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10 Minuten. 3 Fragen. 1 Thema.

Frauen: Zwischen Leben, Karriere und Finanzen

von Alicia Peters

In unserer neuen Interviewreihe unterhalten sich ZASTER-Autorin Alicia Peters und Finanzexpertin Carola Ferstl dieses Mal ehrlich und offen über die Herausforderungen, vor denen Frau im Laufe ihres Lebens steht, wenn es um das persönliche Einkommen und den beruflichen Werdegang geht. Erfahre, warum es sich lohnt, das Thema Geldanlage nie aus den Augen zu verlieren und worauf man im Job achten sollte, wenn Nachwuchs geplant ist.

1. Du bist mittlerweile sozusagen ein „alter Hase“ in Sachen Finanzen und hast schon weitaus mehr Erfahrungen auf dem Gebiet als ich. Kannst du mir folgende Frage grob beantworten: Welche finanziellen Hürden warten noch auf mich und wie kann ich sie erfolgreich überwinden?

Du bist ja ganz am Anfang deiner Karriere und hast schon einen tollen Job. Das heißt, du kannst dir eigentlich jetzt schon Gedanken machen, dass du ein bisschen was von deinem Geld zurücklegst.

Die Hürde, die du da jetzt sicherlich haben wirst, ist die, dass du sagst: „Mein Gott, so viel ist das doch gar nicht.“ Zum ersten Mal im Leben habe ich Geld und jetzt möchte ich mir doch auch dies und das und jenes gönnen und irgendwie reicht das Ganze nicht. Am Ende des Geldes ist immer noch der Monat, sagt man ja immer so schön. Gerade ist es natürlich so, dass du denkst: „Es ist doch noch so früh, ich habe doch noch so wahnsinnig viel Zeit, ich muss doch noch nicht anfangen.“ Ich würde trotzdem sagen, dass du einfach schon mit kleinen Beträgen anfangen solltest. Das Tolle beim Sparen, gerade auch in Aktien, ist ja, dass es sich auf lange Sicht auszahlt – dass das Geld wächst und wenn du jeden Monat ein bisschen was zur Seite legst, auf lange Sicht viel zusammenkommt.

Die nächste Hürde, auf die ich dich schon mal vorbereiten kann, ist die, dass wenn du dann mal einen Freund hast, mit dem du zusammenziehen willst, auch irgendwie die Gelddinge zusammengelegt werden müssen. Nächste Hürde… ich will sie dir jetzt gar nicht alle aufzählen… ist, wenn du sagst: „Jetzt kommt auch noch ein Kind.“

Also da kommt noch Einiges auf dich zu. Ich kann dir nur empfehlen: Fang so früh wie möglich an, ein kleines bisschen was zur Seite zu legen, auch wenn es vielleicht noch den Anschein hat, dass es unheimlich wehtut. Es lohnt sich!

2. Dann kommen wir direkt passend zur zweiten Frage. Du hast ja drei Kinder. Inwiefern beeinflusst das die Karriere bzw. die Einstellung zum Thema Geld? Als junge Frau mache ich mir darüber schon Gedanken, obwohl ein Kinderwunsch noch gar nicht in Sicht ist. Ist das vielleicht aber richtig so?

Ja. Also du solltest dir auf jeden Fall Gedanken machen. Dann hast du kein böses Erwachen, wenn’s später soweit ist. Ich hoffe, dass es für jede Generation von Frauen einfacher wird, aber ich kann dir sagen: Natürlich verändert ein Kind deine Sichtweise auf die Welt, auf das Leben, auf Beziehungen, auf Geld – eigentlich auf alles. Denn du wirst feststellen, dass du mit einem Kind oder mehreren eine ganz andere Verantwortung spürst und so einfach kannst du die eben die nächsten 30 Jahre auch nicht loslassen. Eigentlich für den Rest deines Lebens nicht mehr. Insofern macht es auch Sinn, sich so früh Gedanken darüber zu machen. Sich vielleicht auch schon mal zu überlegen, wie man sich seine Karriere eigentlich vorstellt und wie die Bedingungen in dem Job sind, in dem man ist, wenn man später mal ein Kind haben möchte.

Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder natürlich die Karriere beeinträchtigen. Kinder sind für einen Arbeitgeber eigentlich immer ein Argument zu sagen: „Och, die hat 1, die hat 2, die hat 3 – die arbeitet doch eigentlich gar nicht mehr richtig.“ Du bist in einer verletzlichen Situation. Du möchtest deinen Vertrag reduzieren, weil du mehr Zeit für die Kinder brauchst. Das heißt, du bist erstmal froh, wenn sich der Arbeitgeber darauf einlässt. Da bist du gar nicht an der Stelle, wo du sagst: „Ach übrigens, wenn Sie mir jetzt den Vertrag reduzieren, dann bestehe ich drauf, dass ich hinterher wieder aufstocken kann.“ Diese Garantie von der anderen Seite zu bekommen, ist schwierig. Du bist da in einer schlechteren Verhandlungsposition, weißt du?

Man kann nur hoffen, dass durch immer mehr Frauen in den Führungspositionen auch immer mehr das Verständnis für die Problematik wächst. Früher waren das alles Männer in den Führungspositionen oder Frauen ohne Kinder. Heute ist es so, dass gerade die jüngere Generation für ihre Work-Life-Balance bestimmte Dinge haben möchte – in ihrem Arbeitsleben, in ihrem Leben grundsätzlich. Frauen und auch Männer verzichten in Bezug auf ihre Karriere nicht mehr automatisch auf Kinder. Dadurch, dass das Arbeitsleben immer diverser wird, hoffe ich, dass auch immer mehr Bewusstsein dafür da ist, dass Menschen unterschiedlich leben wollen und dass Karriere nicht bedeutet, alles andere auszuklammern. Es gibt ja jetzt sogar Modelle, in denen sich zwei Leute eine Führungsposition teilen. Warum denn eigentlich nicht?

Lass es mich nochmal zusammenfassen. Es gibt folgende Problematik, wenn man Kinder haben will: Es ist nicht einfach, seine Rechte und Wünsche durchzusetzen, weil man in einer verletzlichen Situation steht, wenn man seine Arbeitszeit verringern möchte. Man sollte aber versuchen, schon von vornherein den Ausstieg zu planen – für dann, wenn man wieder mehr arbeiten möchte. Also dass man sich das schon direkt in den neuen Arbeitsvertrag reinschreiben lässt, wenn man seine Arbeitszeit als Mutter reduziert.

Grundsätzlich ist aber natürlich zu hoffen, dass durch die veränderten Arbeits- und Lebensmodelle heutzutage alles viel selbstverständlicher wird und dass Karriere nicht automatisch bedeutet, auf alles verzichten zu müssen.

3. Ich bin 22 Jahre alt. Kannst du dich noch erinnern, inwiefern sich deine persönliche Einstellung zum Thema Geld seit diesem Alter verändert hat und weißt du noch, welche Faktoren sie beeinflusst haben?

Also mit 22 habe ich ja studiert in Hamburg an der Uni und war dann mit 24 fertig. Das heißt mit 22 war ich mitten im Studium und hatte im Grunde genommen auch nur kleine Mittel zur Verfügung. Ich habe dann in Hamburg ein bisschen nebenbei gejobbt bei RTL, also habe schon Fernsehen gemacht. Ich hatte dann eigentlich immer ganz gut Geld beisammen. Ich weiß noch, zu dem Zeitpunkt war es so, dass man dachte: „Das geht jetzt immer irgendwie so weiter“. Man hat relativ wenig Verpflichtungen und ganz gutes Geld. Ja und dann bin ich mit 24 nach Berlin gegangen zu ntv und hatte plötzlich im Grunde genommen noch viel mehr Geld, weil ich dann ja mein richtiges festes Gehalt hatte. Aber eigentlich war es in der ganzen Zeit so, dass mir immer bewusst war, ich möchte einen Teil des Geldes zurücklegen. Sei es in der Studienzeit, wo man nebenbei Geld verdient hat oder später im festen Job. Also: Die Themen Geld anlegen und Geld sparen auf keinen Fall aus dem Auge verlieren!

Was passiert ist in der Zeit zwischen 22 und später? Da war natürlich der erste Job, dann kam die Ehe und die Kinder, dann haben wir ein Haus gebaut, dann habe ich ja zwischendurch auch meine Verwandten gepflegt. Und dann stehst du irgendwann wieder ein bisschen alleine da. Ich bin gerade an dem Punkt im Leben, wo die Kinder aus dem Haus gehen und ich mir denke: „Was mache ich jetzt, wenn ich den Kopf immer freier habe und mich nicht mehr um den ganzen Familienapparat kümmern muss zusätzlich zu meinem Job?“

Also das sind so die Schritte im Leben, die ganz wichtig sind und die verändern natürlich auch jeweils den Gedanken um Geld. Also es gibt sicherlich in der Zeit zwischen 25 und 45 sehr viele Ausgaben – Haus, Verpflegung der Eltern, Ausbildung der Kinder. Da vergisst man sich so ein bisschen selber. Irgendwann im späteren Leben, wenn man alles gut abgewickelt hat, kommt dann der Moment, an dem man auch mal wieder an sich selber denkt und das ist auch wichtig, denke ich.

ein Artikel von
Alicia Peters
Alicia Peters

Alicia hat sich im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur der Metropole“ mit stadtkulturellen Veränderungen beschäftigt und sich nebenbei das nötige Wissen zum Leben im Großstadtdschungel Berlin angeeignet. In ihrer Kolumne "Young, broke (?) and happy" nimmt sie die Leser*innen mit auf ihren Weg zu finanzieller Selbstbestimmtheit und berichtet dabei von eigenen Erfolgen und Rückschlägen.