Wie glücklich macht Geld?

Wenn Sonnenstrahlen ein kleines Glück bedeuten

von Christoph Masurek

ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt lernt in einer Seniorenresidenz viel über das Glück im Alter – und über sich selbst.

Bei mir um die Ecke befindet sich eine Seniorenresidenz. Immer wieder kehre ich dort ein und mache pro bono eine kleine Talkshow mit ausgewählten Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Zuhörer in dem gemütlichen Gemeinschaftsraum haben Freude an „dem jungen Mann“, der aus den betagten Talk-Gästen auf der roten Couch Dinge herauskitzelt, die sie selbst nach vielen Jahren Wohngemeinschaft noch nicht wussten.

Eine Bereicherung

Auch mich machen diese Veranstaltungen mit diesen besonderen Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen happy, sie erweitern meinen Horizont ungemein. Die Weisheit des Alters inspiriert schließlich genauso wie die Verrücktheit der Jugend. In der letzten Woche hatte ich drei Begegnungen mit Senioren, denen das Gehen mittlerweile schwerfällt.

Eine Dame hing mit ihrem Gefährt an einer zu hohen Bordsteinkante fest. Ich half ihr, sie war dankbar. Ein Herr stand mit seiner Gehhilfe an der Fußgängerampel neben mir, ein junger Mann, der ein freiwilliges soziales Jahr absolvierte, begleitete ihn. „Er ist mein Engel und bereichert mein Leben“, erklärte mir der weißhaarige Mann mit den markanten Gesichtszügen. Der Betreuer lächelte.

Strahlende Freude

Dann traf ich eine Frau, die sich mit ihrem Rollator mitten auf dem Bürgersteig ein Plätzchen ausgesucht hatte, auf das die Sonne direkt zwischen den Häusern hindurchschien. Das Gesicht in die Sonne gereckt, die Augen geschlossen, saß die Dame da und genoss den Moment.

Wir kamen ins Gespräch. Früher war sie gerne gewandert, hatte Berge bestiegen und Gipfel geliebt. „Wenn dann noch die Sonne schien, war es für mich Glück pur“, erzählte sie mir. Die Bergschuhe schnürt sie schon lange nicht mehr, aber sie war dennoch dankbar, dass sie immer noch jeden Tag eine kleine Runde machen kann. Wie damals liebt sie einen Moment ganz besonders: „Wenn die Sonnenstrahlen mein Gesicht finden.“

Schön hatte sie das gesagt und ich freute mich mit ihr. „Ein kleines Glück gibt es für jeden zu jeder Zeit“, hat meine wunderbare Großmutter immer gesagt. Ich habe es wieder einmal live erlebt.

ein Artikel von
Christoph Masurek
Christoph studiert Politikwissenschaften in Wien und sucht noch immer vergeblich nach der Geschäftsidee, die sein Leben sowohl erleichtert als auch bereichert.