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Mit einem Burger ganze Volkswirtschaften analysieren

Der Big Mac und die Makroökonomie

von Anton Kleihues

McDonald’s ist ein Big Player. Was die Fastfood-Kette aber mit einem volkswirtschaftlichen Index zu tun hat, wird Dich erstaunen! Dürfen wir vorstellen? Der Big-Mac-Index.

Jeder kennt ihn: Den großen, saftigen Burger von McDonald’s, den die Fast-Food-Kette am liebsten im Big-Mac-Menu verkauft. Während die Ernährung von immer mehr Menschen in Europa bewusster wird und eine Bewegung weg von Fastfood zu entstehen scheint, ist McDonald’s noch immer an fast jedem wichtigen Platz der Großstädte und an den Allermeisten Autobahnen in Europa zu finden. Doch nicht nur in Europa und Nordamerika ist die Fastfood-Kette eine Macht: In mehr als 120 Ländern auf der Welt kann man den Big-Mac kaufen. Insgesamt gibt es mehr als 37 Tausend Restaurants der Kette auf der Welt. Mehr als 350 Tausend Mitarbeiter arbeiten direkt oder indirekt für das Unternehmen und erwirtschaften mehr als 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Name und Logo von McDonald’s gehören zu den bekanntesten Symbolen überhaupt. Die Reichweite des 1940 gegründeten Fastfood-Restaurants ist unerreicht. Und genau diese Reichweite macht etwas möglich, das man so gar nicht von dem Burgerhaus erwartet hätte.

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Preise der Big-Macs bilden zusammen einen in der Volkswirtschaftslehre weit verbreiteten und respektierten Index. Dieser Big-Mac-Index wird genutzt, um die Kaufkraft verschiedener Währungen zu messen.

Halt stopp: Volkswirtschaftslehre? Index? McDonald’s? Das passt doch überhaupt nicht zusammen…

Doch! Der Big-Mac-Index ist ein Indikator, der die Kaufkraft verschiedener Währungen an den verschiedenen Preisen für einen Big Mac in unterschiedlichen Ländern vergleicht. Er wurde 1986 von der britischen Wochenzeitung „The Economist“ erfunden, um den Währungsvergleich auf Basis von Kaufkraftparitäten vereinfacht darzustellen und Über- und Unterbewertungen einzelner Währungen aufzeigen. Seitdem wird er regelmäßig erhoben und immer wieder auch in wissenschaftlichen Studien und Lehrbüchern zitiert. Das Ganze funktioniert so: Die Preise eines Big Macs von McDonald’s werden in der lokalen Währung erholen. Durch die Umrechnung der jeweiligen Währung zum aktuellen US-Dollar-Kurs wird die Kaufkraft der Währungen vereinfacht miteinander verglichen. Das ist nur möglich, weil McDonald’s eben über ein solch riesiges Imperium verfügt und in den verschiedensten Ländern der Welt vertreten ist. Der Big Mac wird also als Indikator für die Kaufkraft einer Währung genutzt, weil es ihn in vielen Ländern der Welt in standardisierter Größe, Zusammensetzung und Qualität gibt. Hinter dem Währungsvergleich steht die Annahme, dass sich die Preise für ein identisches Gut auf lange Sicht in allen Ländern angleichen.

Der Index war nie als präzises Maß für Währungsschwankungen gedacht, sondern lediglich als Instrument, um die komplizierte Wechselkurstheorie verdaulicher zu machen. Trotzdem hat sich der Big-Mac-Index zu einem globalen Standard entwickelt, der in mehreren Wirtschaftslehrbüchern und Dutzenden von akademischen Studien enthalten ist. „The Economist“ entwickelte den Index sogar noch weiter: Der BIP-bereinigte Index wurde als Reaktion auf die Kritik, dass durchschnittliche Burgerpreise in armen Ländern billiger sind als in reichen, weil die Arbeitskosten niedriger sind, entwickelt. Das Verhältnis zwischen Preisen und BIP pro Person kann einen sehr guten Hinweis auf den aktuellen Wert sowie die Kaufkraft einer Währung geben.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.