Was verdient eigentlich…

…eine Pflegeassistenz?

von Nikolina Krstinic

Ein Traumjob, von dem man leider nicht leben kann, aber dieses unbeschreibliche Glück Menschen zu helfen. Pflegeassistentin Judith muss sich entscheiden. Geld oder Glück?

Judith ist 22 Jahre alt als sie nach Berlin zieht und einen Job sucht. „In ner Bar“ sagt ein Freund zu ihr, „da kannste schon gut Kohle machen.“ Doch Judith ist anders. Sie sucht die Herausforderung. Als angehende Psychologie-Studentin bewirbt sie sich bei einem privaten Verein als persönliche Assistenz für Menschen, die mit einer körperlichen Behinderung leben. Sie wird angenommen, und ist nach einer kurzen Ausbildungszeit bereit, loszulegen.

Schon bald stellt sie fest, dass die Arbeit alles andere alt leicht ist: Katheter legen, Wunden versorgen, Körperhygiene, Einkäufe erledigen, putzen und kochen steht an der Tagesordnung. „Es kommt sehr darauf an, mit welcher Person du zusammenarbeitest. Ich hatte drei Klienten denen die soziale Komponente besonders wichtig war. Bemuttern ist nicht erwünscht, aber Fürsorge sehr wohl“, erzählt die mutige Studentin. „Du bist Hand und Fuß für Menschen, die diese nicht einsetzen können. Du unterstützt ihren Alltag genau so, wie sie es brauchen. Du erledigst nicht einfach das Notwendigste und haust dann ab.“

Auf die Frage, was sie dabei verdient hat, antwortet sie zögernd. „Das ist ganz unterschiedlich. Im Normalfall sind es etwa neun Euro pro Stunde, für Nachtdienste sogar elf und an Feiertagen etwa zwölf.“ Trinkgeld gibt es nicht. Von dem Geld konnte die junge Studentin sich trotzdem ihre Miete, Essen und was sonst so anfiel leisten.

Als ich sie frage, ob sie ihren Job gerne gemacht hat, muss Judith unweigerlich lächeln. „Ich habe meinen Job sehr gerne gemacht. Die größte Schwierigkeit war, mit dem nötigen Feingefühl an die Menschen heranzutreten. Das habe ich in diesem für mich neuen Beruf wirklich gelernt. Und es ist ein schönes Gefühl, einem anderen Menschen zu helfen.“

ein Artikel von
Nikolina Krstinic
Nikolina Krstinic studierte in Wien und Berlin Kulturwissenschaften, Journalismus und Unternehmenskommunikation. Sie ist als freie Autorin und Journalistin tätig - seit Februar 2018 auch für Zaster.