Wie lange halten eigentlich …

Geldscheine?

von Marcus Schwarze

Unser Geld ist fast unverwüstlich. Euro-Scheine verbrennen nicht im Backofen und lassen sich auch durch Nagellackentferner nicht zerstören. Trotzdem müssen sie öfter aus dem Verkehr gezogen werden. Hier erfahren Sie alles, was über Papiergeld wissenswert ist.

Dass Joghurt ein Verfallsdatum hat, ist bekannt. Aber unsere Geldscheine? Na ja, Verfallsdatum ist vielleicht übertrieben. Begrenzte Haltbarkeit ist treffender. Werden die Scheine lose in die Hosentasche gesteckt oder gehen in der Frittenbude über die Ladentheke, wird das „Papier“ arg strapaziert. Doch nicht erst, wenn es zerfleddert ist, zieht die Zentralbank es ein und ersetzt es durch neues. Warum das so ist? Woraus Euro-Scheine bestehen? Welche Härtetests sie durchlaufen? Wo Sie ramponiertes Geld eintauschen können? Hier finden Sie die Antworten auf diese Fragen.

1
Was müssen unsere Euro-Scheine aushalten können?

Einen Vollwaschgang müssen sie unbeschadet überstehen – notfalls sogar in der Kochwäsche bei 90 Grad. Verschütteter Rotwein darf den Scheinen genauso wenig anhaben wie die Krallen einer Katze. Und selbst bei großer Hitze, etwa im Handschuhfach eines in der prallen Sonne geparkten Autos, dürfen die Geldscheine nicht schrumpeln. Allerdings: Dass sie selbst bei offenem Feuer nicht brennbar sind, ist nur eine Legende – es auszuprobieren ist deshalb nicht ratsam.

2
Wie sehen die Härtetests für Banknoten aus?

Der Münchner Banknotendrucker Giesecke & Devrient stellt nicht nur unsere Euro-Scheine her, sondern auch noch rund 60 andere Währungen weltweit. Die bayerischen Geldmacher unterziehen die Scheine mehr als 50 Härtetests – mit dem Bügeleisen, im Backofen, im Säurebad. Die Belastbarkeit testen sie zudem mit speziellen Automaten, beispielsweise einer Knittermaschine. Dabei pressen die Geldtester den Schein in ein Rohr, in das ein Kolben immer wieder hineinsticht und den Euro ziemlich traktiert.

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Aus welchem Material bestehen Geldscheine eigentlich?

Meist aus hochwertiger Baumwolle. Um die Geldscheine widerstandsfähiger zu machen, werden zunehmend auch andere Materialien wie Kunststoffe oder Lacke zur Behandlung der Oberfläche verwendet. Relativ neu sind sogenannte „Hybrid-Banknoten“. Hier ist die Baumwolle mit einer Folie überzogen. Flüssigkeiten perlen daran ab und die Banknoten können nicht so leicht einreißen.

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Wie lange halten unsere Euro-Scheine?

Das hängt vor allem vom Wert des Geldscheins ab. Fünf- und Zehn-Euro-Scheine werden viel benutzt und haben deshalb die kürzeste Lebensdauer: Im Schnitt werden sie nach sechs Monaten aus dem Verkehr gezogen. 50-Euro-Scheine sind rund zwei Jahre im Umlauf. 200er und 500er, die oft im Tresor aufbewahrt werden und mit denen im Alltag eher selten bezahlt wird, halten durchschnittlich fünf Jahre.

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Warum nutzen sie sich in manchen Ländern schneller ab?

Luftfeuchtigkeit und Hitze zeigen Wirkung. Neben den klimatischen Bedingungen sind aber auch unterschiedliche Geld-Gewohnheiten Grund dafür, dass Geldscheine unterschiedlich lange halten. Sogar innerhalb von Europa: In „Portemonnaie-Ländern“ wie den Niederlanden halten sie am längsten, in Ländern mit einem hohen Anteil der Landbevölkerung wie Irland am kürzesten.

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Wer entscheidet, ob Geldscheine ausgetauscht werden?

Die Zentralbank eines Landes setzt für ihre Banknoten Qualitätsstandards fest. Und sie entscheidet damit auch, wann ihr Geld letztlich ausgetauscht und erneuert werden muss. In Cash-Centern werden die Scheine maschinell gezählt und beschädigte Scheine aus dem Verkehr gezogen.

7
Warum werden auch Scheine ausgetauscht, die gar nicht ramponiert aussehen?

So mancher Euroschein sieht nach bloßem Auge noch gar nicht beschädigt aus. Doch die Banknotenbearbeitungssysteme stellen ganz andere Ansprüche, um die Scheine bewerten und weiterverarbeiten zu können. Auch müssen gefälschte Noten sicher und schnell erkannt und eingezogen werden. Das passiert anhand versteckter Merkmale, die nur von besonderen Sensoren auf Magnet- oder UV-Licht-Basis überprüfbar sind. Ist eine bestimmte Signalintensität dieser Merkmale nicht mehr vorhanden, können die Maschinen die Blüten nicht mehr erkennen.

8
Wie kann ich einen verschlissenen Geldschein umtauschen?

Wird ein Geldschein beim Einkaufen nicht mehr akzeptiert, gehen Sie am besten zu Ihrer Hausbank. Meist wird Ihr beschädigter Schein dort aus Kulanz sofort ersetzt. Bei stärkeren Schäden oder höheren Beträgen werden die ramponierten Geldscheine vielfach erst einmal an die Bundesbank weitergeleitet. Wenn sie den Betrag erstattet, wird er auf Ihrem Konto bei der Hausbank gutgeschrieben.

9
Habe ich einen Anspruch auf Umtausch?

Grundsätzlich muss von einem kaputten Schein mehr als die Hälfte vorhanden sein, sonst ist er in der Tat wertlos. Ist weniger vorhanden, braucht die Bundesbank einen Nachweis, dass die fehlenden Teile des Geldscheins nicht mutwillig vernichtet wurden. Sie rät daher alles, auch kleinste Teile oder Reste wie Asche mit einzuschicken. Im nationalen Analysezentrum der Bundesbank in Mainz gibt es Mitarbeiter, die beschädigtes Bargeld notfalls akribisch mit hochauflösenden Mikroskopen unter die Lupe nehmen.

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Marcus Schwarze