Old school-Geldanlage

Lohnt sich noch eine Lebensversicherung?

von Nils Matthiesen

Lebensversicherung – hört sich nicht gerade hip an. Ist es auch nicht. ZASTER erklärt dir, warum ein Abschluss trotzdem sinnvoll sein kann.

Die Anzahl von Lebensversicherungen ist im letzten Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren gefallen, meldet der Versichererverbandes GDV. Waren es 2017 noch 83,8 Millionen Verträge, ging es 2018 auf 83,0 Millionen Kontrakte nach unten. Aus Branchensicht ist vor allem die sinkende Zahl an Neuabschlüssen besorgniserregend. Die schrumpfte von 4,91 auf 4,86 Millionen – also auf den niedrigsten Wert seit Versicherungsmaklergedenken. Dabei galt die Lebensversicherung über Generation hinweg als des Deutschen liebstes Versicherungsprodukt und elementarer Baustein der privaten Altersvorsorge. Eine Erfolgsgeschichte. Doch diese Zeiten sind vorbei. Sind Lebensversicherungen aber tatsächlich nicht mehr nötig?

Auslaufmodell Kapitallebensversicherung

Der Ruf der Lebensversicherung hat stark gelitten. Das liegt unter anderem daran, dass sicher auch dir schon einmal ein windiger Versicherungsvertreter eine andrehen wollte. Es winken halt so hohe Vermittlungsprovisionen, dann kann man schon einmal penetrant werden. Aber du solltest dich nicht beirren lassen. Die klassische Kapitallebensversicherung ist tot. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) beraubt die Lebensversicherer ihres Geschäftsmodells. Ohne Zinsen können die Versicherer den Kunden keine lukrativen Angebote mehr machen. Früher konnten die Versicherer zwei Prozent Zinsen und mehr locker garantieren, heute beträgt der Garantiezins gerade einmal mickrige 0,9 Prozent. Das ist in Relation zur Inflationsrate pure Geldvernichtung. Aber es gibt schließlich noch den kleinen Bruder der Kapitallebensversicherung, die Risikolebensversicherung. Und da sieht die Lage etwas anders aus.

Die Police für den Seelenfrieden

Dazu musst du wissen: Beide Varianten sind Versicherungen für dein Leben. Stirbst du, gibt es Geld. Zwar nicht für dich (wäre sinnlos), sondern für deine Angehörigen. Der feine Unterschied: Bei der Risikolebensversicherung fließt der Zaster nur, wenn du dich während der Laufzeit verabschiedest. Bei der Kapitallebensversicherung bekommst du auch Geld, wenn du das Ende der Laufzeit noch erlebst. Weil mit der Risikolebensversicherung kein Kapital aufgebaut wird, sind die monatlichen Raten besonders günstig. Es geht schon ab ein paar Euro monatlich los.

Für Eltern fast ein Muss

Für wen lohnt sich eine Risikolebensversicherung also? Insbesondere dann, wenn du die Verantwortung für andere trägst. Das gilt vor allem, wenn du eine Familie gründen willst oder bereits Kinder in die Welt gesetzt hast. Es gibt viele traurige Geschichten von glücklichen Familien, die ein tolles Leben hatten, bis ein Elternteil plötzlich starb. Und wenn du Kinder hast, willst du höchstwahrscheinlich, dass es ihnen gut geht, auch wenn du mal nicht mehr da sein solltest. Genau dafür ist eine Lebensversicherung da – damit deine Lieben nicht noch mehr leiden müssen, wenn du aus dem Leben scheidest. Es geht darum, das Vermögen deiner Liebsten zu schützen, damit sie ihr Leben im Katastrophenfall nicht komplett auf den Kopf stellen müssen.

Nicht für jeden wichtig

Es macht übrigens Sinn, dass beide Elternteile eine Risikolebensversicherung abschließen. Das gilt selbst für den Fall, wenn nicht beide berufstätig sind. Bist du dagegen single, ist eine Lebensversicherung definitiv überflüssig. Genauso unsinnig ist eine Lebensversicherung für die Kinder. Denn eine Lebensversicherung dient in erster Linie dazu, ein fehlendes Einkommen zu kompensieren.

Fazit

Aus Sparersicht ist eine Risikolebensversicherung auf den ersten Blick natürlich unbefriedigend. Du zahlst Monat für Monat, Jahr für Jahr Beiträge und am Ende (wenn man Glück hat) ist das Geld weg. So solltest du das aber nicht betrachten. Du kaufst dir mit dem Abschluss einer Risikolebensversicherung vielmehr ein gutes Gefühl. Du weißt, dass wenn dir etwas Schlimmes passiert, bei deiner Familie kein finanzieller Notstand ausbricht. Das sollte dir rund fünf Euro im Monat (bei einer Versicherungssumme von 200.000 Euro) locker wert sein.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.