Jäger des verlorenen Schatzes
Der norwegische Staatsfonds, die Bundeslade der norwegischen Altersvorsorge, gab diese Woche bekannt, dass er alleine im letzten Jahr 152 Milliarden Euro Verlust eingefahren habe. Reflexartig stürzten sich die Aktienkritiker und Kapitalismusabschaffer auf diese Zahl, die als Beweis dafür dient, dass die kapitalgedeckte Altersvorsorge gleich einer Hollywood-Verfilmung nur bloßer Fantasie entspringt. Doch ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Gesamtentwicklung des Fonds hätte genügt, um den Jägern dieses verlorenen Schatzes die Munition zu entziehen. Aktien sind eben nur für kurzfristige Schergen unberechenbar, aber langfristig ein echter Blockbuster. Und so strafte der Tempel der Investoren, die Börse, auch in diesem Jahr jeden ängstlichen Kritiker mit einem fulminanten Börsenstart. Der abgelaufene Monat war der stärkste Januar an der Technologiebörse Nasdaq seit dem Jahr 2001. Wer bei diesem Jahr nur an eine Odyssee im Weltraum glaubt, der könnte meinen, die Kurse sind völlig losgelöst. Doch der Jäger des verlorenen Schatzes hieß im Original übrigens „Raiders of the Lost Ark“. Na wenn das kein Zeichen für Starinvestorin Cathie Wood ist, sich auf die Suche nach ihren Verlusten im ARK Innovation Fund zu machen. Vielleicht hier:
Tempel des Todes
Auch wenn viele in den letzten Jahren geglaubt haben, dass die Notenbanken der Tempel des Todes für den Zins- und Kapitalmarkt seien, so haben sie doch in den letzten Monaten eindrucksvoll gezeigt, dass die Zinserhöhungen keineswegs zu einem Börsencrash und Staatsinsolvenzen führten. Jerome Powell, der Indiana Jones der US-Notenbank, machte seinem Freund Shorty nicht den Gefallen, die Börsen durch zu starke Zinsanhebungen gen Süden zu schicken. Vielmehr ist er dabei den Spießgesellen Inflation in seine Schranken zu weisen. Im Tempel des Todes soll nur einer sterben, der Protagonist des Bösen, die Inflation. Nur noch 6,5% in den USA und 8,5% in Europa bei den gemeldeten Inflationszahlen. Die Richtung stimmt, nachdem wir schon zweistellig waren. Die Frau an Indys Seite ist Marion Ravenwood, quasi die Christina Lagarde der europäischen Notenbank. Seite an Seite kämpften die beiden diese Woche. Die Zinspeitsche der EZB schlug weitere 0,5% Zinsanhebungen auf jetzt 3% zu. Die Börse ist erfreut über das Happy End dieser Liaison. Investoren machen sich auf zu einem Kreuzzug in Richtung Allzeithochs. Doch bis dahin lauern noch weitere Gefahren im nächsten Teil:
Der letzte Kreuzzug
Da sind zum einen die Streiks im britischen Königreich des Kristallschädels oder die französischen Gewerkschafter, die dem Ruf des Schicksals folgen und diese Woche massenhaft auf die Straße strömen. Währenddessen explodieren die Gewinne bei Exxon und die Kurse bei Meta, da weder der Kreuzzug der Übergewinnraubritter noch der Totengräber der Guardiens of the Metaversum Erfolg haben. Ganz anders das bekannteste Murmeltier Amerikas, welches diese Woche alljährlich wieder zur Börsen- und Wetterprognose grüßt und damit den Reigen der heutigen Filmklassiker beschließt. Ohne natürlich zu vergessen, dass ab Juni dieses Jahres der fünfte Teil von Indiana Jones in die Kinos kommt und damit zeigt, dass Erfolg über Generationen funktioniert. Wie an der Börse eben auch. Sie lesen von mir in der nächsten Woche. Bis dahin können Sie sich die Zeit mit dem Trailer zum neuen Indiana Jones und der Ruf des Schicksals vertreiben. Viel Spaß.
Ihr Volker Schilling