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Rentenlücke schließen

Lohnt sich Riestern noch?

von Nils Matthiesen

Altersvorsorge ist wichtig. Die Riester-Rente rechnet sich aber nur in bestimmten Fällen.

Wahrscheinlich ist für dich die Rente noch Jahrzehnte entfernt. Trotzdem solltest du dir schon einmal um das Thema Gedanken machen. Aber nicht nur in der Art, wie du jeden Morgen ausschlafen und mit deinen Enkelkindern spielen wirst. Auch der finanzielle Aspekt ist wichtig. Denn die Zukunft sieht nicht so rosig aus, wenn das Geld knapp ist und du jeden Cent dreimal umdrehen musst. Keine schöne Vorstellung für den Lebensabend. Sich allein auf Vater Staat zu verlassen, ist auf jeden Fall keine gute Idee. Denn dann wird das Geld höchstwahrscheinlich im Alter knapp. Du musst dein Glück schon selbst in die Hand nehmen. Sprich: Kümmere dich am besten früher als später um deine Altersvorsorge. Um die Lücke zwischen gesetzlicher Rente und eigenem Bedarf schließen zu können, brauchst du eine private Altersvorsorge. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Gefördert vom Staat wird zum Beispiel die Riester-Rente. Doch das Produkt ist in Verruf geraten. Kritiker bemängeln aber noch weitere Punkte:

Zu hohe Kosten: Wesentlich, ob sich eine Riesterrente lohnt oder nicht, sind die Kosten und Gebühren des Vertrages und die Höhe des garantierten Zinses. Die staatliche Förderung werde von den Verwaltungskosten aufgefressen. Viele Anbieter würden den Vorwand des hohen bürokratischen Aufwands als Argument heranziehen, um hohe und oft intransparente Kosten in dem staatlich geförderten Produkt zu kaschieren.

Niedrige Rendite: Die eingezahlten Beiträge sind zwar sicher, das ist das große Versprechen der Riester-Rente. Der Garantiezins ist darüber hinaus in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Aktuell liegt er noch bei 0,9 Prozent. Ab 2022 soll aber für Vertragsabschlüsse auf 0,25 Prozent sinken. Doch um diese Garantie halten zu können, müssen die Anbieter weitgehend auf Risiko verzichten. Bedeutet: Selbst bei Fondssparplänen packen sie einen großen Anteil in sichere Rentenfonds, die wenig Rendite abwerfen. Entsprechend bleiben am Ende oft nicht viel mehr als die eingezahlten Beiträge übrig. So beträgt nach Angaben der Fondsgesellschaft der Volksbanken, Union Investment, die durchschnittliche Auszahlung von derzeit 47.000 Kunden in der Rentenphase gerade einmal 55 Euro. Obendrein muss dieser Betrag mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden.

Riester: Für bestimmte Personen weiterhin interessant

Trotz der hohen Kosten und der schwachen Ertragsentwicklung kann sich Riester für einige Personengruppen aber weiterhin lohnen. Für jemanden, der Anspruch auf hohe Zulagen hat, die auch die Verwaltungskosten decken, sind die Riester-Produkte aber durchaus attraktiv. Der Staat fördert Riester-Sparer mit einer jährlichen Grundzulage von 175 Euro. Die volle Förderung erhält, wer inklusive der Zulagen vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens, mindestens jedoch 60 Euro im Jahr in den Riester-Vertrag einzahlt.

Kinderreiche Familien: So können etwa Verträge kinderreicher Familien durch die Kinderzulagen zusätzlich zur Grundzulage von besonders hohen Förderungen profitieren. Schließlich stehen einer Familie mit zwei vor 2008 geborenen Kinder beispielsweise 720 Euro direkte staatliche Förderung pro Jahr zu. Sind die Kinder ab 2008 geboren, beträgt die Förderung sogar 950 Euro.

Geringverdiener: Auch für Geringverdiener kann sich die Riester-Rente lohnen. Denn seit 2018 wird bis zu einem Rentenbetrag von 200 Euro monatlich nicht mehr auf eine mögliche Grundsicherung angerechnet. Dazu kommt: Um Anspruch auf staatliche Förderung zu haben, muss man lediglich den sogenannten Sockelbetrag von 60 Euro im Jahr entrichten.

Vielverdiener: Auch für Arbeitnehmer mit einem Einkommen ab etwa 40.000 Euro lohnt sich das Riestern wegen der dann hohen Steuerersparnis besonders. Alleinstehende gutverdienende Personen können die Steuervorteile der Riester-Rente nutzen, denn die Beitragszahlungen können bis zu 2100 Euro jährlich von der Steuer abgesetzt werden.

Fazit

Klar sollte sein: Reich wirst du durch den Abschluss einer Riester-Rente nicht. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Rente, die nach Ende deines Arbeitslebens monatlich in kleinen Teilen ausgezahlt wird. Wie hoch die Beträge ausfallen, hängt auch maßgeblich von deiner Lebenssituation während der Ansparphase ab.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.