EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Herbstliche Stimmung an den Märkten

von Philipp Grabowski

Wir befinden uns mitten im Herbst und auch auf den Märkten geht es teils stürmisch zu. ZASTER-Kolumnist Volker Schilling behält den Überblick und fasst zusammen, was in dieser Woche auf den Finanzmärkten los war.

Winde wehen

Der Herbst ist da und mit ihm die Stürme. Stürmisch ansteigende Coronazahlen, windige Aussagen von Politikern dazu, und auch an der Börse braut sich etwas zusammen. Doch diese Woche ist erst einmal Indian Summer angesagt. Das deutsche Wort Altweibersommer lässt sich wohl an dieser Stelle politisch als auch gender-korrekt nicht mehr verwenden. Das Zwischenhoch bescherte der Börse diese Woche eine kleine Verschnaufpause, so dass die Kurse mehr oder minder auf der Stelle treten. Ganz anders am Anleihenmarkt in Europa. Hier hat dieser Tage eine neue Ära begonnen: Die Ausgabe von gemeinschaftlichen Eurobonds. Pardon, das heißt EU-Anleihe oder Coronabond. 17 Milliarden Euro wollte sich die EU leihen, 233 Milliarden wollten Anleihenkäufer geben. Mit anderen Worten: Es gab eine gewaltige Nachfrage nach den neuen Wertpapieren. Wow, da vermutet man doch gleich, dass die besonders wertvoll sein müssen und richtig etwas abwerfen. Genau: Null Prozent Zinsen zahlt die EU den Käufern. Klingt nach einem lohnenden Geschäft – für die EU. Kurzum: Die Schuldenaufnahme der EU wird weitergehen, bis zu 850 Milliarden Euro wird man sich am Kapitalmarkt leihen. Mit der Summe wärmt es sich gut am wohligen Kamin in den Herbsttagen der EU-Tage, beheizt mit den Scheinen der Gläubiger.

Blätter fallen

Auf die nächste Geldspritze durch die Regierung müssen die Amerikaner wohl noch warten. Wie von mir erwartet, blockieren sich die Demokraten und Republikaner vor der Wahl gegenseitig und verhindern ein weiteres Stützungs- und Rettungspaket für die US-Wirtschaft. Lieber schaut man den Blättern beim Fallen zu, als weitere Schecks in die US-Haushalte regnen zu lassen. Das wird die US-Konjunkturerholung verlangsamen und auch an der Börse erst einmal für Ungemach sorgen. Der Blätterwald der Journalisten dagegen scheint sich in den USA nur noch mit der stürmischen Wahlkampfphase zu beschäftigen, die aus meiner Sicht durch ist. Ich lege mich daher heute fest: Biden wird der nächste Präsident, die Börsen werden dies nach zwei schwachen Tagen doch positiv quittieren und zu neuen Höchstständen ansetzen. Und relativ betrachtet, sollten die europäischen Börsen davon noch stärker profitieren. Wenn also das ein oder andere Papier im Vorfeld der Wahl fällt wie das Herbstlaub, so fangen Sie auch hier an, zusammenzurechen und sich einen schönen Korb zu füllen. Bald schon könnten sie steigen wie Drachen. Apropos:

Drachen steigen

Die mächtigen Drachen unserer Zunft sind derzeit die großen Technologiekonzerne. Und die steigen und steigen an den Börsen. So auch diese Woche wieder, als Tesla zum fünften Mal in Folge ein positives Quartalsergebnis berichtete und seine ambitionierten Jahresziele bestätigte. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe tatsächlich gerade nicht nur wieder mehr Drachen am Himmel, sondern auch immer mehr Tesla’s auf der Straße. Es scheint, als ob Elon Musk es tatsächlich geschafft hat. Ich vermute, demnächst werden wir die Tesla-Aktie auch im S&P 500 wiederfinden. Derweil gibt Paypal diese Woche bekannt, dass man in das Geschäft mit Kryptowährungen einsteigt. Kunden in den USA können künftig über die PayPal-Plattform Bitcoin und andere Kryptowährungen kaufen, verkaufen und sie aufbewahren. Das teilte PayPal am Mittwoch mit. Ab Anfang 2021 soll es zudem möglich sein, bei Händlern via PayPal mit Kryptowährungen zu bezahlen. Geplant sei, das Angebot im kommenden Jahr auf weitere Länder zu erweitern. Paypal-Aktien steigen ebenfalls kräftig an und die Drachenleine scheint mir mit dieser Meldung um einige Meter länger geworden zu sein. In diesem Sinne, genießen Sie die Herbsttage und sollten Sie noch wertlose Papiere in Ihrem Depot haben, dann basteln Sie doch daraus einen Drachen, dann können sie diese noch einmal steigen sehen.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski