Frank Schirrmacher (†2014) war einer der bekanntesten Journalisten und Autoren Deutschlands. Als bisweilen jüngster Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und begnadeter Schreiber war er einer, der mit minutiöser Genauigkeit zu beobachten wusste, was für viele seiner Kollegen im Verborgenen blieb; einer, der stets betonte, die Menschen müssen mehr Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, und vielleicht deshalb besonders konsequent in der Umsetzung seiner Vorhaben war.
Das letzte Werk, das vor seinem Tod veröffentlicht wurde, trägt den bezeichnenden Titel „Ego: Das Spiel des Lebens“. Schirrmacher beschreibt darin den Aufstieg des Homo oeconomicus, eines nach finanziellen Mitteln und der damit einhergehenden Macht strebenden Menschen, dessen verworrenes Weltbild er in seinem Buch erörtert. Bereits vor der Veröffentlichung musste der Autor sich wegen seines Buches den Kritikern stellen. Das lag nicht zuletzt daran, dass Schirrmacher Zeit seines Lebens für Gesprächsstoff sorgte und die Kulturwelt Deutschlands sehr viel bunter und vielschichtiger machte, als sie es zuvor gewesen war.
Frank Schirrmacher (1959-2014)
… war der bis heute jüngste Herausgeber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und erhielt im Laufe seines Lebens unzählige Auszeichnungen für sein Werk. Neben „Ego – Das Spiel des Lebens“ schrieb er einige weitere lesenswerte Werke („Minimum“ 2008, „Payback“ 2011) und unzählige journalistische Texte.
Ihm zu Ehren wird seit 2015 jährlich der Frank-Schirrmacher-Preis an engagierte Persönlichkeiten aus der Kulturbranche für „herausragende Leistungen zum Verständnis unseres Zeitgeschehens“ vergeben. Zuletzt, im März 2018, erhielt ihn der renommierte Schriftsteller Daniel Kehlmann, dessen Hauptwerk mit dem Titel „Die Vermessung der Welt“ sich weit über den deutschsprachigen Raum hinaus millionenfach verkaufte.
Im Mai 2018 wurde die Biografie mit dem Titel „Schirrmacher – Ein Porträt“ von Michael Angele, dem Chefredakteur der Wochenzeitung „Der Freitag“, veröffentlicht.
Vom Spielen und Manipulieren
Schirrmacher zufolge sei der Mensch in gewisser Weise verblendet und hätte eine verworrene Sichtweise auf den Demokratiebegriff unserer Zeit, der ein rechtmäßiges Handeln unmöglich mache. So kommt er zu dem Schluss, dass erst eine Veränderung des leistungsorientierten Über-Performers auch die dauerhafte Sicherung der westlichen Demokratien garantieren könne. Diese harte Theorie brachte ihm neben den hohen Verkaufszahlen auch ausgesprochen kontroverse Rezeptionen seines Buchs ein.
„Ego: Das Spiel des Lebens“ ist nicht zuletzt wegen seiner Aktualität in Anbetracht der sich fortwährend verändernden weltpolitischen Lage ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt. Und auch Sie womöglich einige Entscheidungen oder Verhaltensmuster Ihrer selbst überdenken lässt.
In der im Mai 2018 erschienenen Biografie „Schirrmacher – Ein Porträt“ schreibt der Journalist Michael Angele: „Wer keine Angst vor Liebesentzug hatte, konnte mit Schirrmacher gut auskommen“. Zeit seines Lebens wurde er als nicht ganz unkomplizierter Zeitgenosse beschrieben. Das mag auch daran gelegen haben, dass Frank Schirrmacher ein brillanter Beobachter, ein meisterhafter Kritiker war. Neben seinem journalistischen Verdienst wusste er, seine Leser in den Bann zu ziehen, indem sich stets die literarische und die sachdienliche Komponente die Waage hielten.
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„Ego: Das Spiel des Lebens“ von Frank Schirrmacher ist 2014 im Münchener Blessing Verlag erschienen, hat 352 Seiten und kostet 14,99 Euro.