Wie glücklich macht Geld?

Der Name der allerschönsten Straße steht in keinem Navi

von Steven Plöger

Jedes Jahr im Frühling besteht meine Tochter Holly darauf, dass wir auf dem Weg zur Schule oder zum Einkaufen einen Umweg fahren. Der Grund ist ein schöner: Es wird ein Schauspiel geboten, das nur eine kurze Zeit lang aufgeführt wird.

Die Bühne ist eine Seitenstraße und die Darsteller sind Bäume. Keine Technik ist nötig, um das Stück zu präsentieren, das regelt die Natur ganz alleine. Die Digitale Transformation kann hier pausieren, sie wird weder gebraucht, noch stiftet sie irgendeinen Mehrwert.

Während zigtausende Schaulustige nach Bonn pilgern, um die japanischen Blütenkirschen in der Altstadt zu bestaunen, kann man hier bei uns um die Ecke in Köln die gleiche Show in aller Ruhe genießen. Holly hat der Straße schon zu ihren frühen Kindertagen einen ganz wunderbaren Namen gegeben: „Hello-Kitty-Straße“. Besser hätte man die kitschig-schönen Baumreihen nicht beschreiben können.

Schon damals fuhren wir immer früher los, um mehr Zeit zum Schauen zu haben. Auch jetzt als „großes Schulmädchen“ – wie ihre Oma den Wachstumsfortschritt gerne beschreibt – ist ihre Liebe ungebrochen. Ich lasse mich gerne anstecken, denn das tolle an Kindern ist nicht nur ihre herrlich unbeschwerte Kreativität, sondern auch der Blick für die einfachen Schönheiten des Lebens. Kein Gänseblümchen, kein Marienkäfer, kein Regenwurm, der Holly entgeht. Alle werden bestaunt, gerettet, bewundert.

Eigentlich Schade, dass viele Erwachsene diese natürliche Wertschätzung für die kleinen Dinge oft verlieren bei ihrem ewigen Streben nach Schneller, Höher, Weiter. Ich gebe es zu, ich kann Virtual Reality nicht ausstehen. Nicht nur, weil diejenigen, die diese Brillen tragen immer unglaublich bekloppt damit aussehen. Ich bin und bleibe ein Fan von Real Reality. Deshalb pflichteten wir der älteren Dame, die mit uns verzückt unter den pink-farbigen Bäumen stand, bei als sie sagte: „Die Natur bietet uns immer wieder ein wunderbares Schauspiel und es kostet nicht mal Eintritt.“ Geht raus und schaut zu! #SchöneOstern

ein Artikel von
Steven Plöger