EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

von Philipp Grabowski

Unser Kolumnist Volker Schilling beobachtete in dieser Woche bessere Hälften in den USA, das mögliche Ende einer bislang zuverlässigen Beziehung und Pläne die bisherige DAX-Familie zu vergrößern. Der Wochenrückblick auf den Finanzmärkten!

Die bessere Hälfte

Die bessere Hälfte der US-Präsidentenwahl konnten wir diese Woche erleben: Das TV-Duell der Vizepräsidenten, oder wie der Nachrichtensender n-tv es nannte: Die Vizekandidaten wären die besseren Chefs. Inhalt und Form machten Hoffnung, dass es doch noch eine lebhafte und konstruktive Debattenkultur in Amerika gibt. Was machte die Börse daraus? Gar nichts! Nein, so ganz stimmt das auch nicht, denn auch die Börse hatte in dieser Woche eine bessere Hälfte und das war eindeutig das Ende. Nachdem Präsident Trump zu Beginn der Woche mitteilte, dass er das erneute staatliche Hilfspaket blockieren will, schickte er die Wertpapiermärkte erst einmal auf Talfahrt. Nach einem erneuten Tweet Mitte der Woche, dass er sich das Ganze doch noch einmal überlegt hatte, setzten die Märkte wieder zur Erholung an. Als Schaukelbörse kann man das wohl bezeichnen. Gewöhnen Sie sich daran, denn bis zur Klärung des Wahlausgangs wird sich wohl auch nichts daran ändern.

Drum prüfe wer sich ewig bindet

Diesen Satz sollten Sie sich in Zukunft öfters laut aufsagen, wenn Sie tatsächlich darüber nachdenken sollten, Ihre Altersvorsorge mit einer klassischen Lebensversicherung zu gestalten. Denn diese Woche zeigte der Branchenprimus Allianz schonungslos, wo die Reise hingeht: Keine Garantie mehr für die eingezahlten Beträge in Lebensversicherungen und kein garantierter Zins. Damit spricht der Marktführer nur das aus, was wir alle schon längst wissen: Die Zinsen sind weg und werden es auch auf lange Zeit bleiben. Kein seriöser Versicherer wird daher mehr in der Lage sein, das Geld seiner Kunden zu garantieren. Neben dem Sparbuch ist damit das zweite Lieblingskind der deutschen Anleger in einer Krise. Damit dürfte auch hier bald eine Scheidung bevorstehen. Ganz anders sieht es hier aus:

Sie dürfen die Braut jetzt küssen

Seit über dreißig Jahren hält diese Verbindung schon und zahlreiche Höhen und Tiefen hat man miteinander erlebt. Die Rede ist vom DAX 30, dem wichtigsten deutschen Aktienindex. Doch aktuell ist man unzufrieden und sucht neue Wege, die Verbindung wiederzubeleben. Grund: Die Seitensprünge einiger Mitglieder. Und der Eheberater Deutsche Börse schlägt folgende Paartherapie vor: Lasst uns in Vielfalt leben und 40 statt 30 Mitglieder im Dax verbinden. Prüft aber vorher, ob die Mitgift ausreicht, sprich ob das Unternehmen auch Gewinne erzielt. Und lasst uns weniger die Begehrlichkeit prüfen oder wie es im Arbeitskreis heißt: Handelsvolumen soll künftig keine Rolle mehr spielen.

Der Therapeut Deutsche Börse macht daraus aber gleich eine Gruppentherapie und befragt die gesamte Börsenverwandtschaft. Spannend bleibt, ob man damit wieder Schwung in die Ehe bringen kann? Die Kurven sehen aber wenig sexy aus, die man neu berechnet hat, wenn man die geplanten Maßnahmen einmal berücksichtigt.

Liebe Börse, ich finde es gut, dass man neuen Schwung in die Beziehung bringt, aber wie wäre es mal darüber nachzudenken, ob man das leidige Thema Kurs- und Performanceindex einmal angeht. Ständig sieht das Brautpaar aus Dividenden und Kursgewinnen aufgemotzt aus, aber schneidet im Vergleich mit seinen Pendants aus anderen Ländern, die nur die Kursentwicklung abbilden, schlechter ab. Letzteres würde mehr Gäste auf das Parkett bringen und die Hochzeit beleben. Apropos Hochzeit. Ich verabschiede mich von Ihnen diese Woche und freue mich auf den wunderbarsten Satz, der mir am Wochenende zuteil wird: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen!“

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski