Geld und Liebe

Was kostet eigentlich eine Scheidung?

von Nils Matthiesen

Unter einer Scheidung leidet nicht nur das Herz, auch das Konto blutet. Wie teuer es unterm Strich wird, hängt aber in erster Linie von euch ab.

Wenn du vor den Trümmern deiner Ehe stehst, gehen dir sicher viele Fragen durch den Kopf. Eine davon: Was kostet mich eigentlich die Scheidung? Leider gibt es darauf keine einfache Antwort. Die Höhe der Kosten hängen von verschiedenen Faktoren ab. Der Wichtigste: Trennt ihr euch im Streit oder geht gütlich auseinander. Ebenfalls eine Rolle spielt, ob ihr Kinder habt, ob es Vermögen oder Schulden aufzuteilen gilt und ob einer von euch Unterhalt verlangt. Denn abhängig davon kassieren eure Anwälte mehr oder weniger. Fest steht nur: Eine Scheidung kostet dich auf jeden Fall etwas.

Scheidung: Ein Anwalt ist Pflicht

Schlecht: Selbst wenn ihr die besten Freunde bleiben wollt und es keine Streitpunkte gibt, muss einer von euch einen Anwalt beauftragen (dessen Kosten ihr euch dann fairerweise teilt). Schließlich besteht bei den Familiengerichten Anwaltszwang, wodurch ihr euch nicht selbst vertreten könnt. Wie geschrieben genügt es bei einer einvernehmlichen Scheidung immerhin, wenn nur der oder die einen Anwalt nimmt, die die Scheidungspapiere bei Gericht einreicht. Die andere Partei muss dem Prozedere lediglich zustimmen und braucht für diesen Fall keinen Anwalt.

Faktor Einkommen

Wenn ihr euch in allen wichtigen Fragen einig seid, es sich also um eine sogenannte einvernehmliche Scheidung handelt, bleiben die Kosten im Rahmen. Wie teuer es genau wird, hängt von euren Einkommens- und Vermögensverhältnissen ab. Konkret ergeben sich die Scheidungskosten aus dem dreifachen Nettoeinkommen plus eurem Vermögen. Diese Zahlen bestimmen den Streitwert (beziehungsweise „Verfahrenswert“) des Scheidungsverfahrens vor Gericht. Ein Beispiel: Ihr verdient zusammen 5.000 Euro netto und verfügt über ein Vermögen von 50.000 Euro. In diesem Fall würden die Scheidungskosten rund 2.500 Euro betragen. Übrigens: Selbst ohne Einkommen kosten euch Anwalts- und Gerichtskosten mindestens um die 840 Euro.

Streit und Kinder kommen teuer

Diese Zahlen beschreiben allerdings nur den Idealfall. Kommt es zu Streit, kann es richtig teuer werden. Denn dann benötigt ihr beide einen Anwalt, schließlich darf ein Anwalt nicht beide Seiten beraten. Dadurch steigen die Kosten beträchtlich, Anwälte sind nicht billig. Im genannten Beispiel betragen die Kosten dann schon rund 4.500 Euro. Aber selbst das stellt wieder den Idealfall dar. Denn abhängig davon, wie lang ihr euch streitet, können die Gebühren immer weiter steigen. Kompliziert wird es zum Beispiel gerne, wenn Kinder im Spiel sind und Themen Sorgerecht, Besuchsrecht und Unterhalt auf den Tisch kommen. Weitere Kostentreiber sind Sachverständige, die unter Umständen den Wert eine Immobilie oder anderer Vermögensgegenstände ermitteln. Mithilfe eines Prozesskostenrechners lassen sich die ungefähren Kosten je nach Verfahrensverlauf einigermaßen einschätzen. Das wird es ganz schnell fünfstellig.

Fazit

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ gilt auch aus finanzieller Sicht. Denn eine Scheidung bedeutet nicht nur Herzschmerz, auch die Finanzen leiden.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.