Neue Mobilität

E-Auto gegen Verbrenner: Tankkosten im Vergleich

von Nils Matthiesen

Wer fährt billiger? Benziner, Diesel oder Elektroauto? Erstaunlich: Viele schätzen die Kosten vollkommen falsch ein.

Die E-Mobilität ist in Deutschland endlich angekommen, so viele Autokäufer wie noch nie haben sich im Oktober für ein Elektrofahrzeug entschieden. Konkret meldete das Kraftfahrbundesamt (KBA) bei den Elektro-Pkw 23.158 Neuzulassungen, das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 365 %. Damit weisen Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) inzwischen einen Marktanteil von 8,4 Prozent auf. „Das Jahr 2020 markiert einen Wendepunkt für die Elektromobilität, mit erstmals zweistelligen Neuzulassungszahlen“, so der Leiter des Center of Automotive Management, Stefan Bratzel. Dabei spielt sicher auch die großzügige „Innovationsprämie“ des Bundes eine Rolle, die Elektroautos zurzeit viel erschwinglicher macht.

Aber nicht nur durch die Unterstützung des Staates lässt sich viel Geld sparen, auch der Unterhalt von E-Autos ist im Vergleich zu Verbrennern günstiger. Das betrifft nicht nur Steuern und Reparaturen, auch das Tanken ist viel preiswerter, als viele annehmen.

Tankkosten: Mehrheit liegt falsch

Denn laut einer Studie des Vergleichsportals Verivox schätzt die Mehrheit (53 Prozent) das Verhältnis von Stromkosten und Benzinkosten beim Tanken falsch ein:

  • 22 Prozent der Umfrageteilnehmer halten die durchschnittlichen Tankkosten für Strom und Benzin für etwa gleich hoch.
  • 31 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Tankkosten für Strom höher sind.
  • Rund 47 Prozent der Befragten geben an, dass die Tankkosten für Benzin höher ausfallen als für Strom.

Richtig laut Verivox-Energieexperte Thorsten Storck ist: „Wer sein Elektroauto zuhause mit Strom auflädt, zahlt deutlich weniger als für einen vergleichbaren Benzinantrieb“.

Tankkosten von E-Autos und Verbrennern im Vergleich

Laut Bundesverband eMobilität laden rund 80 Prozent der Nutzer von Elektroautos ihre Fahrzeuge zuhause oder beim Arbeitgeber auf. Daher sei für einen Kostenvergleich der durchschnittliche Strompreis für Haushalte (28,65 Cent/kWh im September 2020) heranzuziehen, auch wenn an öffentlichen Ladesäulen je nach Anbieter und Aufladungsart deutlich höhere Kosten entstehen können. Für die Berechnung haben die Experten den von ADAC Ecotest ermittelten, durchschnittlichen Stromverbrauch der zehn meistverkauften Elektroauto-Modelle zu Grunde gelegt.

  • Der liegt im Schnitt bei 20 kWh pro 100 km, wodurch bei E-Autos Stromkosten in Höhe von 5,73 Euro entstehen.
  • Dagegen liegt der durchschnittliche Verbrauch von Benzinern bei 7,8 Litern pro 100 km. Bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 1,245 Euro/Liter im September 2020 macht das 9,71 Euro pro 100 Kilometer.
  • Der durchschnittliche Verbrauch von Pkw mit Diesel liegt bei 7 Litern pro 100 km. Bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,049 Euro/Liter im September 2020 sind das Kosten von 7,34 Euro pro 100 Kilometer.

Drei Modelle im Tankcheck

Dass die Stromkosten für das Tanken deutlich niedriger liegen als die Benzinkosten, zeigt der Vergleich ähnlicher Automodelle. Der VW e-Golf (136 PS) verbraucht laut dem Test des ADAC rund 17,3 kWh auf 100 Kilometern. Wird der Durchschnittspreis für Haushaltsstrom im September berücksichtigt, entspricht das Kosten von rund 4,96 Euro. Der moderne Benziner VW Golf 1.5 eTSI (150 PS) verbraucht laut ADAC 6,1 Liter Benzin auf 100 Kilometern, was 7,59 Euro entspricht.

„Der Preisunterschied steigt, je höher die jährliche Fahrleistung liegt. Werden 5.000 Kilometer pro Jahr gefahren, müssen rund 130 Euro mehr für Benzin bezahlt werden. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern sind es fast 400 Euro mehr“, so Thorsten Storck.

Selbst wer einen sehr sparsamen Diesel wie den VW Golf 2.0 TDI fährt, der laut ADAC Ecotest einen Verbrauch von 4,8 Litern auf 100 Kilometern aufweist, zahlt fürs Tanken mehr. In diesem Fall liegen die Kosten bei 5,04 Euro und immer noch leicht über den Stromkosten des vergleichbaren E-Modells mit 4,96 Euro.

Tankvorteil nur mit günstigem Stromtarif

Der Tankvorteil von E-Autos schrumpft aber bei teuren Stromanbietern. So haben im 1. Halbjahr 2020 Verbraucher laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt nicht wie in der Studie angenommen 28,65 Cent/kWh, sondern 31,94 Cent je Kilowattstunde Strom gezahlt. Umso wichtiger, dass insbesondere Fahrer von E-Autos auf einen günstigen Stromtarif achten. Ein Stromanbieterwechsel ist über Vergleichsportale wie check24 oder Verivox alles andere als kompliziert und in wenigen Minuten erledigt.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.