ADAC hat untersucht

So viel kostet ÖPNV in Deutschland wirklich

von Moritz Weinstock

Was für ein Traum: Weniger Autos in der Stadt! Das klappt aber nur, wenn der öffentliche Personennahverkehr attraktiv genug ist. Sowohl die Infrastruktur, das Streckennetz und auch die Ticketpreise müssen Kunden locken. In Deutschland gibt es jedoch enorme Unterschiede in der Preisgestaltung der Tickets für Busse und Bahnen. Der ADAC hat jetzt die Anbieter in 21 Städten untersucht.

Halt dich fest: In Monheim am Rhein wird der öffentliche Personennahverkehr ab April 2020 sogar kostenlos! Ein Testlauf über drei Jahre. Und damit den Betreibern des Bus- und Bahnnetzes im Einsatzgebiet kein Minusgeschäft entsteht (immerhin kostet das Monatsticket rund 62 Euro pro Person), kauft die Stadt Tickets im Wert von 2,5 bis 3 Millionen Euro, wie der WDR berichtet.

Was sich die Stadt davon verspricht?

Die Menschen sollen umdenken! Denn bisher sind nur rund zehn Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, während gut 55 Prozent der Einwohner täglich ins Auto steigen.

21 Städte wurden untersucht

Keine Kosten für die Fortbewegung mit Bus und Bahn, das würden sich wohl auch die Bewohner der 21 Städte (Berlin, Bielefeld, Bremen, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Wuppertal, Bonn und Köln) wünschen. Dies sind die Städte, die der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Institut Knapp Quality Solutions untersucht hat. Dabei wurden die Preise für verschiedene Tickets im ÖPNV im Zeitraum vom 9. Januar bis zum 3. Mai 2019 genauer unter die Lupe genommen.

Ergebnis: Enorme Preisunterschiede

Wetten, dass du nicht gewusst hast, dass das Monatsticket in München satte 54 Euro billiger ist als in Hamburg? Oder dass die Fahrradmitnahme in Frankfurt, Hannover und Hamburg kostenlos ist, während man beispielsweise in den Verkehrsverbunden von Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal stolze 3,60 Euro hinblättern muss?

ZASTER fasst für dich einmal die Preisunterschiede aus der ADAC-Untersuchung zusammen:

1
Einzelfahrt

Billigste: Mannheim, 1,80 Euro

Teuerste: Nürnberg, fast 80 Prozent teurer, 3,20 Euro

Durchschnitt: 2,74 Euro

2
Tagesticket

Billigstes: Stuttgart, 5,20 Euro

Teuerstes: Köln und Bonn, 8,80 Euro

Durchschnitt: rund 7 Euro

3
Wochenticket

Billigstes: München, 15,40 Euro

Teuerstes: Berlin, 95 Prozent teurer, knapp 30 Euro

Kein Wochenticket in Hannover und Karlsruhe

4
Monatsticket

Billigste: Hamburg und Hannover, 0 Euro

Teuerste: Verkehrsverbunde von Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal, 3,60 Euro

Durchschnitt: 2,25 Euro

5
Kinderticket

Billigstes: Leipzig, 1,20 Euro

Teuerstes: Berlin und Verkehrsbund Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Wuppertal, 1,70 Euro

Durchschnitt: 1,53 Euro

Übrigens: Kinder bis sechs Jahre fahren in allen Verkehrsmitteln aller untersuchten Städte umsonst. In Berlin fahren Schüler mit einem gültigen Schülerausweis ab August ebenfalls kostenlos in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier kann man das neue Ticket vorbestellen.

Gerade die Initiative in Monheim zeigt, dass es Möglichkeiten gibt, einen Wandel schneller herbeizuführen. Wichtig ist, dass es genügend Anreize für die Menschen gibt, den PKW stehen zu lassen. Es muss ja nicht gleich umsonst sein, etwas billiger wäre schon ein Anfang.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.