Bargeld ist so 2015: Da erfand ein Franzose den Null-Euro-Schein, mit offizieller Genehmigung der Europäischen Zentralbank. Letztes Jahr zu Weihnachten bekam ich so eine Blüte geschenkt, und obwohl dieses Papier scheinbar nichts wert ist, behandele ich es wie ein wichtiges Dokument meines Lebens – in einem passenden Plexiglasrahmen.
Vor Kurzem, zum ungeliebten Frühjahrsputz, hab ich meine nächste Aufschieberitis-Gelegenheit vorm Putzen genutzt, um mich mal schlau zu machen, was es mit diesem Spielgeld für Erwachsene eigentlich auf sich hat. Der Null-Euro-Schein fühlt sich wie richtiges Bargeld an und sieht verblüffend echt aus, mit allen technischen Merkmalen wie zum Beispiel Wasserzeichen, Kupferstreifen, Sicherheitshintergund und Hologramm – inklusive individueller Seriennummer und den Farben eines Fünfhunderters.
Die Auflage ist limitiert
Warum das Ganze? Dahinter steckt ein Marketinggag: Als ungewöhnliches Souvenir soll er der guten alten Ansichtskarte Konkurrenz machen, und das bereits mit beachtlichem Erfolg! Jede Auflage ist limitiert auf wenige tausend Stück, ein Null-Euro-Schein kostet ursprünglich zwei bis drei Euro, aber einige Motive werden vereinzelt zum Hundertfachen bei Ebay angeboten, als seien es rare Panini-Sticker.
Ein neuer Hype um Blüten! In manchen Touristen-Kiosken stehen die Leute dafür Schlange wie zu früher zu Ostzeiten vor dem Konsum, als frische Bananen angeliefert wurden, oder heute vor Sneaker-Shops für die neuesten Yeezys-Modelle. Und das Auge kauft mit: Inzwischen gibt es schon mehr als 200 Motive vor allem von beliebten Bauwerken, Orten und Denkmälern, in Deutschland zum Beispiel dem Miniatur-Wunderland in Hamburg oder mit Tieren aus dem Duisburger Zoo. Aktuell gibt es zur Fußball-WM auch ein Motiv mit einem Fußballer in Action vor dem Brandenburger Tor.
Bargeld lives forever! Das wär’s doch: Ich stell’ mir meine Lieblings-Elf zusammen – mit den Gesichtern meiner Lieblings-Kicker wie Müller, Hummels, Kroos und Khedira, und die sorgen mit dem nächsten WM-Titel dafür, den Wert dieses Falschgeldsouvenirs in unendliche Höhen zu treiben. Aber diese Scheine müssten erst noch gedruckt werden …
Von daher erfreue ich mich an meinem Null-Euro-Schein aus der 2017er-Edition „500 Jahre Reformation“ mit der Wittenberg-Schlosskirche drauf. Auch ein schöner Geldschein, und für mich immens wertvoll, irgendwie auch Schein meines Lebens, weil er mich immer an Bargeld erinnern wird, auch wenn irgendwann mal keines mehr im Umlauf ist.