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EURO, DOLLAR, SChilling

Graf Zahl, Kaiser von China, Baron von Münchhausen

von Volker Schilling

ZASTER-Kolumnist Volker Schilling analysiert auch in dieser Woche wieder das Geschehen auf den Finanzmärkten.

Graf Zahl

Wer ist Ihr Lieblingsvampir? Meiner ist Graf Zahl aus der Sesamstraße. Sie sagen, der zählt nicht. Ich sage, der zählt! Und weil er so gerne zählt, hätte Graf Zahl diese Woche seine helle Freude gehabt. Nicht etwa wegen der anhaltenden Berichtsaison vieler Unternehmen, sondern weil markante Zählerstände an den Börsen erreicht wurden. Doch der Reihe nach: Die Inflationszahlen aus den USA bei 3,1 % statt der erwarteten 2,9 % brachten die Märkte erst einmal ordentlich unter Druck. Zinssenkungsphantasien ade, schickte sich der Markt an, eine längst überfällige Korrektur anzugehen. Doch Pustekuchen: Noch bevor die Anleger die Rückgänge überhaupt bemerkten, setzten die Börsen bereits wieder zur Erholung an. Schwuppdiwupp erreichte der DAX ein neues Allzeithoch jenseits der 17.000 Punkte und der S&P 500 durchbrach die magische Mauer von 5000 Punkten. Graf Zahl heißt im englischen Original übrigens Count von Count oder nur kurz: The Count. Als Erni ihm mal sagte: „You know, whenever I’m not sleepy, Bert tells me to count sheep.“ Antwortet The Count: „‘Count Sheep?` Who’s that?“ Apropos, die jüngeren Leser kennen wahrscheinlich eher Count Dooku und Graf Zahl ist ihnen so bekannt wie der Kaiser von China.

Kaiser von China

Der letzte Kaiser von China starb im Oktober 1967 in Peking. In des Kaisers neue Kleider sehen wir aktuell Xi Jinping, der sich wie kein anderer chinesischer Staatslenker seine Regentschaft auf Lebenszeit gesichert hat. Diese Woche feierte er mit 1,4 Milliarden anderen Chinesen das chinesische Neujahrsfest. Das Jahr des Hasen ist zu Ende und weicht dem Jahr des Drachen. Und da Rot die Glücksfarbe ist, würden wohl die vielen roten Vorzeichen an der chinesischen Börse dem neuen Jahr hoffentlich mehr Glanz verleihen. Dabei treffen wir aktuell in China auf ein besonders spannendes Phänomen, welches noch nicht einmal mit einem Begriff belegt ist. Die Rede ist vom…, ach ja es gibt keinen Begriff. Kurzbeschreibung: Positives Wirtschaftswachstum und negative Inflationszahlen. Zuletzt bei -0,8 %, kurzum Deflation. Wir Deutschen allen voran wissen, dass eine wirtschaftliche Stagnation bei gleichzeitiger Inflation Stagflation heißt, aber wie nennen wir ein Wirtschaftswachstum bei Deflation? Mein Vorschlag: Defgrowth. Bitte nicht verwechseln mit dem deutschen Degrowth. Wechseln wir über den Teich:

Baron von Münchhausen 

Wer glaubt, dass Fake News eine Erfindung eines amerikanischen Ex-Präsidenten sind, der sollte sich einmal die Geschichten eines deutschen Lügenbarons zu Gemüte führen. Aber was diese Woche in den USA wieder um den Football Super Bowl, Sängerin Taylor Swift und die Verschwörungen um die Demokraten und Präsident Joe Biden über den Äther ging, stellt selbst Münchhausen in den Schatten. Die Reaktion Joe Bidens auf den sozialen Medien X und TikTok ist eine Parodie auf die Verschwörungsunterstellungen. So zeigte er sich nach dem Super Bowl Gewinn der Kansas City Mannschaft als Verschwörer „Dark Brandon“ mit Laseraugen und dem Satz: „Genau wie wir es geplant hatten.“ Soviel Humor hätten ihm wohl nicht einmal die Republikaner zugetraut und werten daher den Post als Schuldeingeständnis. Der kommende US-Wahlkampf wird uns wohl noch einige Münchhausen-Geschichten bescheren. Genug Stoff für viele weitere Kolumnen.
Ihr Volker Schilling

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Volker Schilling
Volker Schilling

Volker Schilling ist Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG und Asset Manager bei Der Zukunftsfonds. Er ist regelmäßig gefragter Experte für Fernsehsender (n-tv, Bloomberg, ARD Börse) und viele andere Medien. In seiner ZASTER-Kolumne „Euro, Dollar, Schilling“ blickt er jeden Freitag auf die wichtigsten Themen des Finanzmarkts zurück.