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Buch der Woche

Den Finanzmarkt verstehen

von Hannes Lustermann

Jede Woche stellt die ZASTER-Redaktion ein Lieblingsbuch aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen vor. Heute: „Den Finanzmarkt verstehen“ von Klaus Schredelseker.

Ein Buch, nach dessen Lektüre der Leser den Finanzmarkt versteht – klingt nach einem sehr hoch gegriffenen Anspruch, der kaum einlösbar ist. Doch das Gegenteil ist der Fall: Schredelsekers leicht zugängliche Fachlektüre bringt den Laien mit seinem Untertitel „Anlagestrategie und Börse: Warum der Hund es besser kann“ gleich zurück auf den Boden der Tatsachen und verleiht seiner Bescheidenheit Ausdruck. Der Vierbeiner auf dem Cover lässt bereits erahnen, dass das Buch trotz der Ernsthaftigkeit des Themas auch unterhaltsam geschrieben ist und sich nicht hinter komplizierten Formeln und Formulierungen versteckt.

Es liefert vor allem interessierten Hobby-Spekulanten einen wissenswerten Einblick in die Mechanismen der Börsenwelt und die Strategien der Anleger. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern zum Thema schafft er das, ohne dem Leser vorzuheucheln, damit den professionellen Investoren den Rang ablaufen zu können. Denn diese verfügen, so eine zentrale Aussage, über bessere Informationen und sind durch ihre technischen Hilfsmittel und ihre Erfahrung in der Lage, reaktionsschneller auf die Entwicklungen der Märkte zu reagieren.

Klaus Schredelseker ist emeritierter Professor an der Universität Innsbruck, mit der Finanzanalyse und der Ökonomie sowie der ökonomischen Analyse des Rechts als seine Spezialgebiete. Wie in der Wissenschaft üblich, geht er in erster Linie den Kernfragen nach, statt als „Finanzguru“ aufzutreten, und vermeintlich unschlagbare Erfolgsrezepte zu vermitteln. Eine Herangehensweise, die auch dem Leser zugute kommt, der dadurch informiert statt überredet wird. Dabei verzichtet er auf komplexe Theorien und deren mathematische Begründung und beleuchtet in einfacher Sprache deren Mehrwert.

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Eine Analyse der Funktionsweise des Finanzmarkts

Das Buch beginnt mit einer Vorstellung des Profils der verschiedenen Marktteilnehmer, vom „Menschenkenner“ bis hin zum „Hochfrequenztrader“. Sie alle widmen einen großen Teil ihrer Zeit auf die nach Möglichkeit exlusive Informationsbeschaffung und Verarbeitung. Ihre Hypothese lautet, dass sich durch diesen Vorteil Risiken minimieren und Entwicklungen vorhersehen lassen, um kurz- oder langfristig besser zu sein als der Durchschnitt.

Hier kommt der Hund zum ersten Mal ins Spiel: Wer seine Kauf- oder Verkaufsentscheidung anhand des Schwanz-Wedelns seines Hundes fällt, hat laut Schredelseker die besten Chancen, den Durchschnitt zu halten. Das soll der höchste Anspruch des kleinen Anlegers sein, denn wer nicht verliert, wenn die meisten Verlust machen, hat schon gewonnen. Zu mehr reicht es aufgrund des beschränkten Zugangs zu Informationen seiner Ansicht nach nicht.

Er vertritt die These, dass es besser ist, nichts zu viel wissen zu wollen – unabhängig davon, ob der Finanzmarkt nun informationseffizient oder informationsineffizient ist. Beide Weltbilder des Marktes hält der Autor für vertretbar und erläutert dem Leser im Hauptteil des Buches ausführlich, auf welchen Annahmen die jeweilige Betrachtungsweise beruht.

Je nachdem, für welche Sichtweise man sich entscheidet: Es gelten die entsprechend andere Regeln und Mechanismen. Wer jedoch weder den Anspruch hat, besser als alle anderen zu sein, noch Gefahr laufen möchte, schlechter als der Durchschnitt zu sein, dem rät er, beide Weltbilder unter die Lupe zu nehmen und danach ihren Verheißungen zu widerstehen.

Es geht darum, sich am Kapitalmarkt erfolgreich zu behaupten, nicht darum, ihn zu schlagen.
Klaus Schredelseker
ein Artikel von
Hannes Lustermann