© © chaika1270 | Pixabay
Mehr als nur Milliardär

Michael Bloomberg – Präsidentschaftskandidat mit Medienimperium

von Moritz Weinstock

Jetzt ist es offiziell, der 77-Jährige wird um das Amt des Präsidenten kämpfen. Politische Erfahrung hat er, und Geld auch. Sehr viel Geld!

Keine Sorge, dieser Artikel wird keine Lobpreisung eines ehemaligen Bürgermeisters, der seiner Stadt viel gutes getan hat. Vielmehr ist es an der Zeit, den Werdegang eines Menschen zu beschreiben, der sich trotz vieler Erfolge im Leben auch mit 77 Jahren noch nicht zur Ruhe setzen will – oder kann. Es geht um Michael Rubens Bloomberg, den derzeit neuntreichsten Mann der Welt, mit einem geschätzten Gesamtvermögen von rund 55,5 Milliarden US-Dollar. Er will Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden und Trump vom Thron stürzen. Denn „wenn er eine weitere Amtszeit erhält, werden wir uns von dem Schaden womöglich nicht mehr erholen“, so Bloomberg selbst.

Genug Kohle für Wahlkampf

Wie gut, dass der Self-Made-Milliardär über genügend Geldreserven für ein solch kostspieliges Unterfangen verfügt. Und auch politisch schöpft der Mann nicht aus dem Leeren. Elf Jahre lang war er Bürgermeister der Stadt New York und damit eine ganze Legislaturperiode länger, als ursprünglich für das Amt vorgesehen. Doch eine Ausnahmeregelung, die Mehrheit des Stadtrats und die Unsicherheiten, die durch die Finanzkrise 2008 im Land entstanden, ebneten den Weg für eine Verlängerung. Aber zurück zum Milliardär Bloomberg.

Vom Ingenieur zum Investor

Michael Bloomberg ist eigentlich studierter Ingenieur, doch nach seinem Abschluss an der John Hopkins University, zieht es ihn nach Harvard. Hier legt er einen Masterabschluss in Wirtschaft obendrauf und verdingt sich ab 1966 für die Investmentbank Salomon Brothers, heute besser bekannt als Morgan Stanley Smith Barney. Nach nur sechs Jahren wird er zum Partner mit eigenen Firmenanteilen. Als das Unternehmen 1981 verkauft wird, haut auch Bloomberg ab – und kassiert vorher rund zehn Millionen US-Dollar Abfindung. Von da geht es rasant weiter. Der nächste große Name im Lebenslauf lässt nicht lange auf sich warten, Michael heuert 1982 bei Merrill Lynch & Co., Inc. als Investor an.

Die Krux mit dem Medienimperium

Im selben Jahr gründet er die Finanzdaten-Agentur Bloomberg L.P. und legt damit den Grundstein seines heutigen Medienimperiums. Laut FAZ hält Michael Bloomberg noch immer fast 90 Prozent an seinem Unternehmen, das spezielle Finanzdaten sammelt, aufbereitet und „gerade an der Wall Street als unerlässliches Instrument (gilt), um einen Informationsvorsprung gegenüber der Allgemeinheit zu haben.“ Wer Zugang zu diesen relevanten Daten haben will, muss viel Geld zahlen. 20.000 US-Dollar kostet die Jahresmitgliedschaft laut Medienberichten. Eigenen Angaben zur Folge hat das Unternehmen 325.000 Kunden, die den teuren Service in Anspruch nehmen. Mit so viel Geld lässt sich spielend ein passendes Nachrichtenportal schaffen – oder gleich mehrere. Weitere Teilgebiete von Bloomberg L.P. sind die gleichnamige Nachrichtenagentur „Bloomberg“, diverse Fernsehkanäle, Zeitschriften und Radiosender. Fast 3.000 Journalisten arbeiten für den Mogul – Kritik an seiner Person dürfen sie nicht üben. Und jetzt amtiert Michael Bloomberg für das Amt des Präsidenten. Klingelt’s?

Trump hat Twitter, Bloomberg hat eigene Medien

Milliardäre wie Trump oder Bloomberg verfügen über so viel Geld, dass es für sie ein leichtes ist, kostspielige Werbe- und Wahlkampfkampagnen zu starten. Im Fall Bloomberg ist der Kandidat selbst sogar nicht einmal auf die Berichterstattung der Medien angewiesen – er hat seine eigenen. Während Trump Twitter zum Medium der Wahl auserkoren hat, betreibt Bloomberg ein ganzes Imperium an Nachrichtenportalen. Allen voran: Bloomberg News. Schon während seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt New York hat genau das zu Konflikten geführt. Denn laut New York Times waren die Berichte, die hierin über ihn geschrieben wurden, meist sehr einfarbig und positiv gegenüber Bloomberg. Die selbe Kritik schlägt dem Milliardär auch jetzt ins Gesicht. Wie die Zeitung „The Guardian“ berichtet, wird Bloomberg nicht nur 31 Millionen US-Dollar für eine einwöchige Werbekampagne auf allen relevanten Nachrichtenplattformen ausgeben, und damit ganz nebenbei den bisherigen Rekord von Barack Obama (25 Millionen US-Dollar In der finalen Wahlkampfwoche) schlagen. Insgesamt wird der Milliardär seinen verspäteten Einstieg in den Wahlkampf mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bestreiten: Geld und Medienmacht. 500 Millionen US-Dollar will sich Bloomberg den Wahlkampf kosten lassen! Ob sich das für ihn auszahlt, bleibt abzuwarten.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.