Seine letzte große Anschaffung war der VW-Bus, den er sich zusammen mit seiner Partnerin gekauft hat. „Das war damals, also vor gut zwei Jahren, eine langwierige Entscheidung. Wir wussten, dass es ’ne Menge kosten wird und deshalb auch aufwendig ist, ein richtig gutes Angebot zu finden. Wir hätten uns gerne das Klassiker-Modell T4, also den Nachfolger vom ,Bulli‘, geholt. Den Wunsch haben wir aber aufgegeben, weil der so kultig und dementsprechend teuer ist. Einen Neuwagen hätten wir uns nicht leisten können. Am Ende haben wir uns für einen zehn Jahre alten VW-Bus Modell LT 28 entschieden, für den wir nur noch 5700 Euro hinlegen mussten. Gezahlt haben wir nicht bar auf die Kralle, aber alles auf einen Schlag – das haben wir zusammenbekommen.“
Lebensqualität statt Status
Deshalb macht Conrad einen Haushaltsplan: „Eigentlich geb‘ ich prinzipiell eher wenig aus, und ich spare auch nicht gezielt. Gleichzeitig möchte ich mir immer das leisten können, was mich anspricht. Das hat damals nicht ganz geklappt, als ich den klassischen VW-Bus T4 kaufen wollte. Da musste ich mich nach einer günstigeren Alternative umschauen. Darum schreibe ich inzwischen alles in einer Excel-Datei auf, um abschätzen zu können, wieviel Geld ich später zur Verfügung habe.“
Gewappnet für die Zukunft: „Mit dem, was ich inzwischen gespart habe, könnte ich einen gebrauchten Porsche kaufen, aber das interessiert mich nicht. Lieber stecke ich das Geld in unseren Bus, den wir zum Wohnmobil ausbauen, wobei ich die Kosten natürlich im Haushaltsplan aufschreibe. Dann kann ich hinterher nachschauen und mich freuen, dass sich jeder Euro richtig gelohnt hat, da wir fast jeden Urlaub mit dem Bus machen. Zuletzt sind wir damit frei Schnauze durch Spanien und Kroatien gereist, das war ein tolles Lebensgefühl.“
Conrad ist zufrieden. Drei Jahre sollte seine Ausbildung zum Elektriker dauern, er konnte aber um ein halbes Jahr verkürzen. Mit dem Abschluss hat er erst sechs Monate auf einer Baustelle als Elektromonteur gearbeitet. Inzwischen hat er seit drei Jahren einen Job, der Ihm Spaß macht und kann sich darauf verlassen, dass seine Arbeit jeden Monat pünktlich bezahlt wird – und zwar so, dass er gut davon leben kann. Einen guten Teil der Fixkosten teilt er sich hälftig mit seiner Partnerin, das haben sie so ausgemacht.
Einkommen netto monatlich: 2319,47 Euro
Fixkosten (auf den Monat umgerechnet): 610,85 Euro
Davon Wohnen, Haus und Grund: 330 Euro
- Miete Wohnung anteilig 274 Euro
- Strom anteilig 29 Euro
- Gas anteilig 27 Euro
Gesundheit und Versicherungen: 9,15 Euro
- Haftpflichtversicherung anteilig 1,65 Euro
- Rechtsschutzversicherung anteilig 7,50 Euro
Mobilität: 222,70 Euro
- VW-Bus Instandhaltung und Spritkosten 80 Euro
- VW-Bus Umbau 100 Euro
- Kfz-Versicherung Auto 25 Euro
- Kfz-Versicherung Moped 1,70 Euro
- Kfz-Steuern 16 Euro
Sparen, Anlagen: 0 Euro
Telekommunikation, Mitgliedschaften, Abos: 49 Euro
- Handyvertrag 14 Euro
- Internet anteilig 10 Euro
- Deutscher Alpenverein 5 Euro
- Kletterhalle 20 Euro
In der Summe bleiben also monatlich zur freien Verfügung: 1708,62 Euro.
Wenn ich etwas selber machen kann und obendrein Spaß daran habe, brauche ich auch nicht unnötig Geld auszugeben.
Einen Gebrauchtwagen eigenständig aufzumotzen, bedeutet viel Arbeit, spart aber bares Geld. „Der Bus ist unser mobiles Zuhause, und deshalb wollten wir ihn gerne nach unseren eigenen Vorstellungen umgestalten. Wenn ich etwas selber machen kann und obendrein Spaß daran habe, brauche ich auch nicht unnötig Geld auszugeben. In manchen Monaten geht natürlich etwas mehr für den Bus drauf, zum Beispiel als wir neue Reifen besorgt haben. Allerdings hat das ja nichts mit dem Umbau zu tun, für den wir im Schnitt 100 Euro im Monat ausgeben.
Inzwischen haben wir bereits Betten und eine Küchenzeile eingebaut, aber damit ist noch lange nicht Schluss. Momentan denken wir darüber nach, noch ein paar Solarzellen aufs Dach zu packen – die müssen aber geschützt sein, damit sie im Winter oder bei Hagel nicht kaputtgehen. Aber eins nach dem anderen, für diesen Sommer sind wir erstmal gut ausgerüstet.“
Sparsamkeit ist eher sowas, das mir von meiner Mutter eingeimpft wurde – als alte Ostlerin hebt Sie zum Beispiel immer noch an Weihnachten das Geschenkpapier auf.
„Hier kann ich einen Punkt zu meiner Sparsamkeit einfügen: Ich spare halt nicht bewusst, sondern gebe einfach nicht unnötig Geld aus. Ich denke nie: „Oh, das ist mir jetzt aber zu teuer.“ Sparsamkeit ist eher sowas, das mir von meiner Mutter eingeimpft wurde – als alte Ostlerin hebt Sie zum Beispiel an Weihnachten immer das Geschenkpapier auf. Ich stelle mir also einfach immer die Frage: Brauche ich das wirklich oder muss es nicht unbedingt sein?“
Manchmal stellt er diese Haltung gezielt auf die Probe: „Während unseres Italienurlaubs kamen wir in Bologna an einem richtig schniecken Restaurant vorbei, wo wir sonst nicht reingehen würden. Wir haben dann spontan beschlossen, da einfach mal reinzugehen und uns das zu gönnen. Wir haben erstmal nur die Vorspeisen bestellt, was schon knapp 80 Euro gekostet hat. Die waren zwar lecker, aber vom Gefühl her, ihr Geld eben doch nicht wert. Irgendwie hat es danach keinen Spaß mehr gemacht, und wir sind nach einem Abschiedskaffee wieder gegangen.“
Eine Ausnahme gibt es dann doch: „Wir gehen gemeinsam auf ein bis zwei Festivals im Jahr, denn uns gefallen das Zelten mit Freunden, die gute Stimmung und die Musik. Da setzen wir uns nie ein Limit, wieviel es kosten darf, das genießen wir einfach. Gleichzeitig sind wir ja mit unserem Bus gut ausgestattet und sorgen vor, was Essen und Getränke betrifft – sodass unsere Ausgaben vor Ort am Ende meistens trotzdem überschaubar sind.“
Unser nächstes großes Projekt ist die Elternteilzeit, da nehme ich ein halbes Jahr frei und nutze mein Erspartes, denn das wird nicht vom Arbeitgeber bezahlt.
Alle reden vom passiven Einkommen, Conrad vom passiven Sparen: „Ich lege nichts aufs Sparbuch, kaufe keine Aktien oder stecke Geld in einen Bausparvertrag. Das, was am Monatsende übrig ist, lasse ich einfach auf meinem Konto liegen. Ich spare also mal mehr, mal weniger, ohne mir da einen großen Kopf zu machen, Hauptsache ich bleibe im Plus. Ein Dispo kommt für mich nicht infrage, ich lebe nach dem umgekehrten Prinzip: Immer einen kleinen Puffer auf dem Konto, damit ich Sicherheit habe, und mir keine Sorgen machen muss.
Unser nächstes großes Projekt ist die Elternteilzeit in sechs, sieben Monaten. Da nehme ich ein halbes Jahr frei und nutze mein Erspartes, denn das wird nicht vom Arbeitgeber bezahlt. Bis dahin möchte ich meine Rücklagen noch ausbauen, damit sie nicht alle gleich wegschmelzen.“
Hier darf es gerne etwas mehr sein: „Für Outdoor und Kletterausrüstung geben wir im Schnitt sicher rund 30 Euro im Monat aus. Zuletzt habe ich mir auch einen ordentlichen Kletterrucksack für 180 Euro geholt, den habe ich ja dann auch eine Weile. Klettern und draußen sein gibt mir Adrenalin. Es ist ein sehr schöner Sport, weil er mir ein gutes Körpergefühl vermittelt und all meine Sinne anspricht. Außerdem ist man dabei sehr fokussiert und kann gut abschalten. Meine Partnerin und ich leisten uns auch eine große Reise im Jahr, wenn wir nicht gerade mit dem Bus unterwegs sind. Zuletzt waren wir in Korea, Vietnam und den USA. Das kostet uns schon jeweils einen Tausender.“
Hier ist er sehr kostenbewusst: „Ich habe neben meiner Arbeit und unseren Hobbys gar keine Zeit für Anlässe, wo man sich adretter kleidet. Also reicht mir normale Zweck- und Arbeitskleidung, und die gibt’s auch günstig.“