EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Von Kurskorrekturen und Kahlschlägen

von Marcus Lucas

Wer höher springen möchte, muss erst einmal in die Knie gehen. An diese Weisheit haben sich Börse und Wirtschaft in den vergangenen Tagen gehalten. Unser ZASTER-Wochenrückblick von Volker Schilling.

Vermaledeit

Diese vermaledeite Börse. Jetzt macht sie doch tatsächlich genau das, was ich schon seit zwei Ausgaben schreibe, sie korrigiert. Dabei kokettiere ich doch immer, dass ich zwar stets eine Marktmeinung habe, aber der Markt irgendwie nie auf mich höre. So etwas aber auch. Mir dünkt, es kneipt dem ein oder anderen Marktteilnehmer, dass ich hier Recht haben könnte.

Aber machen wir uns nichts vor, an der Börse kommt man besser mit Demut als mit Hybris durch. Daher sehe ich die aktuelle Korrektur als positives Zeichen für kommende steigende Börsen. Wenn man höher springen möchte, dann ergibt es Sinn, erst einmal in die Knie zu gehen. So gesehen ist der aktuelle Rücksetzer noch eine Bestätigung im Aufwärtstrend. Jerome Powell, der Hofberichterstatter der US-Notenbank fordert derweil die Politik auf, noch mehr zu tun und signalisiert deutlich, dass er die gesamte Bandbreite seiner Instrumente ebenfalls einsetzen wird.

In diesem Sinne ist die aktuelle Korrektur kein Malus, also keine vermaledeite Börse, sondern eher ein günstiger Moment. Nutzen Sie die Positur des Marktes, denn jetzt lohnt sich der eine oder andere Einstieg wieder. Am Ende sind Sie dann auch mit Erfolg gebenedeit. Apropos:

Gebenedeit

Einer der mit Erfolg, Begeisterung, Standhaftigkeit und Inspiration gesegnet ist, der kann auch andere Menschen in seinen Bann ziehen. Einer dieser gebenedeiten ist mit Sicherheit Elon Musk. Letzte Woche schrieb ich an selber Stelle, dass der vermeintliche Durchbruch, der am Battery Day als Superlativ angekündigt war, wohl wieder als Komparativ enden wird. Und genau so war es. Die neue Botschaft, die der Auserwählte an seine Gefolgschaft überbrachte, lässt sich dann auch in einem Satz zusammenfassen: Tesla will ab 2023 ein Auto dem Markte zutragen, dass schon ab 25.000 amerikanischen Dollars zu haben sein wird. Die Gefolgschaft will wohl daran glauben und bejubelte die frohe Kunde.

Das Marktvolk an der Wall Street dagegen ist davon vorerst nicht überzeugt und trug seine Tesla-Anteile zurück. Der Kurs unter Druck. Und machen wir uns an der Stelle wahrhaftig: Nach dem fulminanten Anstieg der Tesla-Aktie ist diese Korrektur mehr als notwendig. Letztlich war dies auch der Grund, weshalb ich potentielle Anleger um Zurückhaltung bat. Mit weiter sinkenden Kurs-Avancen allerdings sollte auch eine Tesla wieder in den Fokus rücken. Denn nicht zuletzt der Gründer sollte gebenedeit sein, sondern auch seine Gefolgschaft. Verhalten Sie sich also behend.

Behendigkeit

Weniger behend geht es bei den traditionellen Autobauern zu. Autobauer Daimler setzt zum Kahlschlag in seinen deutschen Motorenwerken an. Jede fünfte Stelle am Stammsitz in Untertürkheim wird gestrichen. Und während Tesla in der Nähe Berlins bald ein neues Werk in Betrieb nehmen wird, halbiert Daimler in seinem Berliner Motorenwerk die Belegschaft. Dazu kommen jetzt immer mehr Zulieferer-Unternehmen, die ihrerseits Personal freisetzen oder gar kurz vor dem Aus stehen.

Nur eine Branche schließt noch schneller seine Niederlassungen, die Banken: Deutsche und Commerzbank führen ihre Niederlassungen zum Schafott und exekutieren schneller als die Scharfrichter des Mittelalters. Wenn Ihnen das zu altertümlich erscheint, dann habe ich mit der vorliegenden Ausgabe wohl zu sehr dem alten Wortschatz gefrönt. Sehen Sie es mir nach und bleiben Sie mir gewogen.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Marcus Lucas