Villa für Lau

In Italien gibts Häuser für 1 Euro, aber nur unter einer Bedingung

von Moritz Weinstock

Der demographische Wandel vollzieht sich auch in Italien und Landflucht ist dort ebenfalls real. Damit keine Geisterdörfer entstehen, machen einige Orte lukrative Immobilien-Angebote.

Was machst du, wenn du dein Land liebst und nicht willst, dass aus einst malerischen Orten verwaiste Ruinendörfer werden? Genau, du lässt dir etwas einfallen, womit du aus Landflucht und Vergreisung Profit schlagen kannst. Und zwar mit Immobilien-Angeboten für gerade mal einen symbolischen Euro. Ein Haus für einen Euro? Ja, das gibt es mittlerweile in vielen italienischen Dörfern. Und zwar von Mailand bis Palermo. Was es damit auf sich hat, erklärt dir ZASTER.

Überall herrscht Landflucht

Gerade diejenigen Dörfer und Städtchen, die abgesehen von Landwirtschaft kaum viel mehr bieten, haben ein großes Problem mit dem Wegzug junger Menschen. Die Orte vergreisen zunehmend, das Leben zieht weiter, die Gebäude verfallen. In letzter Konsequenz sterben die Dörfer aus. Und zurück bleibt ein Haufen hübsch aufeinander geschichteter Steine.

Gegenmaßnahme mit Dumping-Preisen

Der italienische Fotograf Oliviero Toscani ist stets für ungewöhnliche Ideen zu haben. Bekannt ist er vor allem für seine sozial- und gesellschaftskritischen Fotografien für Benetton. 2008 zum Kulturabgeordneten des sizilianischen Dorfes Salemi gewählt, hatte sich dieser zusammen mit seinem Freund Vittorio Sgarbi, Kunstkritiker, TV-Persönlichkeit und Bürgermeister der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde dafür stark gemacht, ein „kleines sizilianisches Wunder“ zu schaffen, wie er der NZZ gegenüber berichtete.

Symbolischer Kaufpreis von einem Euro

Die Idee dafür war so genial wie simpel. Sie würden einfach 1.000 leerstehende Häuser verschenken, mit der Auflage, dass die neuen Eigentümer sie renovieren müssten. Auf diese Weise würden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen würde die Stadt wiederbelebt, zum anderen optisch aufgewertet. Allerdings hinderten staatliche Auflagen sie daran, die Gebäude zu verschenken, weswegen ein symbolischer Betrag von einem Euro festgelegt wurde. Check.

Idee mit Erfolgsgarantie und Nachahmern

Was in der sizilianischen Stadt Salemi schlussendlich doch nicht hinhaute (die Mafia funkte dazwischen), funktionierte umso besser in anderen Dörfern. Längst hatte die 1-Euro-Idee am unteren Ende des italienischen Stiefels Wellen geschlagen und Nachahmer gefunden. Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich abermals Tausende potenziellen Käufer aus allen Winkeln der Welt.

Noch heute kannst du über Websites wie www.casea1euro.it entsprechende Kaufobjekte in mehr als 25 Dörfern im ganzen Land ausfindig machen. Einziger Haken an der Sache: CNN und andere große, internationale Medien berichteten so ausführlich über die Dumping-Immobilien in Italien, dass die Konkurrenz der Käufer stark angeschwollen ist. Heute konkurrierst du mit Menschen aus Dubai, die am liebsten das ganze Dorf kaufen würden, weswegen die Objekte meist an die Höchstbietenden vergeben werden.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.