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Kurz erklärt: Zinseszinsen und nachhaltige Fonds

von Marcus Schwarze

Wie Zinseszinsen funktionieren, haben wir mal in der Schule gelernt. Wir erklären es gerne noch einmal. Genauso leichtverständlich wollen wir nachhaltige Fonds auf den Punkt bringen. Und zum Dritten geht es darum, was mit Fonds passiert, wenn die Bank pleitegeht.

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Wie lässt sich der Zinseszins-Effekt erklären?

Zinsen auf Konten oder andere Anlagen gibt es zu festen Terminen. Beim Sparbuch schreibt die Bank meistens einmal im Jahr die Zinsen gut. Dann hat man die Wahl: Man kann das Geld nehmen und ausgeben. Man kann es aber auch auf dem Konto liegenlassen. Dann wird es das kommende Mal mit dem ursprünglichen Betrag zusammen mitverzinst. Der angelegte Betrag wächst dadurch Jahr für Jahr, ohne dass man zusätzlich Geld einzahlt.

Und weil der angelegte Betrag wächst, bekommt man auch jedes Jahr mehr Zinsen. Einfach durch die Zinsen, die wiederum Zinsen erwirtschaften. Das nennt man den Zinseszins-Effekt. Freunde der Finanzmathematik sprechen nicht ganz zu Unrecht vom 8. Weltwunder, wenn vom Zinseszins die Rede ist.

Ein Beispiel: Wenn jemand 1000 Euro für 3 Prozent im Jahr anlegt, bekommt er im ersten Jahr 30 Euro Zinsen. Hebt er sie ab, werden im zweiten Jahr wieder 30 Euro Zinsen fällig, weil sich der angelegte Betrag ja nicht verändert hat. Lässt der Sparer die Zinsen aber liegen, werden im zweiten Jahr 1030 Euro verzinst. Macht beim nächsten Mal eine Gutschrift von 30,90 Euro. In zehn Jahren hätte man ohne Zinseszins-Effekt 300 Euro Zinsen bekommen (zehnmal 30 Euro). Mit Zinseszins-Effekt betrüge der Gewinn immerhin 344 Euro. Das mag wenig klingen, steigert sich aber, je höher der Zins und je länger das Geld liegt.

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Was sind Nachhaltigkeitsfonds?

Viele Anleger lehnen es ab, damit Geld zu verdienen, dass Bomben fallen, Menschen sterben, Urwälder abgeholzt und Flüsse verseucht werden. Ein Waffenhersteller wie Lockheed Martin, der Kampfflugzeuge und Trägerraketen für Atombomben baut, kommt für sie nicht infrage. Auch wenn die Rendite noch so hoch ist.

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass man nicht mehr Bäume fällt als nachwachsen. Damit bleibt der Wald in seiner Substanz erhalten. Nachhaltige Unternehmen verhalten sich idealerweise so, dass die Erde in ihrer Substanz erhalten bleibt und auch in vielen Jahren noch ein lebenswerter Ort ist. Die Finanzbranche nutzt dafür die Abkürzung ESG für die Schlagworte Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance).

Die Manager von Nachhaltigkeitsfonds haben das auf dem Zettel, wenn sie nach guten Investitionen suchen. Sie prüfen, wie Unternehmen mit Umwelt, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Öffentlichkeit umgehen. Sie schließen gefährliche Branchen wie Waffen, Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Pornografie und Atomenergie aus, ebenso wie Unternehmen, die Kinder für sich arbeiten lassen. Dabei arbeiten sie mit Unternehmen wie Oekom Research aus München zusammen, die nichts anderes machen, als Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen.

Allerdings ist es noch nicht verbindlich festgelegt, wann ein Unternehmen wirklich nachhaltig ist. Auch Fondsmanager können das Thema unterschiedlich angehen. Manche gehen rigoros vor und werfen alles aus dem Fonds, was ihnen nicht nachhaltig vorkommt. Andere sehen die Sache relativ und suchen aus jeder Branche die Unternehmen heraus, die ihre Kriterien am ehesten erfüllen. Diese Suche nach den jeweiligen Klassenbesten nennt sich folglich „Best-in-Class“-Ansatz.

Anleger sollten deshalb in den Fondsunterlagen nachsehen, wie die Fondsgesellschaft Nachhaltigkeit auffasst und in ihren Produkten umsetzt.

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Sind meine Ersparnisse in Investmentfonds geschützt, wenn meine Bank pleitegeht?

Ja, das sind sie. Anleger werden nicht dafür bestraft, wenn ihr Fondsmanager den Betrieb einstellen muss. Kein Gläubiger einer Bank oder einer Fondsgesellschaft darf auf deren Investmentfonds zugreifen. Der juristische Begriff für einen Fonds lautet Sondervermögen und stellt klar, dass Investmentfonds nicht zum Vermögen der Anbieter gehören und somit separat zu betrachten sind.

Das ist ein großer Unterschied zu Sparbüchern. Dort sind Anleger nur bis zu einer bestimmten Summe vor einer Pleite der kontoführenden Bank geschützt. Alles darüber fällt in die Konkursmasse und ist im schlimmsten Fall weg.

Bei Fonds muss man dagegen erst einmal unterscheiden, wer denn gerade pleitegeht – die Gesellschaft, die den Fonds managt, oder die Bank, die ihn für den Anleger in einem sogenannten Kundendepot verwahrt. Bei der Fondsgesellschaft gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ein Konkurrent übernimmt die Fonds und führt sie weiter. Oder sie werden aufgelöst, einmal final abgerechnet, und die Anleger erhalten ihren dann gültigen Gegenwert ausgezahlt. Der richtet sich ausschließlich danach, was im Fonds enthalten ist und nach nichts anderem.

Sollte die Bank mit dem Kundendepot abtreten, ist alles viel einfacher. Dann überträgt man die Fondsanteile einfach auf eine andere Bank, die sie ihrerseits in ein Depot einbucht und dort für ihre Kunden verwahrt. So, als wäre nichts passiert.

ein Artikel von
Marcus Schwarze