Wie glücklich macht Geld?

Heldin des Alltags

von Sonja Baer

Direkt in seiner Nachbarschaft hat unser Autor Frank Behrendt eine wunderschöne Entdeckung gemacht: Eine Nachbarin schuf ein Plätzchen, an dem sich Menschen treffen und plaudern können –­ natürlich mit korrektem Corona-Sicherheitsabstand.

Es gibt Menschen, die verdienen jeden Tag ein Bundesverdienstkreuz der Herzen, weil sie so wunderbare Sachen machen. Ohne Geld dafür zu erhalten, oft nicht einmal Dank. Und trotzdem werden sie nicht müde, sich für unsere Gemeinschaft einzubringen. Ich bin sicher, jede/r von uns kennt so eine stille Heldin oder einen Helden des Alltags.

Bei uns in der Nachbarschaft hat eine Frau einen feinen Ort geschaffen. Sie hatte die großartige Idee, das Beste aus der Corona-Situation zu machen. Oberstes Gebot der Stunde ist und bleibt, Abstand zu halten. Für ältere Menschen gilt das besonders. Und gerade in Corona-Zeiten, wenn ihnen nur wenig bis gar kein Kontakt zu anderen erlaubt ist, kann das für sie sehr schmerzlich sein.

Meine kreative Nachbarin hat genau diesen Punkt erkannt: Da es praktisch unmöglich ist, mit Mindestabstand nebeneinander auf einer Parkbank zu sitzen, hat sie ganz pragmatisch ein Stück des Bürgersteigs liebevoll bepflanzt und eingezäunt. Zusätzlich platzierte sie dort einander gegenüber zwei Stühle. Natürlich im korrekten Abstand. Und schon war die Bühne frei für ein virenfreies Gespräch.

Aus dem nahegelegenen Seniorenheim lud sie Menschen, die gerade vorbei flanierten, zu sich auf die Stühle ein. Das Angebot wurde dankbar angenommen. Schon nach ein paar Tagen verabredeten sich Bewohnerinnen und Bewohner „an den beiden Stühlchen“ zum Plausch.

Neulich sah ich dort zwei Damen eifrig diskutieren, als ich mit dem Hund um den Block ging. Sie waren etwas lauter, sodass ich hören konnte, worum es ging: Helene Fischer und Florian Silbereisen. Ob der neue Akrobat an der Seite der blonden Sängerin denn nun besser zu ihr passen würde als der flotte Flori.

Ich ging vorbei und grinste. Beim nächsten Mal nehme ich einen Klappstuhl mit und werde mein Fachwissen aus „Bunte“ und „Gala“ einbringen. Ältere, oft einsame Menschen, lieben nichts mehr als ein Gespräch. Das weiß ich aus meinen Talk-Runden im Seniorenstift. Die nette Frau aus der Nachbarschaft hat einen Ort dafür geschaffen. Dankeschön.

ein Artikel von
Sonja Baer