Wie glücklich macht Geld?

Warum jeder kleine Zettel für mich ein Vermögen wert ist.

von Moritz Weinstock

ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt liebt seine Familie – und die vielen kleinen Notizzettel, die sie sich immer gegenseitig schreiben.

In jeder Familie gibt es Rituale. Wir schreiben uns zum Beispiel gegenseitig kleine Zettel, wenn jemand nicht da ist. Die Daheimgebliebenen finden sie an ganz unterschiedlichen Orten, bei dem oder der Abwesenden sind sie im Reisegepäck versteckt. Darauf kleine Botschaften, die glücklich machen.

Meine jüngste Tochter Holly ist besonders kreativ und eifrig. Als sie mit ihren Schulfreundinnen übers Wochenende auf dem Reiterhof war, wurden wir mit bunten Botschaften im gesamten Haus überrascht. Meine Frau meint, dass allein unsere Familie dem Hersteller der kleinen Haftnotizblöcke kontinuierlich gute Umsätze beschert, so viel wie wir uns schreiben – oft auch an Tagen, an denen keiner weg ist.

Haltet mich für einen alten unverbesserlichen Romantiker, aber diese handgeschriebenen kleinen Zettel finde ich nach wie vor schöner als jede SMS oder WhatsApp-Nachricht. Mein Sohn Josh, der immer alles ganz genau wissen will, fragte mich, wer denn die Post-its erfunden hätte.

Besser als jedes SMS oder WhatsApp-Nachricht

Ich habe nachgeschaut: 1968 arbeitete Spencer Silver von der Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M) an der Entwicklung eines Superklebers. Irgendwas ging schief, die klebrige Masse ließ sich zwar überall auftragen, aber auch leicht wieder ablösen. Starker Halt geht anders.

Ein paar Jahre später ärgerte sich ein Arbeitskollege darüber, dass ihm beim Singen im Kirchenchor immer die Lesezeichen aus seinen Notenheften flogen. Art Fry erinnerte sich an den Kleber, holte ihn aus dem Labor und probierte ihn in der Kirche aus. Die Lesezeichen hafteten perfekt, ließen sich aber wieder ablösen. Die Post-its waren geboren.

45 Jahre ist das jetzt her und sie erfreuen sich immer noch weltweit großer Beliebtheit. Ich bewahre die kleinen Relikte des liebevollen Miteinanders auf wie wertvolle Kunstschätze. Der Materialwert ist minimal, die Inhalte unbezahlbar. Vielleicht werde ich aus Hollys gesammelten Werken zu ihrem 18. Geburtstag ein großes Herz anfertigen. Aber bis dahin ist es noch viele hundert Zettel hin.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.