Es ist kaum ein halbes Jahr her, dass Facebook Pläne für eine eigene Kryptowährung namens Libra vorgestellt hat. Die Idee: Eine einfache, sichere und für jeden verfügbare Weltwährung auf der sozialen Plattform und seinen Ablegern zu implementieren und damit den Zahlungsverkehr zu erleichtern. Parallel dazu hat Facebook das Zahlungsprogramm Calibra gestartet, mit dem die Währung in einer Art digitalem Geldbeutel organisiert und plattformübergreifend einsetzbar sein soll.
Kaum war das Whitepaper, also die genauen Pläne für die Umsetzung von Libra, veröffentlicht, wurden erste namhafte Unterstützer der Kryptowährung bekannt. Unter ihnen: Uber, Ebay, Spotify und Lyft. Insgesamt möchte Facebook, beziehungsweise die neu gegründete und in der Schweiz ansässige Libra Association, 100 Unternehmen für sich gewinnen, die dann mit einem Einsatz von je zehn Millionen Euro den finanziellen Grundstock für die Währung stellen. Diese eine Milliarde soll, angelegt in real existierende Währungen, der künstlichen Währung Stabilität und Sicherheit geben. Zudem soll die Association unabhängig sein und alle Mitglieder gleiches Stimmrecht bei Entscheidungen haben – Facebook inklusive.
Paypal, Visa, Mastercard
In der Schweiz scheinen Facebook Türen und Tore für die neue Kryptowährung weit offen zu stehen. Doch die Regierungen vieler anderer Länder sehen die Pläne zunehmend kritisch. Sie befürchten, dass Libra und die Association nicht unabhängig genug von Facebook seien, und mit dem neuen Zahlungssystem bewährte Finanzregulierungsbehörden wie zum Beispiel Zentralbanken umgangen würden. Anders ausgedrückt: Sie haben Angst, dass Facebook ihnen den Rang abläuft und prüfen daher alles doppelt so genau.
Das wiederum hat zur Folge, dass erste Partner kalte Füße bekommen, denn der politische Druck auf Libra ist groß. Der prominenteste Aussteiger wurde heute bekannt: Paypal. Doch auch die Finanzdienstleister Mastercard und Visa sowie einige anderen Unterstützer haben sich in der vergangenen Woche nervös gezeigt, wie das Wall Street Journal berichtete. Visa-CEO Al Kelly gab in einem öffentlichen Statement zu bedenken
Bisher haben wir (wie alle Partner) nur eine unverbindliche Absichtserklärung unterschrieben, Libra beizutreten (…). Unsere endgültige Entscheidung für den Beitritt wird von einer Reihe von Faktoren bestimmt, einschließlich der Fähigkeit des Verbandes (Libra Association), alle behördlichen Anforderungen zu erfüllen.
Al Kelly, CEO Visa
Fazit
Bis Libra Wirklichkeit wird, ist es also noch ein weiter Weg. Zwar hatte Facebook vor, die neue Währung bereits im kommenden Jahr zu starten, allerdings müssen aktuell noch viele Hürden genommen werden, wie zum Beispiel US-Kongressabgeordneten Rede und Antwort zu stehen:
.@AOC listed out some of the huge tech companies within Libra’s founding members, and asked @DavidMarcus why the currency is “controlled by an undemocratic coalition” of corporations #LibraInDC pic.twitter.com/6xoQly3xwQ
— Bloomberg Quicktake (@Quicktake) July 17, 2019