Speck muss weg

Fit statt fett – mit diesen Apps klappt‘s

von Nils Matthiesen

Du fühlst dich schlapp – und der leidige Winterspeck sitzt immer noch auf den Rippen? Du brauchst weder Mucki-Bude noch Jogging im strömenden Regen: Mit Fitness-Apps bringst du deine Figur zu Hause in Form – versprechen zumindest die Entwickler. Welche empfehlenswert sind, hat ZASTER getestet.

Im Sommer im Freibad oder am Strand eine gute Figur machen – oder einfach etwas für die Gesundheit tun. In den ersten Monaten des Jahres schnellen daher die Anmeldungen in Fitnessstudios meist in die Höhe. Doch nicht wenige Freizeitsportler sind nur in den ersten Wochen voll bei der Sache, anschließend ebbt die Motivation dann spürbar ab. Übrig bleiben ein schlechtes Gewissen und ein meist teures Jahres-Abo.

Apps als Personal Trainer-Ersatz

Mit Apps lässt sich dagegen überall trainieren – etwa morgens direkt nach dem Aufstehen oder abends vor der Nachtruhe. Wenige Minuten sollen reichen, um sich ein gutes Fitnessgrundgerüst aufzubauen und die Pfunde purzeln zu lassen. Geräte sind bis auf eine Matte oder vielleicht einen Stuhl nicht nötig. Alles, was der Sportler braucht, sind ein paar Meter Platz, ein wenig Zeit und die richtige Einstellung. Welche App am besten motiviert und passende Übungen liefert, hat ZASTER überprüft. Bei der Beurteilung der Übungen halfen zwei echte Fitnessprofis: Sportarzt Dr. Kornelius Heck sowie Physiotherapeut und Personal Trainer Felipe Nikolowski.

So funktionieren die Apps

Die perfekte Fitness-App berücksichtigt den individuellen körperlichen Zustand, schlägt passende Übungen vor und dokumentiert den Fortschritt. So viel vorweg. Dieses Anforderungsprofil erfüllt keine der getesteten Apps. Eine Art Probetraining, die den derzeitigen Fitnesszustand ermittelt, bietet zum Beispiel kein Programm. Auch körperliche Beschwerden spielen keine Rolle: Probleme mit der Bandscheibe, dem Knie oder Bluthochdruck? Nicht eine App erkundigte sich danach. Stattdessen setzen sie dem Hobbyathleten mehr oder weniger vorgefertigte Übungen vor, die bestimmte Bereiche oder den ganzen Körper trainieren. Wer gänzlich untrainiert einige dieser Übungen ausprobiert, dürfte schnell die Lust verlieren. Sie sind schlicht zu anspruchsvoll. Wer bei „Seven – 7 Minuten Training“ zum Beispiel das harmlos klingende Strandfigur-Training startet, wird mit knallharten und komplexen Übungen wie Hocksprung-Liegestützenstrecksprüngen sowie Planken mit seitlichen Sprüngen konfrontiert. Das bringt selbst Supersportler ins Schwitzen. Die „30 Tage-Fit-Challenge“ bietet immerhin leichte, mittlere und harte Pläne an. Unterm Strich ist das Niveau der vorgeschlagenen Work-outs oft viel zu hoch und berücksichtigt keine individuellen körperlichen Eigenschaften. Überdies ist es dem Nutzer nicht klar, für welches Fitnesslevel sich die Pläne eignen.

Gefährliche Übungen

Und die Übungen selbst? Eine große Auswahl ist klasse – aber das Training sollte nicht mit einer Verletzung enden. Trotz Video- und Texterklärungen patzen hier einige Apps. Orthopäde Dr. Heck warnt vor allem vor den Apps „7-Minuten-Trainingseinheit“ sowie und „Bodyweight Fitness“. Vor allem bei „Bodyweight Fitness“ fehle den Anweisungen eine klare Struktur, die Übungen seien zum Teil „gefährlich bis zum Anschlag“. Typische Beispiele sind falsch gezeigte Techniken bei Bauchpressen („Crunches“) oder Trizepsdips. Tipp von den Experten: Bevor Anfänger mit den Apps loslegen, sollten sie sich die korrekte Ausführung der Übungen von Profis zeigen lassen. Besser einmal etwas Geld in die Hand nehmen, als Verletzungen zu riskieren.

Präsentation meist mau

Im Kampf um Muskeln und Gesundheit ist der eigene Schweinehund oft der größte Feind. Daher sollen Apps die Work-Outs ansprechend präsentieren und motivieren. Das gelingt aber nur zum Teil. Die ansprechendste Präsentation bietet dabei „Seven – 7 Minuten Training“. Eine ansprechend animierte Figur ermöglicht, die Übungen von allen Seiten zu betrachten, dazu ertönen glasklare, anspornende Sprüche eines virtuellen Trainers. Wie es nicht sein sollte, zeigt dagegen die „7-Minuten-Trainingseinheit“. Die Ausführung der Übungen muss sich der Nutzer merken, sie lässt sich nur vorab als englischsprachiges Video abrufen. „Bodyweight Challenge“ mutet dagegen ziemlich skurril an: Leicht durchgeknallte Typen führen die Übungen im Hintergarten, der Garage oder im Schlafzimmer samt Hund durch. Zudem gibt es keine Audio-Unterstützung, der Nutzer muss die kleinen Texte ablesen.

Gratis muss nicht schlecht sein

Und was kostet der Spaß? So teuer wie ein Abo im Fitness-Studio ist es zum Glück nicht. Allerdings bleibt ohne Geld mitunter die Abwechslung auf der Strecke. Testsieger „Seven – 7 Minuten Training“ bringt kostenlos zum Beispiel lediglich ein Work-Out mit 12 Übungen mit. Auf Dauer wird es dadurch langweilig und eintönig. Wer mehr will, muss ein Abo abschließen oder Übungen teuer dazukaufen. Erst dann bietet die App reichlich Abwechslung. Das es auch anders geht, beweist „Tägliche Training“, das ohne Zusatzkosten gleich sechs verschiedene Übungseinheiten anbietet. Die Werbung bleibt dabei im Rahmen.

Fazit

Keine der Apps macht aus dir einen Arnold Schwarzenegger. Wenn du aber regelmäßig pro Woche einige Work-Outs einstreust, wird das deiner Fitness gut tun. Es ist zumindest besser als nichts. Den Testsiegerthron erklimmt „Seven – 7 Minuten Training“. Allerdings macht die App nur Spaß, wenn du Geld investierst. Wenn du gratis deinen Körper stärker machen willst, empfiehlt dir ZASTER „Tägliche Tranings“ sowie die „30 Tage-Fit-Challenge“. Wichtig: Als Anfänger solltest du vor Trainingsbeginn unbedingt Arzt und Fitnesstrainer aufsuchen, um deinen körperlichen Zustand zu überprüfen sowie die Technikgrundlagen zu erlernen. Sonst könnte es heißen: „Sport ist Mord“.

Seven – 7 Minuten Training

Wer fit sein will, muss nur sieben Minuten am Tag investieren – verspricht die Gratis-App „Seven“. Alles was man dazu braucht ist Motivation, Matte, Wand und Stuhl. Die App erklärt einem anschaulich die Übungen, verschiedene Trainer sorgen für Laune. Lustig: Wer das Programm über Wochen täglich durchzieht, wird mit weiteren Gratis-Übungen belohnt. Wer aber einen Tag aussetzt, verliert ein Leben. Nach drei Herzchen ist der Fortschritt futsch. Zusätzliche Trainingsprogramme, bis zu 200 an der Zahl, gibt es im Abo, das im günstigsten Fall mit 6,66 Euro monatlich zu Buche schlägt. Zudem lassen sich gewünschte Work-Outs einzeln kaufen, diese sind aber mit 10,99 Euro ebenfalls ziemlich teuer. Schade.

Für: iOS Android

+ Gute Übungen

+ Motivierend

– Teuer

ZASTER-Bewertung: gut

Tägliche Trainings Free

„Tägliche Trainings“ bietet zwar wenig Drumherum, dafür aber kostenlos jede Menge Übungen. Die werden in Form von ansprechenden Videos gezeigt. Klangliche Unterstützung in Form von Anleitungen oder motivierenden Sprüchen sind aber Mangelware, zum Beginn und Ende einer Übung ertönen lediglich glockenartige Klänge. Bei den Experten verdiente sich die App durch die Bank gute Bewertungen. Fitness Trainer Felipe Nikolowski betonte, dass sich mit den Programmen gute Spannung in den Muskeln aufbauen ließe. Einziger echter Kritikpunkt: Die Übungen (Bauch, Po, Beine, Cardio, Ganzkörper, Arme) sind vorrangig auf die weibliche Kundschaft abgestimmt. Auch die Pro-Version für 10,99 Euro richtet sich mit Trainings wie „Pilates“, „Stretch“, „Ball“ und „Kettle“ eher an diese Zielgruppe.

Für: iOS Android

+ Viele Gratisübungen

+ gute Anleitung

– Keine Extras

ZASTER-Bewertung: befriedigend

30 Tage Fitness-Challenge

Das Konzept der „30 Tage Fitness-Challenge“ ist nicht schlecht. Der Nutzer wählt zunächst eins von fünf Trainings aus (Ganzkörper, Unterleib, Po, Arm, Bein) und bestimmt anschließend die Intensität, die sich wiederum in sechs Stufen anpassen lässt. Das Training gilt es dann 30 Tage durchzuziehen, wobei die App jeden Tag die Intensität Schritt für Schritt erhöht. Die Übungen demonstriert sie allerdings recht abstrakt anhand eines kleinen Männchens mit ruckartigen Bewegungen. Auch die knarzige Stimme macht wenig Spaß. Immerhin lassen sich detaillierte Übungsanleitungen unter dem Punkt „Anleitung“ nachschlagen oder als englischsprachige Videos zeigen lassen. Alles in allem bietet „30 Tage Fitness-Challenge“ für eine kostenlose App recht viel.

Für: iOS Android

+ Viele Gratisübungen

– Sehr nervige Werbung

– Dürftige Darstellung

ZASTER-Bewertung: befriedigend


7 Minute-Workout

Das Fitness-Konzept der App beruht wie beim Testsieger „Seven“ auf wissenschaftlichen Studien des „American College of Sports Medicine“ (ACSM), trotzdem gibt’s einiges zu beanstanden: Vor allem die Präsentation lässt zu wünschen übrig. Die Bewegungsabläufe stehen – Internetverbindung vorausgesetzt – nur vorab als YouTube-Video in englischer Sprache bereit. Der Nutzer muss sich also genau merken, was mit Begriffen wie Lunges, Side Planks und Jumping Jacks gemeint ist. Während der Übungen zählt auf dem Bildschirm lediglich die anvisierte Zeit herunter. Die Audio-Unterstützung ist ebenfalls mau und beschränkt sich auf Kommandos wie „Get Ready“, Start“ und „Next“ durch eine schreckliche Roboterstimme. Anfänger finden überdies wenig Hilfestellungen, die gezeigte Ausführung von Bauchpressen gefährdet den Rücken. Kurzum: Finger weg!

Für: iOS Android

– maue Präsentation

– wenig Hilfen

– zum Teil falsch gezeigte Ausführung

ZASTER-Bewertung: ausreichend

Bodyweight Fitness

Die „Bodyweight Fitness“-App wirkt von oben bis unten sperrig. Das fängt beim unübersichtlichen Startbildschirm an, zieht sich durch die Workouts selbst, bis hin zu gesundheitsgefährdenden Anweisungen. Während der Übungen erscheinen lediglich kleine Texte, die sich auf kleinen Smartphone-Bildschirmen kaum entziffern lassen. Deutsche, verständliche Anleitungen sucht man vergeblich. Unterstützung durch Audiokommentare oder zumindest Systemklänge? Ebenfalls Fehlanzeige. Obendrein muss der Nutzer sich mit schweißigen Fingern durch jede Übung tippen, automatisiert läuft hier nichts ab. Das amateurhafte Gesamtbild wird durch die skurrilen Videos mit schrägen Typen letztendlich nur noch verstärkt.

Für: iOS Android

– Bedienung

– Präsentation

– Gefährliche Anweisungen

ZASTER-Bewertung: mangelhaft

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.