfahrung der Zürcher Börsenbriefe überzeugen und werde Teil des Erfolgs. Teste die Zürcher Börsenbriefe noch heute mit einem exklusiven Rabatt von 30 % auf den regulären Preis für die ersten drei Monate.