Online-Shopping

Corona lässt die Preise steigen

von Nils Matthiesen

Corona nervt. Und das nicht nur aus gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen. Jetzt steigen auch noch die Preise.

Eine altbewährte Shopping-Regel zieht aktuell nicht mehr: Wer ein Teil nicht sofort haben muss und etwas wartet, zahlt nach einigen Monaten deutlich weniger. Sie trifft zwar nicht auf alle Produktkategorien zu, aber auf die meisten schnelllebigen wie Technik und Kleidung. Denn je älter das Produkt, desto geringer die Nachfrage und desto geringer der Preis. Zurzeit ist aber alles anders, das gilt auch fürs Shopping. Eine Studie des Verbraucherforums mydealz.de zeigt: Viele Produkte sind aktuell teurer als noch vor einem Jahr.

Produkte teurer als vor einem Jahr

Riesige Konjunkturprogramme, billige Zinsen, kräftiger Aufschwung nach der Krise: Es ist die ideale Mixtur für stark steigende Preise. Die Warnungen, dass uns eine höhere Inflation erwartet, zeigen sich an vielen Ecken, so auch beim Online-Shopping.

Ein Beispiel ist die Samsung-Mikrowelle vom Typ „MG23K3515AW“: Noch am 15. Februar 2020 kostete sie im günstigsten Fall 86 Euro. Ein Jahr später, am 15. Februar 2021, betrug der Bestpreis 88 Euro, also 2,3 Prozent mehr. Das sei laut mydealz.de keine Ausnahme. Die Shopping-Experten verglichen die Preise von 550 zufällig ausgewählten Produkten aus 22 Warengruppen vom 15. Februar 2020 und 15. Februar 2021. Das erstaunliche Ergebnis: Mehr als die Hälfte (51,5 Prozent) war teurer als noch vor einem Jahr.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Vor allem aber hat Corona die globalen Warenketten aus dem Tritt gebracht. Wegen des Lockdowns hatten und haben viele Fabriken weniger produziert, entsprechend reduzierten viele Reedereien ihre Containerflotten deshalb Schiffe stillgelegt. Deshalb fehlen an vielen Ecken benötigte Teile, die die Produktion erschweren und das Angebot verknappen.

Ein gutes Beispiel ist der Fahrradmarkt. Wer beispielsweise ein Mountainbike kaufen möchte, muss mit monatelangen Wartezeiten rechnen. Wer im Laden eins bekommt, kann sich glücklich schätzen. Logisch also, dass die Händler keine Angebote raushauen oder Rabatte anbieten, sondern jeden Euro mitnehmen. Oder versucht einmal, einen Gaming-PC zu einem niedrigen Preis zu ergattern.

Preise von Spielen und Filmen besonders gestiegen

In anderen Bereichen zeigt sich eine ähnliche Melange aus geringem Angebot und hoher Nachfrage. Laut mydealz.de haben die Preise der untersuchten 550 Produkte um 3,1 Prozent zugelegt. Am stärksten angezogen haben die Preise für Videospiele und Filme: Verglichen mit dem Februar 2020 müssen Verbraucher für die gleichen Spiele und Filme nun im Schnitt 20,8 Prozent mehr ausgeben. Um ein knappes Fünftel (19,8 Prozent) sind zeitgleich auch die Preise für Besteck, Geschirr und Gläser gestiegen. Beide Preisanstiege dürfen sich darauf zurückführen lassen, dass viele Deutsche nun mehr Zeit zuhause verbringen und die Nachfrage entsprechend angezogen hat. Das gilt auch für Fernseher sowie Drucker und Scanner, die nun im Schnitt 15,5 Prozent beziehungsweise 13,2 Prozent teurer sind als noch vor einem Jahr.

Wie sehr auch die Produktion von Mode (10,8 Prozent), Gaming-Komponenten (5,7 Prozent) wie Gamepads oder Joysticks und PC-Zubehör wie Grafikkarten, Mäusen oder Bildschirmen (3,4 Prozent) von Asien abhängig ist, macht der Preisvergleich für diese Warengruppen deutlich: Auch sie sind bedingt durch die Schwierigkeiten in der Seefahrt nun merklich teurer als noch im Februar 2020.

Kosmetik und Parfum günstiger

Auf der anderen Seite geben wir weniger aus. Besuche von Restaurants und Clubs fallen genauso weg, wie das Arbeiten im Büro. Das wirkt sich auf die Nachfrage nach Kosmetik, Parfüms und Drogerieartikeln aus. Sie fällt zurzeit deutlich schwächer aus als noch im Februar 2020. In der Folge sind auch die Preise merklich gesunken. Die Preise für Kosmetik und Parfüm gingen im Schnitt um 11,0 Prozent zurück und Drogerieartikel sind nun 8,0 Prozent preiswerter als noch vor einem Jahr. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Koffern und Taschen (-4,9 Prozent) sowie Bürobedarf und Schreibwaren (-4,4 Prozent). Auch Tablets und Smartphones (-2,4 Prozent) sind günstiger geworden.

Kommt die Inflation?

Wie es mit den Preisen weitergeht? Fabian Spielberger ist optimistisch und prognostiziert: „Mit dem Beginn des Sommers dürfte sich die Lage wieder entspannen. Dann nämlich hat sich der Container-Engpass in der Frachtschifffahrt gelöst und Waren können nicht nur schneller, sondern auch preiswerter importiert werden. Dies dürfte direkte Auswirkungen auf das verfügbare Angebot und damit auf den Preis haben.“

Bundesbankpräsident Jens Weidmann rechnet dagegen mit steigenden Preisen. „Die Inflationsrate bleibt nicht auf Dauer so niedrig wie im vergangenen Jahr“, äußerte er in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex könne demnach zum Jahresende bei über 3 Prozent liegen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.